Politik

Seitenhieb gegen die USA: Laschet erklärt Politik des „Regime Change“ weltweit für gescheitert

Lesezeit: 1 min
17.08.2021 14:38  Aktualisiert: 17.08.2021 14:38
Der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat gewaltsame „Regime Changes“ für gescheitert erklärt. Seine Aussagen sind als Abrechnung mit der neokonservativen Art der US-Außenpolitik zu deuten.
Seitenhieb gegen die USA: Laschet erklärt Politik des „Regime Change“ weltweit für gescheitert
Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der Union, spricht beim Wahlkampfauftakt der Jungen Union von Nordrhein-Westfalen. (Foto: dpa)
Foto: Henning Kaiser

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Versuche, Systemwechsel in anderen Ländern militärisch durchzusetzen, sind nach Ansicht von CDU-Chef Armin Laschet in der jüngeren Vergangenheit überwiegend erfolglos gewesen. Bemühungen, militärisch einzugreifen, um eine Diktatur zu beenden und dann eine Demokratie aufzubauen, seien „fast durchgängig gescheitert“, sagte der Unionskanzlerkandidat am Dienstag bei einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) in Rostock-Warnemünde. „Ich glaube, das ist eine Lehre aus den letzten 20 Jahren.“ Als Beispiel verwies er auf den Irak.

Bei Einsätzen sei es deshalb wichtig, sich zu fragen: „Was ist das Ziel? Wie lang soll der befristet sein?“ Vor allem müsse auch geklärt werden, wie das Ende eines Einsatzes aussehen soll. Der US-Präsident Joe Biden hatte betont, es sei nie Ziel des Einsatzes in Afghanistan gewesen, dort eine geeinte Demokratie zu schaffen. Das habe ihn in „der Klarheit etwas überrascht“, sagte Laschet.

Trotz der Erfahrungen in Afghanistan solle Deutschland auch in Zukunft Verantwortung in der Welt übernehmen. „Aber man muss exakt definieren, bei welchem Einsatz macht man was“, forderte Laschet. Er sprach sich für die Schaffung eines Nationalen Sicherheitsrates aus. „Da muss die Strategie bestimmt werden, wie wir in Europa und in Deutschland international auftreten.“ An dem Rat müssten neben dem Außenministerium laut Laschet auch andere Ministerien beteiligt werden. Er nannte das Entwicklungs- und das Innenministerium. Der Nationale Sicherheitsrat solle im Kanzleramt angesiedelt werden. Ein ähnliches Gremium gebe es bereits. Das tage allerdings sehr unregelmäßig und nicht öffentlich.

Mit seinen mutigen Aussagen begibt sich Laschet auf ein heikles Terrain. Denn er richtet sich ganz offen gegen die zahlreichen „Regime Changes“, die weltweit durch Unterstützung neokonservativ-militärischer Kreise aus den USA seit Jahrzehnten praktiziert werden.

Das libertäre „Cato Institute“ führt zu diesem Thema aus: „Die USA haben zu verschiedenen Zeiten in ihrer Geschichte militärische Gewalt eingesetzt, um einen Regimewechsel auf der ganzen Welt in Verfolgung ihrer Interessen zu fördern. In den letzten Jahren besteht jedoch ein wachsender wissenschaftlicher Konsens, dass diese ausländischen Regimewechsel-​Operationen oft ineffektiv sind und schädliche Nebenwirkungen haben.“

Doch das neokonservative „American Enterprise Institute“ (AEI) vertritt eine andere Ansicht. Der renommierte AEI-Analyst Michael Rubin schreibt in einem Artikel unter dem Titel „Ob es Ihnen gefällt oder nicht, der Regimewechsel kommt in den Iran“, dass nur durch ein „Regime Change“ das System im Iran verändert werden könne.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...