Deutschland

„Immer der Nase nach“: Eine Komödie, in der die Corona-Krise und die Folgen wie Vereinsamung und Existenzsorgen thematisiert werden

Ein Film, der realistisch von der Pandemie-Krise erzählt: Tanja ist eine gestandene Frau. Doch dann bricht ihr nach und nach die berufliche Existenz weg. Freundschaften stehen auf dem Spiel. Stillstand, Neuanfang, Abschied, Zeit, Innehalten und einiges mehr sind am Donnerstag in der Komödie „Immer der Nase nach“ zu sehen.
24.08.2021 15:19
Aktualisiert: 24.08.2021 15:19
Lesezeit: 2 min
„Immer der Nase nach“: Eine Komödie, in der die Corona-Krise und die Folgen wie Vereinsamung und Existenzsorgen thematisiert werden
Beim Auszug ihrer Tochter wird Schaufensterdekorateurin Tanja (Claudia Michelsen) bewusst, dass das Leben an ihr vorbeigerannt ist - eine Szene aus "Immer der Nase nach" (undatiert). (Foto: dpa)

Das Corona-Virus aus Pappe klemmt unterm Arm, als Tanja (Claudia Michelsen) gerade das Schaufenster einer Apotheke dekorieren will. Leider fällt sie von der Leiter, und so muss die gesamte Deko (zu der auch eine ziemlich große Nase gehört) neu gemacht werden. Immerhin ist Tanja nichts passiert, doch es hagelt Stornierungen ihrer Aufträge, weil viele Läden Konkurs anmelden müssen. Außerdem wird ihr altes Cabrio abgeschleppt, ihre einzige Tochter Lisa (Lena Klenke) zieht aus - und dann macht ihr auch noch der deutlich jüngere Nick (Helgi Schmid) bei einer zufälligen Begegnung schöne Augen. Es ist also vieles im Fluss in der Komödie „Immer der Nase nach“ an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr im ZDF.

Nick ist Schreiner von Beruf, angelt aber hauptsächlich den Schrott anderer Leute aus der Spree. Obwohl Tanja seine charmante Romantik und Spontanität gefällt, kneift sie. Doch Nick bleibt hartnäckig, und so beginnen sie eine Affäre. Ihre beste Freundin Imke (Corinna Harfouch) unterstützt Tanja, kommt mit ihren eigenen Problemen bei ihr aber zu kurz - was nicht ohne Folgen bleibt. Tanjas Mutter Ellen (Angela Winkler) spricht nebulös von einem Zusammenbruch, außerdem räumt sie ihre Wohnung gründlich auf und aus - sie scheint sich auf eine große und vielleicht letzte Reise vorzubereiten.

Regisseurin Kerstin Polte (46, „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden“) hat eine turbulente und temporeiche Komödie geschrieben und gedreht, auch wenn sie zur Hälfte hin ein wenig durchhängt. Sie ist voll von klugen und witzigen Dialogen, und mit ihrer besonderen Erzählweise nimmt Polte die Rollen der Geschlechter aufs Korn.

Die Schauspieler sind allesamt großartig, insbesondere Michelsen, Harfouch und Winkler. Tanja mag ein wenig altmodisch sein - das Wort chillen kennt sie nicht und von Messenger-Diensten hält sie auch nichts - sie spricht lieber, also ganz analog. Schon deshalb ist sie ungemein liebenswert, und so wird sie von Claudia Michelsen (52, „Polizeiruf 110“) hinreißend gespielt.

Die Schauspielerin im dpa-Interview über ihre Rollen: „Ich versuche seit Jahren, immer das Komplexe einer Figur aufzusuchen, sonst würde ich mich wohl eher langweilen. Insofern ist das für mich der einzige Weg, und wenn es auch manchmal nicht geschrieben steht, dichte ich es hinzu in kleinen heimlichen Momentaufnahmen.“

Zum Film sagt Michelsen: „Es gibt tatsächlich Themen von verschiedensten Figuren, die mich bewegen. Diese Geschichte berührt so vieles; Stillstand, Neuanfang, Abschied, Zeit, Innehalten und einiges mehr. Es fällt mir schwer zu benennen, was mir am wichtigsten ist, da sich meine Sicht auf die verschiedenen Dinge auch immer wieder verändert. Ich überlasse das gern den Zuschauern.“

Endlich ist hier einmal ein Film zu sehen, in dem die Corona-Krise und die Folgen wie Vereinsamung und Existenzsorgen thematisiert werden - und das auch noch zutreffend. Diese Komödie erzählt zudem davon, dass sich Menschen und Freundschaften verändern und das Leben nicht ständig geradeaus laufen muss; sondern dass es wichtig ist, sich einfach mal treiben zu lassen - und einander wirklich zuzuhören.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...