Politik

Pflicht zum Corona-Gesundheitspass lässt Impfquote in Frankreich ansteigen

Auch weil das Leben ohne Gesundheitspass immer schwieriger wird, haben zuletzt mehr Franzosen eine Impfung über sich ergehen lassen. Doch beim medizinischen Personal verzeichnen die Behörden weiterhin auffallend viele Impfunwillige.
13.08.2021 18:48
Aktualisiert: 13.08.2021 18:48
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Pflicht zum Corona-Gesundheitspass lässt Impfquote in Frankreich ansteigen
Am Pariser Bahnhof Gare de Lyon müssen Franzosen ihre Gesundheitspässe vorzeigen. (Foto: dpa) Foto: Adrienne Surprenant

Strengere Corona-Regeln mit dem angekündigten Ende kostenloser Tests haben in Frankreich die Impfquote weiter steigen lassen. 67,4 Prozent der Bevölkerung hätten inzwischen mindestens eine Impfung und 56,4 Prozent auch die zweite Impfung erhalten, teilten die Gesundheitsbehörden am Freitag in Paris mit. Beim Blick auf alle Einwohner ab 12 Jahren ergab sich ein Anteil der Erstgeimpften von 78,4 Prozent und der bereits vollständig Geimpften von 65,7 Prozent.

Trotz der bevorstehenden Impfpflicht für das Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen sei die Impfquote mit 70,1 Prozent vollständig Geimpfter dort zu gering, beklagen die Behörden. Weitere Informationskampagnen, auch mit Blick auf Pflegehelfer und Auszubildende, wurden angekündigt. Spätestens bis zum 15. September sollen Beschäftigte im französischen Gesundheitsbereich eigentlich über einen Impfschutz verfügen.

Der weitere Anstieg von Infektionen und Corona-Patienten in Kliniken schwächte sich indessen ab, mit Ausnahme der von der Pandemie schwer getroffenen Überseegebiete. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zum Ende der Vorwoche landesweit bei 236. Deutlich höher war sie in den von Deutschland seit Sonntag als Corona-Hochrisikogebiet eingestuften Regionen Okzitanien (413), Provence-Alpes-Côte d'Azur (590) sowie auf der Insel Korsika (630).

An diesem Wochenende werden in Frankreich zum fünften Mal in Folge Massenproteste gegen die verschärften Corona-Regeln erwartet. Neben der Impfpflicht geht es um den sogenannten Gesundheitspass mit dem Nachweis von Impfung, Genesung oder eines negativen Tests. Dieser wird seit Anfang der Woche unter anderem zum Besuch von Cafés und Restaurants sowie bei Reisen per Fernzug oder Flugzeug verlangt. Anders als in Deutschland war die Lockerung von Beschränkungen in Frankreich in den letzten Monaten nicht an eine Testpflicht gekoppelt.

Wieder Proteste gegen Corona-Regeln erwartet

Am fünften Wochenende in Folge werden in Frankreich wieder Zehntausende Gegner der Corona-Regeln auf den Straßen erwartet. Die Behörden stellen sich auf mindestens 250 000 Demonstranten ein, wie der Sender Franceinfo berichtete. Das wären mehr als doppelt so viele wie zu Beginn der bislang weitgehend friedlichen Protestbewegung Mitte Juli.

Der Unmut richtet sich gegen die Impfpflicht für Gesundheitspersonal und gegen jüngst von der französischen Regierung beschlossene verschärfte Nachweispflichten. Franzosen müssen seither einen sogenannten Gesundheitspass vorlegen, wenn sie etwa ins Restaurant gehen, in den Fernzug oder das Flugzeug steigen wollen. Der Gesundheitspass liefert den Beleg entweder über eine Corona-Impfung, eine überstandene Erkrankung oder einen aktuellen negativen Test. Da Corona-Tests ähnlich wie in Deutschland ab Mitte Oktober kostenpflichtig werden, prangern Kritiker eine Impfpflicht durch die Hintertür an.

Frankreich steckt derzeit in einer vierten Corona-Welle. Innerhalb einer Woche infizierten sich zuletzt landesweit etwa 239 Menschen auf 100 000 Einwohner.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie EVE Energy präsentiert „OMNICELL“ auf der IAA Mobility 2025

Auf der diesjährigen IAA Mobility in München rückt EVE Energy die Plattform „OMNICELL“ in den Mittelpunkt. Die großformatige...

DWN
Politik
Politik Chat-Kontrollverordnung: Europa vor der Totalüberwachung
19.09.2025

Die Chat-Kontrollverordnung könnte die größte Überwachungsinfrastruktur Europas schaffen – unter dem Deckmantel des Kinderschutzes.

DWN
Politik
Politik Sonntagsfrage: AfD gleichauf mit Union im ZDF-Politbarometer
19.09.2025

Das aktuelle ZDF-Politbarometer sorgt für Schlagzeilen: Union und AfD liegen in der Sonntagsfrage erstmals gleichauf. Während die AfD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kartellamt billigt Übernahme von Mediamarkt-Saturn
19.09.2025

Ein chinesischer Konzern greift nach einem deutschen Handelsriesen, und die Wettbewerbsbehörde winkt ab. Doch trotz Freigabe bleibt der...

DWN
Politik
Politik KI ersetzt Minister? Albanien ernennt KI zur Ministerin um Korruption zu bekämpfen
19.09.2025

KI-Chatbot Diella soll Kabinettsposten in Albanien übernehmen, um die Vergabe öffentlicher Aufträge zu kontrollieren. Die ungewöhnliche...

DWN
Politik
Politik Finanzloch im Verkehrsetat: Länder warnen vor Baustopp
18.09.2025

Milliarden für Straßen und Schienen sind zwar eingeplant, doch sie reichen nicht aus. Länder und Bauindustrie schlagen Alarm, weil...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...