Weltwirtschaft

Energiewende zum Trotz: Die Nachfrage nach Kohle boomt weltweit

Lesezeit: 2 min
04.08.2021 11:54
Trotz der von vielen Staaten eingeleiteten Wende hin zu einer fossilfreien Energieerzeugung boomt die Nachfrage nach Kohle auf der Welt.
Energiewende zum Trotz: Die Nachfrage nach Kohle boomt weltweit
Eine vom Anglo American-Konzern betriebene Kohlemine in Australien. (Foto: dpa)
Foto: Philip Mostert / Anglo American

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Die Nachfrage nach Kohle zur Stromerzeugung ist in den vergangenen Wochen weltweit deutlich gestiegen, berichtet der auf Rohstoffthemen spezialisierte Blog Oilprice. „Es stellte sich heraus, dass die Nachricht vom Niedergang der Kohle stark übertrieben war“, wird ein Analyst der Beratungsgesellschaft Stifel, Ben Nolan, zitiert. „Trotz des unangemessenen CO2-Fußabdrucks beschleunigt sich die Kohlenachfrage in diesem Jahr sogar.“

Die Financial Times wies kürzlich darauf hin, dass die Preise für Kohle in diesem Jahr schnell steigen und damit sowohl die Renditen von Immobilien- als auch Finanzaktien übertreffen. Dem Analyseunternehmen Argus zufolge stieg der Preis für hochwertige australische Kraftwerkskohle (die zur Stromerzeugung verwendet wird) bis vergangenen Freitag auf 151 US-Dollar pro Tonne, mehr als das Dreifache des Preises vom vergangenen September. Der Preis für halbweiche australische Kokskohle (oder metallurgische Kohle, die für die Stahlproduktion verwendet wird) betrug 127 US-Dollar pro Tonne, ein Anstieg von fast 80 Prozent im bisherigen Jahresverlauf.

Zudem sollen die Exporte von Kraftwerkskohle von der US-amerikanischen Golfküste seit Jahresbeginn um 194 Prozent gestiegen sein.

Als Treiber der Nachfrage nach Kraftwerkskohle gilt ein überraschend kühler Sommer in Mittel- und Nordeuropa,starke Hitze in anderen Erdteilen (hier wird die Kohle zur Stromerzeugung für die Klimaanlagen benutzt) sowie eine Angebotsknappheit auf dem europäischen Erdgasmarkt. „Selbst in Europa, dem Epizentrum der Dekarbonisierung, führen niedrige Erdgasvorräte zu einem starken Anstieg der Importe von Kraftwerkskohle aus praktisch allen Ländern“, wird ein Analyst zitiert.

Nachschub für den Winter

Die Sommernachfrage wird durch die Aufstockung der Winternachfrage und den Lageraufbau im Allgemeinen sowie durch die Nachfrage nach Kokskohle für die Stahlproduktion ergänzt.

Maritime Strategies International (MSI) stellte in seinem monatlichen Ausblick kürzlich fest: „Chinas Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hat Pläne bekanntgegeben, Vorräte von über 100 Millionen Tonnen ‚einsetzbarer Kohlereserven‘ aufzubauen, während die heimischen Kohlevorräte sind auf dem niedrigsten Stand seit Februar liegen.“ Braemar ACM Shipbroking zufolge hat unter anderem auch Südkorea in Vorbereitung auf die Wintersaison den Kohleeinkauf deutlich verstärkt, um Energiedefizite zu vermeiden.“ Südkoreas Kohleimporte im Juli sind auf dem besten Weg, ein Fünfjahreshoch zu erreichen.

„China verbraucht rund 4 Milliarden Tonnen Kohle (pro Jahr) und importiert knapp 300 (Millionen Tonnen). Das Importverhältnis zum esamten Verbrauch wird sich dramatisch auf den Importbedarf auswirken. Wenn China im Rahmen seiner Energiewende deutlich weniger Kohle im eigenen Land fördert, wird dies einen starken Einfluss auf den Importbedarf haben“, zitiert Oilprice den Vorstandsvorsitzenden der norwegischen Rohstofffirma 2020 Bulkers, Magnus Halvorsen.

Stifel-Analyst Nolan: „Angesichts der Kohlepreise, die derzeit in Regionen liegen, die seit einem Jahrzehnt oder länger nicht mehr gesehen wurden, gibt es reichlich Motivation, die Produktion überall zu steigern. Dies ist eindeutig eine gute Nachricht für die Massengutschifffahrt, da Kohle oft im Voraus gelagert wird und die Motivation für einen solchen Bestandsaufbau angesichts des Risikos von [Erd-]Gasknappheit groß sein sollte. Dies sollte zu einigen sehr interessanten Monaten ab September führen, wenn man bedenkt, wie angespannt der Markt für Massengutschiffe derzeit bereits ist.“

Händler profitieren von der starken Nachfrage

Kohle wird an Bord größerer Frachtschiffe transportiert - etwa jenen der Capesize-Klasse (Schiffe mit einer Kapazität von rund 180.000 Tonnen Tragfähigkeit), der Panamax-Klasse (65.000-90.000 Tonnen Tragfähigkeit) und der Supramax-Klasse (45.000-60.000 Tonnen Tragfähigkeit) transportiert. Die Frachtraten für Capesize-Schiffe standen am Montag im Durchschnitt bei etwa 32.800 US-Dollar pro Tag, für Panamax-Frachter bei 31.800 Dollar und für Supramax-Schiffe bei 31.600 Dollar. In der Massengutschifffahrt ist es selten, dass alle drei Segmente gleichzeitig die 30.000-Dollar-Marke überschreiten, so wie es in den vergangenen fünf Wochen der Fall war.

„Die starke Aktivität auf den Kohlemärkten sowie robuste kleinere Massengüter bleiben die treibende Kraft für die erhöhten Frachtraten in den verschiedenen Anlageklassen“, schreibt das Beratungsunternehmen Clarksons.


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