Politik

Bundeswehr bringt Spezialeinheiten nach Kabul, fliegt sieben Personen aus

Lesezeit: 6 min
17.08.2021 09:23  Aktualisiert: 17.08.2021 09:23
Mit dem ersten Bundeswehr-Flug nach Kabul wurden Spezialkräfte zur Sicherung des Flughafens in die afghanische Hauptstadt gebracht. Alle aktuellen Nachrichten im Liveticker.
Bundeswehr bringt Spezialeinheiten nach Kabul, fliegt sieben Personen aus
US-Soldaten bewachen eine Absperrung am internationalen Flughafen. In Kabul war es am 16.08.2021 zu Chaos am Flughafen gekommen. Afghanen, die vor den Taliban fliehen wollten, rannten auf das Flugfeld, um in Sicherheit gebracht zu werden. (Foto: dpa)
Foto: -

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul bestätigt, dass mit dem ersten Bundeswehr-Flug in der Nacht nur sieben Personen aus Kabul ausgeflogen wurden. "Das stimmt", sagt der Unions-Fraktionsvize im "Deutschlandfunk". "Es sind nur sieben." Man habe nur einen Slot von 30 Minuten für die Maschine gehabt. "Und wir konnten nur die mitnehmen, die jetzt da waren. Es wäre auch unverantwortlich gewesen, weil gar nicht sicher war, dass die Maschine landen konnte, mehr dort jetzt schon zum Flughafen zu bringen." Der wesentliche Zweck des Fluges sei aber gewesen, "robuste Kräfte" nach Kabul zu bringen." Diese Soldaten würden nun die Voraussetzungen dafür schaffen, dass weitere Maschinen in Kabul landen und starten könnten.

Afghanistan-Liveticker

12.51 Uhr - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller stoppt die Hilfen für Afghanistan. "Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit ist derzeit ausgesetzt", sagt er der "Rheinischen Post".

12.38 Uhr - Die FDP fordert von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Regierungserklärung zu Afghanistan. Durch das späte Handeln der Bundesregierung könnten womöglich nicht alle vorgesehenen Personen aus dem Land evakuiert werden. "Das ist eine erschütternde Aussicht", sagt FDP-Chef Christian Lindner in Berlin. Ganz offensichtlich habe es bei der Einschätzung der Lage Versäumnisse gegeben, die nun aufgeklärt werden müssten. "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen." Zu erwarten sei nach der Machtübernahme durch die Taliban eine Fluchtbewegung. Deswegen müssten schnell Hilfen für die Nachbarländer Afghanistans organisiert werden. Deutschland sollte sich auch für einen EU-Sondergipfel auf Ebene der Regierungschefs einsetzen.

12.09 Uhr - Griechenland will nach Worten von Migrationsminister Notis Mitarachi nicht das Einfallstor in die EU für afghanische Flüchtlinge werden. Er bekräftigt die Forderung nach einer gemeinsamen Haltung der EU zu den Afghanen, die aus ihrer Heimat fliehen.

12.00 Uhr - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller äußert sich besorgt zur Lage von Ortskräften der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Ortskräfte (...) sicher aus Afghanistan zu bringen", sagt er der "Rheinischen Post". "Sie haben den selben Anspruch wie Ortskräfte der Bundeswehr."

11.41 Uhr - Die Taliban weisen nach Angaben eines Sprechers der Islamisten ihre Kämpfer an, Botschaften nicht zu betreten und keine Fahrzeuge von Diplomaten zu behindern. "Die Mitglieder der Taliban sind angewiesen worden auf allen Ebenen sicherzustellen, dass wir jede Vertretung eines Landes in Afghanistan respektieren", sagt ein Vertreter der Taliban, der nicht namentlich genannt werden will. Die Bürger werden von den Taliban demnach aufgefordert, ihren üblichen Arbeiten nachzugehen.

11.32 Uhr - Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der UN zeigt sich besorgt um das Schicksal Tausender Afghanen, die sich für Menschenrechte eingesetzt haben. Michelle Bachelet fordert, die Rechte aller Afghanen müssten verteidigt werden. Zugleich verlangt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR einen weltweiten Abschiebestopp für angewiesene Asylbewerber nach Afghanistan.

11.24 Uhr - Das UN-Kinderhilfswerk Unicef gibt sich zuversichtlich, auch mit den Taliban zusammenarbeiten zu können. Man könne in fast alle Teile Afghanistans Hilfsgüter liefern, erklärt der Verantwortliche für die Verteilung der Hilfen, Mustapha Ben Messaoud. "Wir haben fortlaufend Gespräche und sind auf der Grundlage dieser Gespräche recht optimistisch. Wir haben kein einziges Problem mit den Taliban in den Außenstellen."

11.17 Uhr - Ein ehemaliger afghanischer Helfer der Bundeswehr schreibt einem deutschen Soldaten, der lange in Afghanistan gedient hat, die Taliban kontrollierten alle Zugänge zum Flughafen und würden die Leute durchsuchen. "Das ist lebensbedrohend für uns alle", schreibt der Ex-Helfer. Die Nachricht des Ex-Helfers an den Soldaten wurde Reuters weitergeleitet.

11.16 Uhr - "Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen", sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Die Bilder der Verzweiflung aus Kabul seien beschämend für den Westen. Viele Helfer der Bundeswehr und auch Frauen müssten nun aus Afghanistan evakuiert werden.

11.02 Uhr - Die Lage am Flughafen Kabul hat sich nach Angaben von Außenminister Heiko Maas stabilisiert. "Die Bundeswehr sichert nun den Zugang", twittert der SPD-Politiker. "Weitere Evakuierungsflüge erwarten wir im Laufe des Tages. Die Botschaft hat daher eine erste Gruppe zu Evakuierender kontaktiert, um ihren Abflug zu ermöglichen."

10.57 Uhr - Die Türkei gibt sich zuversichtlich mit Bezug auf die Taliban. Die Mitteilungen der Islamisten seit der Machtübernahme seien positiv, erklärt der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu. Sein Land befinde sich in Gesprächen mit allen afghanischen Kräften.

10.48 Uhr - Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet fordert eine Überprüfung der Strategie bei Auslandseinsätzen. "Die Lehre aus letzten 20 Jahren ist, dass das Ziel des Systemwechsels, militärisch einzugreifen, um eine Diktatur zu beenden, um eine Demokratie aufzubauen, fast durchgängig gescheitert ist", sagt der CDU-Chef auf einer Veranstaltung in Rostock. Man müsse bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr klären, was genau das Ziel ist, wie lange sie dauern sollen und müsse vor allem an das Ende der Einsätze denken. Laschet bekennt sich aber zu dem Mali-Einsatz der Bundeswehr.

09.09 Uhr - Großbritannien fordert pragmatische Beziehungen zu den neuen Machthabern in Afghanistan. Zur Einschätzung eines Reporters des Senders Sky, die Taliban seien ein Haufen von Schlägern, sagt Außenminister Dominic Raab: "Ich werde dieser Ansicht nicht widersprechen, aber sie sind jetzt an der Macht, und wir müssen uns jetzt mit dieser Realität auseinandersetzen." Es gehe darum, einen positiven Einfluss auf das "neue Regime" auszuüben. Raab warnt die Taliban, Afghanistan dürfe nie wieder Basis für Angriffe von Terroristen auf den Westen werden.

09.05 Uhr - Japan hat sein gesamtes Botschaftspersonal aus Afghanistan abgezogen. "Wegen der raschen Verschlechterung der Sicherheitslage schließen wir zeitweise unsere dortige Botschaft", teilt das Außenministerium in Tokio mit. Die zwölf letzten Botschaftsmitarbeiter seinen von einer befreundeten Nation von Kabul nach Dubai geflogen worden.

07.56 Uhr - Europa muss laut EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni einen Korridor für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan schaffen. "Ich denke, dass Europa sich unweigerlich für humanitäre Korridore und eine organisierte Aufnahme rüsten muss", sagte er der Zeitung "il Messaggero". "Zumindest sollten die Länder, die dazu bereit sind, dies tun." Das sei auch notwendig, um einen Zustrom von illegalen Einwanderern zu verhindern. Die EU-Außenminister kommen im Tagesverlauf zu einer Krisensitzung zusammen, um Afghanistan zu beraten.

07.52 Uhr - Der Chef der afghanischen Zentralbank flieht aus Kabul. "Es hätte nicht so enden müssen. Ich bin empört über das Fehlen jeglicher Planung seitens der afghanischen Führung", twittert Ajmal Ahmady. Durch den Vormarsch der Taliban war der afghanische Devisenmarkt zuletzt in Turbulenzen geraten, vor allem, nachdem die Zentralbank am Freitag erklärte, sie werde keine weiteren Dollar mehr erhalten.

07.35 Uhr - Der CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul bestätigt, dass am mit dem ersten Bundeswehr-Flug in der Nacht nur sieben Personen aus Kabul ausgeflogen wurden. "Das stimmt", sagt der Unions-Fraktionsvize im "Deutschlandfunk". "Es sind nur sieben." Man habe nur einen Slot von 30 Minuten für die Maschine gehabt. "Und wir konnten nur die mitnehmen, die jetzt da waren. Es wäre auch unverantwortlich gewesen, weil gar nicht sicher war, dass die Maschine landen konnte, mehr dort jetzt schon zum Flughafen zu bringen." Der wesentliche Zweck des Fluges sei aber gewesen, "robuste Kräfte" nach Kabul zu bringen." Diese Soldaten würden nun die Voraussetzungen dafür schaffen, dass weitere Maschinen in Kabul landen und starten könnten.

07.10 Uhr - Eine Maschine der Bundeswehr warte derzeit auf die Freigabe der Amerikaner, um nach Kabul fliegen zu können, sagt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der ARD. Sie hoffe, dass in den kommenden Tagen eine Luftbrücke aufgebaut werden könne. Die Lage am Flughafen Kabul sei aber sehr unübersichtlich.

06.35 Uhr - US-Verteidigungsminister Antony Blinken hat nach Angaben aus dem Weißen Haus am Montag mit Vertretern Großbritanniens, der Europäischen Union, der Türkei und der Nato über die Lage gesprochen. In den Einzelgesprächen sei es auch um die US-Bemühungen zur Rückkehr ihrer Staatsbürger gegangen.

05.42 Uhr - Indien zieht alle Botschaftsmitarbeiter aus Kabul ab. "In Anbetracht der vorherrschenden Umstände wurde beschlossen, dass unser Botschafter in Kabul und seine indischen Mitarbeiter sofort nach Indien gebracht werden", teilt der Sprecher des Außenministeriums auf Twitter [twitter.com] mit.

05.14 Uhr - Auf dem Flughafen in Kabul starten weitere Evakuierungsflüge. Militärflugzeuge hätten ab Dienstagmorgen mit dem Ausfliegen von Diplomaten und Zivilisten aus Afghanistan begonnen, sagt ein westlicher Sicherheitsbeamter am Flughafen Kabul der Nachrichtenagentur Reuters. Die Landebahn und das Rollfeld des Flughafens seien nun frei von Menschenmassen, die noch am Montag verzweifelt den Flughafen belagerten, um aus der afghanischen Hauptstadt zu fliehen.

04.00 Uhr - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sorgt sich um das in dem Krisenland verbliebene Entwicklungshilfe-Personal. "Es gibt noch rund 1000 afghanische Ortskräfte in laufenden Projekten der Entwicklungshilfe, die mit ihren Familienangehörigen gerettet werden müssen", sagt Müller der Zeitung "Augsburger Allgemeinen". Die afghanischen Ortskräfte der Entwicklungshilfe werden bei der Ausreise gleich behandelt, "wie die der Bundeswehr". Bei der Evakuierung Kabuls dürften aber auch "engagierte Menschenrechtlerinnen und Journalistinnen nicht vergessen werden."

01.40 Uhr - "Bild" berichtet, nur sieben Personen von der offiziellen Ausflugsliste seien in Kabul bei dem Bundeswehr-Flug aus Kabul ausgeflogen worden. Mehr Menschen habe die Botschaft nicht mehr rechtzeitig zum Flughafen bringen können. Weil in Kabul ab 21.00 Uhr Ausgangssperre herrsche, hätte es auch nichts geholfen, wenn der Flieger dort noch länger gewartet hätte, hieß es. Eigentlich hätten mindestens 57 Botschaftsangehörige und 88 weitere Deutsche ausgeflogen werden sollen, so "Bild". Es sei seit Montagfrüh klar gewesen, dass die Bundeswehr-Maschinen Kurs auf Kabul nehmen würden. Warum die Zeit nicht genutzt worden sei, um mehr Menschen zum Flughafen zu bringen, sei unklar. Der nächste Flug solle am Dienstagmorgen um 08.00 Uhr in Taschkent starten.

00.54 Uhr - Das erste A400M-Flugzeug der Bundeswehr verlässt den Flughafen in Kabul wieder. "Mit zu Schützenden an Bord ist die Maschine nun auf dem Weg nach Taschkent", teilt das Verteidigungsministerium auf Twitter [twitter.com] mit. Vor Ort seien Sicherungskräfte der Bundeswehr verblieben, um weitere Evakuierungsflüge vorzubereiten. Zur Anzahl der Evakuierten gibt es zunächst keine Angaben.

00.00 Uhr - Die Organisation Pro Asyl fordert einem Medienbericht zufolge die sofortige Einrichtung einer Luftbrücke, um Menschenrechtsverteidiger, Ortskräfte und Familienangehörige von in Deutschland lebenden politischen Flüchtlingen auszufliegen. Die Rettung der von den Taliban verfolgten Menschen dürfe nicht aufhören, wenn die Amerikaner den Flughafen in Kabul aufgeben, sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). "Man muss jetzt schon eine Strategie entwickeln, wie man dann die Ausreise aus Afghanistan und den Nachbarstaaten organisiert." Besonders kritisch sieht Burkhardt die eng gefassten Regelungen, was den Familiennachzug nach Deutschland betrifft. Es sei unerträglich, dass Ortskräfte in Deutschland aufgenommen würden, ihre volljährigen Kinder jedoch zurückbleiben müssen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...