Wirtschaft

Bayers Monsanto-Desaster wird immer teurer

Schon vor der Übernahme von Monsanto waren die extremen Risiken bekannt. Die Bayer-Manager zogen diese trotzdem durch. Nun wird der Konzern von der US-Justiz ausgemolken.
29.07.2021 17:00
Aktualisiert: 29.07.2021 17:00
Lesezeit: 2 min

Der US-Rechtsstreit um die angeblich krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat kommt Bayer immer teurer zu stehen. Für das zweite Quartal stellt der Pharma- und Agrarchemiekonzern dafür 4,5 Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro) vor Steuern und Zinsen zurück. Zudem ersetzt Bayer voraussichtlich von 2023 an Glyphosat-Produkte für US-Privatkunden durch Produkte mit neuen Formulierungen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Alle Hoffnungen der Leverkusener stützen sich nun auf den Obersten Gerichtshof der USA. Allerdings ist noch keineswegs ausgemacht, dass der Supreme Court die Berufung von Bayer im wichtigen Hardeman-Fall annimmt.

Bayer werde den Antrag auf Überprüfung dieses Urteils im August einreichen, erklärte der Konzern. Wenn das Gericht den Fall annimmt, sei eine endgültige Entscheidung vermutlich im kommenden Jahr zu erwarten. Aufgrund dieser anstehenden Schritte will Bayer sich in den kommenden Monaten nur sehr selektiv auf Vergleiche aktueller Fälle einlassen und keine weiteren Vergleichsverhandlungen mehr führen, wenn der Supreme Court den Fall annimmt.

Bayer hatte sich die Glyphosat-Klagen mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Monsanto ins Haus geholt. Bislang hat der Konzern drei Prozesse in erster Instanz mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen verloren und in zwei der Berufungsverfahren Niederlagen erlitten - darunter im Fall des Klägers Edwin Hardeman. Immer wieder verhageln die Rechtsstreitigkeiten die Bilanz. Der Dax-Konzern hatte eigentlich gehofft, einen Großteil der Glyphosat-Klagen mit einem milliardenschweren Vergleich aus der Welt zu räumen. Doch im Mai lehnte der zuständige Richter einen entscheidenden Teil des Vergleichs ab. Für die Produkthaftungsverfahren zu Glyphosat erwartete Baumann bisher Gesamtkosten für vorgesehene Vergleiche bestehender Klagen von bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar. Für Regelungen zu zukünftigen Klagen rechnete er mit etwa zwei Milliarden.

Die überwiegende Mehrheit der Kläger hat Roundup privat verwendet, etwa im eigenen Garten. Das Geschäft mit diesen Kunden macht aber nur einen geringen Teil des Roundup-Umsatzes aus. Der geplante Verkaufsstopp von Glyphosat-Produkten an US-Privatkunden sei ausschließlich der Minimierung von Rechtsrisiken geschuldet und spiegele in keinerlei Hinsicht etwaige Sicherheitsbedenken wider, betonte Bayer.

Wesentlich wichtiger ist für Bayer das Geschäft mit der Landwirtschaft. Glyphosat ist seit Jahren das Standardprodukt für Farmer in den USA und Lateinamerika, weil es breit wirkt und das Saatgut der Nutzpflanzen dagegen resistent gemacht wurde. Dieses Geschäft stellt Bayer deshalb nicht infrage. Insgesamt erzielte der Konzern im vorigen Jahr mehr als die Hälfte seiner Herbizid-Umsätze von rund fünf Milliarden Euro mit Roundup-Produkten. Für professionelle und landwirtschaftliche Nutzer in den USA werde Glyphosat weiterhin zur Verfügung stehen, bekräftigte Bayer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

 

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienstrategie: Wie Profis erkennen, wann es Zeit zum Ausstieg ist
19.11.2025

Der perfekte Verkaufszeitpunkt an der Börse ist selten. Doch wer Gewinne nicht rechtzeitig realisiert, riskiert, sie wieder zu verlieren....