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Markt für Telemedizin explodiert auf 60 Milliarden Dollar - mit Schlüsselakteur Siemens

Lesezeit: 2 min
13.09.2021 17:28  Aktualisiert: 13.09.2021 17:28
Die Pandemie hat die Investitionen in die Telemedizin vergrößert. Auch ein deutscher Konzern gilt hier als wichtiger Akteur.
Markt für Telemedizin explodiert auf 60 Milliarden Dollar - mit Schlüsselakteur Siemens
Ein Beispiel aus der Telemedizin: Eine Ärztin ist per Monitor mit Rettungssanitätern verbunden, die eine Schlaganfallpatientin behandeln. (Foto: dpa)
Foto: Marius Becker

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So können chronisch Kranke aus der Ferne überwacht werden: Patienten melden über eine App ihren Gesundheitszustand, Wohlbefinden, Medikamenteneinnahme und Vitalwerte an das Pflegepersonal. Das gehört zu einer Telemedizin-Lösung namens "teamplay myCare Companion", die die Medizintechnik-Sparte Siemens Healthineers entwickelt hat. Im Fokus stehen dabei chronisch Kranke, die beispielsweise an Diabetes oder besonderen Herzkrankheiten leiden.

Siemens Healthineers entwickelt digitale Gesundheitslösungen bereits seit mehr als einem Jahrzehnt - darunter Telemedizinlösungen für Monitoring. Diese Produkte ermöglichen die direkte und indirekte Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten online über eine sichere Verbindung. Grundsätzlich gilt das Unternehmen im Geschäftsfeld der Telemedizin als Schlüsselakteur.

Experten: Markt wächst bis 2026 auf 53 Milliarden Euro

Internationale Experten gehen davon aus, dass die Gesamtumsätze der Anbieter global 2018 bei 23,6 Milliarden Dollar (rund 20 Milliarden Euro) gelegen haben. Das Analysehaus Zion Market Research (ZMR) glaubt, dass die Volumina bis 2026 pro Jahr jeweils um fast 15 Prozent steigen. Unterm Strich lägen damit die Gesamterlöse aller Hersteller bei 62,2 Milliarden Dollar (53 Milliarden Euro). Es gibt sogar noch andere Studien, die mit einem Wachstum bis in den dreistelligen Milliarden-Bereich rechnen. Das liegt daran, dass keine klare Definition für die Telemedizin existiert und somit die Fachleute unterschiedliche Anwendungsfelder in ihre Studien integrieren.

Die Bundesärztekammer definiert die Telemedizin als „Sammelbegriff für verschiedenartige ärztliche Versorgungskonzepte, die als Gemeinsamkeit den prinzipiellen Ansatz aufweisen, dass medizinische Leistungen der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie bei der ärztlichen Entscheidungsberatung über räumliche Entfernungen (oder zeitlichen Versatz) hinweg erbracht werden“.

Das kann die virtuelle Visite beim Arzt sein. Doch zählt dazu genauso die Übertragung medizinischer Bilder zwischen Zentren der medizinischen Betreuung zur Ferndiagnose. Das bedeutet, dass unterschiedliche Firmen, die sehr verschiedene Lösungen entwickeln, zur Telemedizin gezählt werden.

Wichtige Wachstumstreiber für den Markt sind neben der Bekämpfung der Pandemie aber auch andere Faktoren, die bereits vor dem Ausbruch der Krise eine gewichtige Rolle gespielt haben. Dazu gehören die explodierenden Kosten im Gesundheitsweisen, die sich mit digitalen Lösungen reduzieren lassen, weil dadurch Anfahrtswege und Zeit gespart werden können.

Zur Einordnung: Wie das Statistische Bundes­amt (Destatis) zum Weltgesundheitstag im April mitgeteilt hat, stiegen 2019 die Gesundheitsausgaben insgesamt um 19,3 Milliarden Euro oder 4,9 Prozent gegenüber 2018. Damit überschritten sie die Grenze von 400 Milliarden Euro, nachdem erst im Jahr 2012 die 300-Milliar­den-Euro-Grenze und davor im Jahr 1998 die 200-Milliarden-Euro-Grenze erreicht worden war. Der zeitliche Abstand bis zum Erreichen der jeweils nächsten 100-Milliardenmarke hat sich damit seit 1998 von 14 auf sieben Jahre halbiert.

Bundesregierung will mit vier Milliarden Euro Krankenhäuser besser ausstatten

Darüber hinaus bemüht sich die Bundesregierung, den Markt für Telemedizin direkt mit zusätzlichen Mitteln voranzubringen. Sie hat im Juni 2020 das sogenannte Zukunftsprogramm Krankenhäuser verabschiedet, das die Kliniken modernisieren soll. Es werden ab dem 1. Januar 2021 dafür insgesamt mehr als vier Milliarden Euro bereitgestellt.

Allerdings ist die Digitalisierung nur ein Aspekt unter mehreren anderen, die in den Einrichtungen verbessert werden soll. Denn die Gelder werden den Planungen zufolge auch für die Erhöhung der Notfallkapazitäten verwendet. Das heißt, die tatsächliche Summe, mit der die Telemedizin unterstützt werden soll, ist noch wesentlich geringer.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kommentierte dies damals so:

„Wir senden damit das klare Signal: Deutschlands Krankenhäuser sollen stark bleiben! Wir investieren in ihre digitale Zukunft – weil wir gerade in der Pandemie erfahren haben, wie wichtig gut ausgerüstete und funktionierende Krankenhäuser sind.“

Das sind starke Worte. Doch wenn man bedenkt, dass die Kosten für die Kliniken pro Jahr insgesamt bei 100 Milliarden Euro liegen, dann ist die Summe von weniger als vier Milliarden Euro natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Telemedizin ist bestimmt auf dem Vormarsch, aber bestimmt nicht durch die hohen Investitionssummen der Bundesregierung.

 


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