Deutschland

Kinder-Impfen: Stiko wehrt sich gegen CSU-Söder

Im Zusammenhang mit der Impfempfehlung für Kinder hat die Ständige Impfkommission viel Einmischung aus der Politik erfahren. Nun setzt sich das Gremium zur Wehr.
16.07.2021 16:52
Lesezeit: 1 min

In der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche setzt sich die Ständige Impfkommission (Stiko) zunehmend gegen Druck aus der Politik zur Wehr. "Die aktuellen Aussagen von Herrn Söder und anderen Politikern zur Stiko und zu deren Arbeit sind auch unter Berücksichtigung der Wahlkampfzeit ungewöhnlich und müssen korrigiert werden", teilte das unabhängige Gremium um den Virologen Thomas Mertens am Freitag mit. Ziel der Stiko sei das Erarbeiten der bestmöglichen Impfempfehlung für einzelne Menschen und für die Gemeinschaft. "Dies erfolgt unabhängig von Meinungen und Wünschen von Politikern und der pharmazeutischen Industrie."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in einem BR-Interview vom Mittwoch bekräftigt, dass es mit einer generellen Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren schneller gehen müsse. Dabei sprach er von der Stiko als einer ehrenamtlichen Organisation, wohingegen die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die "Profis" seien.

Die EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Für Deutschland empfiehlt die Stiko die Impfung bisher jedoch nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Als Gründe nennt die Stiko noch fehlende Daten zur Sicherheit des Impfstoffs.

Das Gremium betonte nun, "keinesfalls" weniger professionell zu sein als die EMA, aber andere Aufgaben zu haben als diese. Die EMA prüfe die Zulassungsunterlagen und erteilte die Zulassung. "Hingegen ist es der Auftrag der Stiko, Empfehlungen zu erarbeiten, wie ein zugelassener Covid-19-Impfstoff am sinnvollsten in der Bevölkerung zur Anwendung kommt." Die Stiko werde von Mitarbeitern des Robert Koch-Instituts (RKI) "maßgeblich unterstützt" und arbeite dem gesetzlichen Auftrag entsprechend "transparent nach streng wissenschaftlichen Kriterien".

Was mit den Impfempfehlungen der Stiko erreicht werden soll, ist im Infektionsschutzgesetz festgelegt. Die Mitglieder werden demnach vom Bundesgesundheitsministerium "im Benehmen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden" berufen.

Söder sagte in dem Interview weiter, dass der Astrazeneca-Impfstoff nun ein "Ladenhüter" sei, weil es ein Hin und Her mit unterschiedlichen Stiko-Empfehlungen gegeben habe. Auch diesem Punkt kontert das Gremium: Die mit der Zeit vorgenommenen Aktualisierungen seien "Ausdruck der sorgfältigen Analyse sich stetig verändernder und neu hinzukommender wissenschaftlicher Erkenntnisse, die angesichts der Dynamik der Forschung zu Covid-19 in rascher Folge veröffentlicht werden".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj will Neuwahlen möglich machen - Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...

DWN
Politik
Politik Trump-Doktrin: Weshalb die USA plötzlich Russlands Linie bedienen
10.12.2025

Mit provokanten Aussagen über Putin, Selenskyj und die Zukunft Europas treibt Donald Trump eine neue US-Außenpolitik voran, die immer...

DWN
Technologie
Technologie Stromexport: Frankreich produziert klimafreundlichen Überschuss
10.12.2025

Frankreich produziert in den kommenden Jahren deutlich mehr Strom, als das Land verbraucht. Diese Überkapazität eröffnet neue...

DWN
Politik
Politik Wird Brüssel das Verbot konventioneller Motoren lockern und E-Auto-Quoten für Unternehmen einführen?
10.12.2025

Die EU stellt die Weichen für die Zukunft der europäischen Autoindustrie. Brüssel erwägt eine Abschwächung des Verbots klassischer...

DWN
Finanzen
Finanzen Optimismus für europäische Banken und der Auftakt zu 2026
09.12.2025

Die Wall Street steht vor Rekorden. Analysten sehen starke Impulse für 2026, doch warnen vor Risiken. Banken glänzen, Bitcoin sorgt für...