Weltwirtschaft

Investment mit Kalkül: Preismanipulator JP Morgan hat 21.000 Tonnen Silber angesammelt

Lesezeit: 2 min
08.07.2021 15:20  Aktualisiert: 08.07.2021 15:20
Die US-Großbank JP Morgan hat Unmengen an physischem Silber angesammelt. Wenn in naher Zukunft der Silberpreis explodieren sollte, würde JP Morgan hohe Gewinne einstreichen. Die Bank ist als Silberpreis-Manipulator bekannt. Könnte ein „Silver Squeeze“ den Silberpreis auf über 1.000 Dollar treiben?
Investment mit Kalkül: Preismanipulator JP Morgan hat 21.000 Tonnen Silber angesammelt
Die Bürohochhäuser von HSBC, Citi, JP Morgan und Barclays, aufgenommen am 13.08.2017 in London (Großbritannien). (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der „Silver Thursday“ ereignete sich am 27. März 1980. Damals versuchten drei Brüder (Hunt Brothers), den Silbermarkt zu manipulieren. In etwas mehr als einem Kalenderjahr stieg der Silberpreis um 713 Prozent auf knapp 50 Dollar pro Unze, so Andrew Lane in einem Beitrag auf der Webseite „Investing.com“. Damals wurde behauptet, dass die Hunt Brothers 1/3 des weltweiten Silbers in ihrem Besitz hatten, obwohl der Großteil des Silbers als Future-Kontrakte und nicht nur in physischer Form gehalten wurde. „BullionVault“ wörtlich: „Nelson Bunker Hunt veranlasste bewiesenermaßen seinen Bruder Herbert Hunt zu einer Spekulation, bei der sie zusammen mit Geschäftspartnern aus dem Nahen Osten über 280 Millionen Feinunzen Silber kauften und somit versuchten, den Silberpreis in die Höhe zu treiben.“

Mehr zum Thema: Silber: Populistisches Metall für eine populistische Ära

Ihr Ziel war es, enorme Gewinne zu erzielen. Schließlich musste die Derivate-Börse COMEX die sogenannte „Silver Rule 7“ einführen. Investoren wurde ausschließlich erlaubt, Kontrakte von maximal drei Millionen Unzen zu halten. Jeder Investor, der mehr Kontrakte besaß, musste diese bis Februar 1980 verkaufen. Zudem legte die COMEX fest, dass Investoren Sicherheiten für den Kauf von Silber hinterlegen mussten. „Goldbroker.de“ berichtet: „Die COMEX ist der größte Handelsplatz für Goldfutures (Terminkontrakte) und eine Tochtergesellschaft der Chicago Mercantile Exchange, kurz CME. COMEX steht für ,Commodity Exchange' und neben Gold werden hier auch andere Metalle wie Silber, Aluminium und Kupfer gehandelt.“

Im Jahr 1988 wurden die Hunt Brothers wegen Verschwörung mit einer Geldstrafe von 134 Millionen US-Dollar belegt. Sie sollen versucht haben, den Silbermarkt in die Enge zu treiben. Es ist allgemein bekannt, dass auch die Großbanken und vor allem JP Morgan seit Jahren Einfluss auf den Silberpreis nehmen. JP Morgan hat in den letzten Jahren gemeldete 675 Millionen Unzen physisches Silber angesammelt. In Feinunzen sind das knapp 21.000 Tonnen.

Mehr zum Thema: Wie sinnvoll ist es, in Platin oder Palladium zu investieren?

Andere Berichte deuten darauf hin, dass die Mehrheit ihrer Papier-Shorts gedumpt wurde, als der Preis im März 2020 den Tiefststand von knapp über 11 US-Dollar pro Unze erreichte. Wenn dies der Fall gewesen ist, hält JP Morgan jetzt über 130 Millionen Unzen mehr als die Hunt Brothers, als sie versuchten, den Silbermarkt in die Enge zu treiben. Wenn der Silberpreis steigen sollte, wäre niemand auf der Welt besser aufgestellt als JP Morgan, um einen riesigen Gewinn zu erzielen.

Es bleibt unklar, ob JP Morgan mit einem erneuten „Short Squeeze“ auf dem Silbermarkt rechnet. Doch Analysten gehen davon aus, dass im Verlauf des aktuellen Jahres ein derartiges Ereignis erneut auftreten könnte. Die Silbernachfrage von Investoren stieg im vergangenen Jahr auf den höchsten Stand seit fünf Jahren, und das Silver Institute erwartet, dass die Investitionsnachfrage dieses Jahr weiter steigen wird (HIER).

Kurzum: Mit dem Silberstapel, den JP Morgan besitzt, verfügt die Bank über das Potenzial, die Aufwärtsbewegung des Marktes auf die gleiche Weise wie die Hunt Brothers zu manipulieren.

Wie sieht es aktuell auf dem Silbermarkt aus? Der Monat Juli scheint ein weiterer Monat mit einer bemerkenswert starken Nachfrage nach Silberlieferungen von der Derivate-Börse COMEX zu werden. Die Liefernachfrage verdoppelte sich im Zeitraum 2017-2019 und explodierte dann im Jahr 2020 auf über 35 Prozent des jährlichen Minenangebots.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsch-chinesische Beziehung: So reagiert China auf Scholz’ Besuch
16.04.2024

Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China hat in den vergangenen Tagen die chinesischen Medien beschäftigt. Zum Abschluss seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IWF-Wachstumsprognose 2024: Deutschland bleibt weltweites Schlusslicht
16.04.2024

Für Deutschland hat der IWF in seiner neuen Prognose keine guten Nachrichten: Sie dürfte auch 2024 unter allen Industriestaaten am...

DWN
Politik
Politik Modernste Raketenabwehrsysteme: So schützt sich Israel gegen Luftangriffe
16.04.2024

Hunderte Raketen und Kampfdrohnen hatte der Iran am Wochenende nach Israel gefeuert. Dass dieser Angriff vergleichsweise glimpflich...

DWN
Politik
Politik 365 Tage Schwarz-Rot in Berlin - weder arm noch sexy!
16.04.2024

Niemand war wohl mehr überrascht als Kai Wegner (CDU), dass er vor genau einem Jahr wie „Kai aus der Kiste" Regierender Bürgermeister...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau wegen KI: Jetzt trifft es auch die Hochqualifizierten
16.04.2024

Der zunehmende Einsatz von KI verändert viele Branchen grundlegend und wird in Zukunft eine Reihe von Berufen überflüssig machen. Davon...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenrückgang: DAX im Korrekturmodus - Was Anleger wissen müssen
16.04.2024

Der DAX hat die Woche mit einer Erholung gestartet, doch diese wurde schnell zunichte gemacht. Die Unsicherheit an den Börsen erreicht ein...