Politik

Saudi-Arabien schließt Militär-Abkommen mit Russland ab

Saudi-Arabien und Russland verstärken ihre Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheits- und Rüstungspolitik.
07.09.2021 14:00
Lesezeit: 2 min
Saudi-Arabien schließt Militär-Abkommen mit Russland ab
Khalid bin Salman Al Saud (l), stellvertretender Verteidigungsminister von Saudi-Arabien, Alexander Fomin (2.v.r), stellvertretender Verteidigungsminister von Russland, unterzeichnen in Anwesenheit von Sergej Schoigu (2.v.l), Verteidigungsminister von Russland, am Rande des internationalen Armee-Forums Army-2021 ein militärisches Kooperationsabkommen. (Foto: dpa) Foto: ---

Saudi-Arabien und Russland haben Ende August ein Abkommen über eine verstärkte militärische Zusammenarbeit abgeschlossen. Die Details der Vereinbarung sind derzeit nicht bekannt.

„Ich habe ein Abkommen mit dem stellvertretenden russischen Verteidigungsminister, General Alexander Fomin, zwischen dem Königreich und der Russischen Förderation abgeschlossen, welches auf eine gemeinsame militärische Kooperation beider Länder abzielt“, zitiert das Portal Southfront eine Twitter-Meldung des stellvertretenden Verteidigungsminister Saudi-Arabiens, Prinz Khalid Bin Salman.

„Ich traf mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu zusammen, um Wege auszuloten, die Zusammenarbeit unserer Länder bei Militär und Verteidigung zu stärken. Wir diskutierten unser gemeinsames Ziel, Stabilität und Sicherheit in der Region zu erhalten und schauten uns Herausforderungen an, mit welchen unsere Länder konfrontiert sind“, schreibt Bin Salman bezüglich der am 24. August auf dem internationalen Armee-Forum „Army-2021„ in Russland getroffenen Vereinbarung weiter.

Ein von Southfront befragter Analyst des in Beirut ansässigen Beratungsunternehmens Middle East Strategic Perspectives (MESP) sagte: „Moskau ist nun stärker in den regionalen Angelegenheiten involviert, während die USA weniger Interesse am Mittleren Osten zu haben scheinen. Einen Zugang zum saudischen Rüstungsmarkt zu erhalten wäre ein bedeutender politischer und ökonomischer Erfolg für die Russen, welche auch ein Auge auf andere Märkte am Golf wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar geworfen haben, während sie ihre Präsenz in den irakischen und türkischen Märkten ausbauen.“

Die Regierung Saudi-Arabiens hatte in den vergangenen Monaten eine kooperative Außenpolitik in der Region verfolgt. Hierzu gehört beispielsweise eine Annäherung an den Iran sowie an Syrien.

Kein grundsätzlicher Wandel

Beobachtern zufolge spiegelt das Abkommen die zuletzt verstärkten Beziehungen zwischen Russland und Saudi-Arabien wider, stellt aber keine geopolitisch relevante Abkehr Riads vom traditionellen Verbündeten USA dar.

Dem Portal Middle East Eye zufolge existieren mehrere Gründe für die Annäherung: So sei die saudische Führung schon während der Ereignisse des sogenannten „Arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 aufgeschreckt worden, als die USA die mit ihnen verbündeten Regierungen in Ägypten und Tunesien im Stich gelassen hätte. Der Abschluss des Atom-Abkommens mit dem Erzfeind Iran im Jahr 2015 durch die Obama-Administration habe die Zweifel hinsichtlich der Verlässlichkeit Washingtons noch verstärkt. Im selben Jahr hatte Russland seinen Einfluss in der Region zudem im Zuge seines Engagements in Syrien deutlich verstärkt. Dass es Amerika nach 2010 gelungen sei, eine eigene Fracking-Industrie aufzubauen und vom Netto-Ölimporteur zum Netto-Exporteur zu werden, habe die USA zudem als Kunde von saudischem Öl unattraktiver gemacht - Russland hingegen habe mit Saudi-Arabien im Format der „Opec+“ verstärkt zusammengearbeitet.

Nichtsdestotrotz bleibe Amerika der Schlüsselverbündete Saudi-Arabiens. „Während sich die Beziehung zwischen Moskau und Riad langsam entwickelt, scheint Optimismus hinsichtlich möglicher Erfolge fehl am Platz zu sein, weil fundamenatle Faktoren fehlen, welche die Beziehung auf eine höhere Ebene katapultieren könnten. Russland ist einer von vielen Schlüsselpartnern Saudi-Arabiens“, kommentiert das Portal.

Saudi-Arabien gehe es vielmehr darum, seine Handlungsfreiheit schrittweise zu erweitern und Russland bei Bedarf als Verhandlungsfaktor mit den Amerikanern einzusetzen. Trotzdem ist die Entwicklung bemerkenswert, weil Rüstungsgeschäfte mit Russland alle Länder der Welt zum potenziellen Ziel amerikanischer Sanktionen machen. Angesprochen auf die Vereinbarung sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums zur russischen Nachrichtenagentur RIA: „Wir drängen auch weiterhin alle Partner und Alliierten, keine größeren neuen Abkommen mit dem russischen Verteidigungssektor abzuschließen, wie wir es mit dem Countering America’s Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) bereits klargemacht haben.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation ohne E-Mail und Telefon: Wie erreichen Unternehmen Angestellte in der modernen Arbeitswelt?
09.06.2025

Arbeiter ohne E-Mail oder Telefon erfordern authentische, visuelle Kommunikation. Personalisierte Videos und direkte Dialoge steigern das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: Chinesische Exportbeschränkungen für seltene Erden setzen westliche Industrie unter Druck
09.06.2025

Ein bislang wenig beachteter Aspekt im Handelskonflikt zwischen China und den USA sind die seit April geltenden chinesischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Algen auf dem Rechenzentrum: Die Revolution der Datenabwärme
09.06.2025

Server produzieren nicht nur Daten – sondern auch wertvolle Wärme. Ein französisches Rechenzentrum verwandelt diese jetzt in grüne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Jedes zweite Unternehmen plant KI-Strategie mit Startups
09.06.2025

Der Open Innovation Report 2025 zeigt: 51 Prozent der deutschen Unternehmen setzen für ihre KI-Zukunft auf Startup-Kooperationen. Doch der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Bike war gestern: Wasserstoff-Fahrradmarkt kommt ins Rollen
09.06.2025

Polens Industrie schlägt neue Wege ein: Mit dem ersten Wasserstoff-Fahrrad für Unternehmen will Groclin die Mobilitätswelt verändern....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sozialabgaben steigen ins Unermessliche - Bürokratie allein verschlingt 25 Milliarden Euro
09.06.2025

Sozialversicherungen kosten Arbeitnehmer und Unternehmen aktuell schon 42 Prozent des Bruttogehalts, Tendenz steigend. Die Bürokratie...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich mit 50? Nur, wenn Sie jetzt aufhören, Fehler zu machen
08.06.2025

Mit 50 ist es Zeit umzudenken: Zwei Finanzveteranen erklären, warum Schuldenabbau, kluge Rücklagen und langfristiges Denken entscheidend...

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...