Weltwirtschaft

Der Wirtschafts-Krieg um den globalen Halbleiter-Markt verschärft sich

Lesezeit: 2 min
02.08.2021 15:00  Aktualisiert: 02.08.2021 15:17
Die Knappheit bei Halbleitern und Chips macht sich insbesondere bei den Herstellern elektrischer Ausrüstungen sowie bei den Autobauern und ihren Zulieferern in Deutschland bemerkbar. Währenddessen befinden sich die USA und China in einer Auseinandersetzung um die Kontrolle des globalen Halbleiter-Marktes.
Der Wirtschafts-Krieg um den globalen Halbleiter-Markt verschärft sich
Joe Biden und Xi Jinping. (Foto: dpa)
Foto: Lintao Zhang / Pool

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Fast zwei Drittel der deutschen Industriebetriebe klagt über Engpässe und Problemen bei Vorlieferungen. Von April bis Juli stieg der Anteil der betroffenen Unternehmen von 45 auf 63,8 Prozent, wie aus der am Montag veröffentlichten vierteljährlichen Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. „Bereits im Vorquartal meldeten die Unternehmen einen Rekordwert, dieser wurde nochmals deutlich übertroffen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Das könnte zu einer Gefahr für den Aufschwung werden.“ Vor der Corona-Pandemie lag der Spitzenwert bei 20,2 Prozent im dritten Quartal 2018.

„Problematisch sind auch die teilweise stark gestiegenen Einkaufspreise“, sagte Wohlrabe. „Derzeit bedienen die Hersteller die Nachfrage noch aus ihren Lagern an Fertigwaren. Aber die leeren sich nun auch zusehends, wie sie uns mitgeteilt haben.“

Die Knappheit bei Halbleitern und Chips macht sich insbesondere bei den Herstellern elektrischer Ausrüstungen bemerkbar (84,4 Prozent) sowie bei den Autobauern und ihren Zulieferern (83,4 Prozent). Die stark gestiegenen Preise für Kunststoff-Granulate bremst die Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren (79 Prozent). Bei den Herstellern elektronischer Geräte beklagen 72,2 Prozent Materialmangel, außerdem 70,3 Prozent der Maschinenbauer.

Halbleiter - eine geostrategische Produktgruppe

Die aktuellen Spannungen zwischen China und Taiwan sollten auch im Hinblick auf die Halbleiter-Krise betrachtet werden. Denn die USA und China befinden sich in einem Wettbewerb um den Halbleiter-Markt.

Voice of America“ (VoA) berichtete am 28. März 2021: „Die USA betrachten Taiwan zunehmend als einen wichtigen Teil ihres Plans, Lieferungen und Produkte von anderen Orten als dem chinesischen Festland zu beziehen. Dies gilt insbesondere für Computertechnologie und Chips. Computerchips sind kleine Stücke aus hartem Material, die viele elektronische Schaltkreise enthalten. Diese Geräte werden in Computern und anderer Elektronik verwendet. Christensen sprach bei einer Zeremonie für eine neue Chipfabrik der ,Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation‘ in Zentraltaiwan. Christensen sagte, er sei dort gewesen, um den ,Fokus der US - Regierung auf die Sicherheit der Lieferkette neu zu formulieren‘ (…) Christensen sagte, dass ,sowohl Präsident Biden als auch Präsidentin Tsai die Halbleiterindustrie zu Recht als sehr wichtig identifiziert haben. Christensen fügte hinzu, dass Halbleiter nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus Gründen der nationalen Sicherheit wichtig seien.“

Die größten Halbleiter-Hersteller, die auch Chips genannt werde, sind „Intel“, „TSMC“, „Qualcomm“, „Broadcom“, „Micron Technology“, „Texas Instruments“, „ASE Technology“, „NVIDIA“, „STMicroelectronics“, „NXP“, berichtet „Investopedia“.

Wer den Weltmarkt für Halbleiter kontrolliert, kontrolliert folglich die Volkswirtschaften und die weltweite Produktion von technologischen Waren und Gütern. Sollte es den USA gelingen, ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Taiwan, wo ein Großteil der Halbleiter der Welt produziert wird, auszuweiten, könnten die Amerikaner ganz ohne kriegerische Auseinandersetzungen China einen schweren Schlag zusetzen. Allerdings müssten die USA auch garantieren, dass Halbleiter-Hersteller aus anderen Ländern gegen China positioniert werden.


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