Finanzen

Anstieg der Erzeugerpreise nimmt im Mai rasant an Fahrt auf

Lesezeit: 2 min
02.07.2021 11:00  Aktualisiert: 02.07.2021 11:16
Die Kosten für Energie, Vorprodukte und Rohstoffe für Deutschlands produzierendes Gewerbe steigen massiv.
Anstieg der Erzeugerpreise nimmt im Mai rasant an Fahrt auf
Mitarbeiter fertigen Motorhauben für den Porsche Macan an der neuen sechsstufigen Servo-Pressenlinie im gemeinsamen Presswerk von Porsche und Schuler. (Foto: dpa)
Foto: Jan Woitas

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Preisauftrieb auf Herstellerebene beschleunigt sich im Euroraum immer mehr. Die Erzeugerpreise stiegen im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. Im April hatte die Rate 7,6 Prozent betragen. Analysten hatten mit der jüngsten Entwicklung gerechnet.

Besonders deutlich verteuerte sich auf Unternehmensebene Energie, die etwa ein Viertel teurer war als ein Jahr zuvor. Die Preise von Vorleistungsgütern stiegen mit gut neun Prozent ebenfalls erheblich. Dies dürfte auf die derzeitigen Engpässe und Lieferschwierigkeiten im internationalen Warenhandel zurückzuführen sein. Kapital- und Konsumgüter wurden ebenfalls teurer, mit etwa zwei Prozent fiel ihr Preisanstieg aber klar unterdurchschnittlich aus.

Die Erzeugerpreise messen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Unternehmen erfassen. Die Entwicklung fließt teilweise in die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Auch auf Verbraucherebene ist die Inflation zuletzt erhöht, mit 1,9 Prozent entspricht sie dem mittelfristigen Zielwert der EZB. Die Notenbank will ihre extrem lockere Geldpolitik dennoch fortführen.

Auftragsbücher sind voll

Die Auftragsbücher der deutschen Maschinenbauer füllen sich kräftig, Produktion und Beschäftigung steigen: Die exportorientierte Branche ist nach dem Krisenjahr 2020 auf kräftigem Erholungskurs. Im Mai verbuchten die Unternehmen ein Auftragsplus von preisbereinigt (real) 47 Prozent gegenüber dem vergleichsweise schwachen Vorjahresmonat, wie der Branchenverband VDMA am Freitag in Frankfurt mitteilte. "Damit lag der Zuwachs im Mai prozentual zwar unter dem noch kräftigeren Plus des Aprils von 72 Prozent. Doch der Maschinenbau bleibt eindeutig auf Wachstumskurs", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

In den ersten fünf Monaten stand ein Plus von 25 Prozent in den Büchern. Die Produktion, eine wichtige Kenngröße für die Geschäftsentwicklung, legte Wiechers zufolge bis einschließlich April um 6 Prozent zu. Die Exporte liefen gut und die Beschäftigung steige, berichtete der Ökonom. "Insgesamt ist eine gute Bilanz". Die Branche mit gut einer Million Beschäftigten profitiert unter anderem von der globalen Konjunkturerholung und Nachholeffekten bei Investitionen, die Kunden wegen der Krise im vergangenen Jahr auf Eis gelegt hatten.

Sorgen bereiten den Unternehmen allerdings Probleme in den globalen Lieferketten. Es gebe überall Engpässe, unter anderem bei Stahl und Elektronikteilen. "Es ist jetzt schon ein Bremsfaktor", sagte Wiechers. Zugleich befürchtet die Branche mögliche neue Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. "Wir dürfen den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa nicht wieder durch einen Flickenteppich an Grenzkontrollen gefährden", warnte Wiechers.

Insgesamt blickt die deutsche Schlüsselindustrie, die im Corona-Jahr 2020 Einbrüche bei Auftragseingang und Produktion verzeichnet hatte, optimistisch auf das laufende Jahr. Angesichts der sich rasch füllenden Auftragsbücher hatte der VDMA jüngst seine Prognose erhöht.

Der Verband rechnet damit, dass die Produktion in diesem Jahr um 10 Prozent auf 221 Milliarden Euro zulegt, statt wie zunächst erwartet um 7 Prozent. 2022 dürfte sie wieder das Niveau vor Corona erreichen. Im vergangenen Jahr war die Produktion um 12 Prozent eingebrochen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...