Politik

Fregatte „Bayern“ auf großer Fahrt - Zwischenstopp auf völkerrechtswidrig annektierter Insel inklusive

Die deutsche Fregatte „Bayern“ wird in einigen Tagen einen Zwischenstopp auf einer völkerrechtswidrig annektierten Insel einlegen. Ziel der implizit gegen China gerichteten Fahrt nach Ostasien ist laut Bundesregierung unter anderem der Erhalt der „regelbasierten internationalen Ordnung“ - inzwischen regt sich Kritik.
09.09.2021 11:00
Aktualisiert: 09.09.2021 11:21
Lesezeit: 1 min
Fregatte „Bayern“ auf großer Fahrt - Zwischenstopp auf völkerrechtswidrig annektierter Insel inklusive
Die Musikkapelle spielt bei der Verabschiedung der Fregatte «Bayern», die zu einer mehrmonatigen ܆bungsreise in den Indischen und Pazifischen Ozean aufbricht. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

Im Zuge ihrer mehrmonatigen Fahrt in den Pazifik wird die deutsche Fregatte „Bayern“ am Sonntag den Hafen der pakistanischen Millionenstadt Karachi verlassen und Kurs auf den US-Marinestützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean nehmen. Auf dem Stützpunkt, der als Zwischenstopp auf dem Weg ins westaustralische Perth dient, soll die Fregatte anlegen, um Vorräte aufzufrischen.

Völkerrechtswidrig annektiert

Der Zwischenstopp auf Diego Garcia sorgt inzwischen in Deutschland für politische Diskussionen. Denn bei Diego Garcia, welches Teil des Chagos-Inselarchipels ist, handelt es sich um ein von Großbritannien völkerrechtswidrig beschlagnahmtes Gelände. Mehrere internationale Gerichte hatten London in den vergangenen Jahren aufgefordert, das Archipel an den rechtmäßigen Besitzer Maurizius zurückzugeben - ohne Erfolg.

Diego Garcia und das Chagos-Archipel wurden 1965 von der britischen Kolonie Maurizius abgetrennt, weil die US-Armee dort einen strategisch wichtigen Stützpunkt aufgebaut hatte. Bis heute werden die Inseln als „British Indian Ocean Territory“ von London aus regiert, obwohl Maurizius sich seit vielen Jahren um eine Rückgabe bemüht und dafür juristische Unterstützung erhalten hat: Sowohl der Internationale Gerichtshof in Den Haag, die UN-Generalversammlung als auch der Internationale Seegerichtshof der Vereinten Nationen hatten die Ansprüche Mauriuius‘ in der Vergangenheit als rechtmäßig anerkannt und Großbritannien aufgefordert, die Inseln zurückzugeben.

Pikant ist der Umstand deshalb, weil die Fahrt der „Bayern“ als symbolische Unterstützung der Bundesregierung für die unter Führung der USA laufenden Bemühungen einiger Staaten dient, die Machtentfaltung Chinas einzudämmen. Dazu absolvierte die deutsche Fregatte in den vergangenen Tagen bereits mehrere Übungen mit amerikanischen, indischen und japanischen Schiffen. Die Bundesregierung hatte im Vorfeld der Mission mehrfach betont, dass es nicht zuletzt das Ziel der Fahrt sei, „Verantwortung für den Erhalt der regelbasierten internationalen Ordnung“ zu übernehmen. Mit Blick auf den Zwischenstopp auf der annektierten Insel ließe sich zumindest „mit Blick auf die Verteidigung der regelbasierten Ordnung und des internationalen Rechts eine gewisse Doppelmoral kaum von der Hand weisen", zitiert der Blog German Foreign Policy einen Analysten der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Die Linkspartei fordert inzwischen, den Zwischenstopp abzusagen. Deren Obfrau im Auswärtigen Ausschuss des Parlaments, Sevim Dağdelen, spricht von einer „Irrfahrt des Kriegsschiffs gegen internationales Recht“, welche „unverzüglich gestoppt werden“ müsse. Zudem haben Abgeordenete der Partei einen Offenen Brief an die Regierung von Maurizius geschickt, in welchem sie die Urteile der internationalen UN-Gerichte anerkennen und eine Rückgabe des Chagos-Archipels an Maurizius fordern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus mit Kalkül: Wie LVMH ein globales Markenmonopol formt
26.07.2025

70 Luxusmarken, Milliardenprofite und absolute Markenmacht: LVMH dominiert die Branche wie ein Imperium – und setzt auf Kontrolle statt...

DWN
Immobilien
Immobilien Möblierte Wohnungen: Rechte, Fallstricke und Pflichten
26.07.2025

Möblierte Wohnungen boomen – besonders in deutschen Großstädten. Doch was bedeutet das für Mietende? Zwischen Flexibilität, höheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Coldplay-Kiss-Cam stürzt Astronomer-CEO: Was Unternehmen daraus lernen müssen
26.07.2025

Ein harmloser Kuss bei einem Coldplay-Konzert – und ein Tech-CEO verliert seinen Job. Wie schnell ein PR-Gau entsteht und was Ihr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Energieeffizienz-Förderung für KMU bleibt hinter Erwartungen zurück – das sollten Sie jetzt wissen
26.07.2025

Staatliche Fördermittel sollen Unternehmen dabei helfen, energieeffizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Gerade für KMU bieten sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Live kaufen, schneller liefern, besser binden: Der stille Aufstieg des Live-Shoppings
26.07.2025

Live-Shopping erobert E-Commerce: Influencer werden zu Verkäufern, Social Media zur Einnahmequelle. Wer jetzt nicht umdenkt, verliert. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollalarm ohne Kursrutsch: Was hinter der Marktreaktion steckt
26.07.2025

Trump hat mit 30 Prozent Strafzöllen gegen Europa gedroht – doch die Märkte zuckten nicht. Haben Investoren seine Taktik längst...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nobelpreis und Pausen: Warum wahre Genialität Raum braucht
26.07.2025

Nobelpreisträger zeigen: Kreativität entsteht nicht im Dauerstress, sondern in der Pause. Wie Denkfreiheit zum Erfolgsfaktor wird – und...

DWN
Technologie
Technologie USA wollen mit neuem KI-Plan geopolitisch dominieren
26.07.2025

Die USA rollen ihre neue KI-Strategie aus – mit weniger Regulierung, geopolitischer Exportoffensive und dem Kampf gegen „ideologische...