Politik

EU diskutiert über Energie-Krise, Merkel nimmt Putin in Schutz

Der EU-Gipfel im Oktober wird sich mit den explodierenden Gaspreisen befassen. Merkel hat mit Putin gesprochen und nimmt Russland ausdrücklich in Schutz.
06.10.2021 18:17
Aktualisiert: 06.10.2021 18:17
Lesezeit: 2 min
EU diskutiert über Energie-Krise, Merkel nimmt Putin in Schutz
Bundeskanzlerin Merkel sieht die Verantwortung für die Energie-Krise in der EU nicht bei Russland. (Foto: dpa) Foto: Petr David Josek

Die EU-Staats- und Regierungschefs werden sich auf ihrem Gipfel Ende Oktober mit den hohen Gaspreisen und möglichen Lieferproblemen mit Russland beschäftigen. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch auf dem informellen EU-Rat im slowenischen Brdo an. Zugleich nahm sie Russland gegen den Vorwurf in Schutz, dass die Preissteigerungen mit mangelnden Lieferungen zu tun haben könnten. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte an, die Gaslieferungen nach Europa zu erhöhen. Russland nutze dabei auch Pipelines in der Ukraine.

Der starke Anstieg der Gaspreise sorgt in etlichen EU-Staaten für Probleme, teilweise wurden nationale Maßnahmen verhängt, um soziale Härten abzumildern. Merkel verwies darauf, dass Deutschland wegen seiner langfristigen Lieferverträge weniger betroffen sei als Staaten, die beim Gaseinkauf von kurzfristige Marktentwicklungen abhängig seien.

Italien und Spanien sprachen sich dafür aus, dass die EU für die EU-Staaten gemeinsam Gas einkaufen sollte - eine alte Forderung der EU-Kommission. Die belgische Regierung äußerte sich skeptisch. Auch die Bundesregierung hat dies stets abgelehnt. EU-Ratspräsident Charles Michel sagte, dass es einen Spielraum für einen europäischen Ansatz gebe.

Merkel verwies auf die gute Konjunktur in Ostasien als einen Faktor der Preissteigerungen. Mit Blick auf Vorwürfe einer Verknappung der Gaslieferungen aus Russland sagte sie: "Russland kann ja nur Gas liefern auf der Grundlage von vertraglichen Bindungen und nicht einfach so." Vielmehr stelle sich die Frage, ob genug Gas bestellt oder ob gerade wegen des hohen Preises derzeit nicht so viel Gas geordert werde. "Das alles soll bis zum Oktober-Rat in Brüssel analysiert werden, und dann werden wir auf dieses Thema zurückkommen."

Die Bundeskanzlerin sagte, sie habe mit Putin über die Befüllung der Gasspeicher "und ähnliches" in Deutschland und in der EU sowie über die Gasleitung durch die Ukraine gesprochen. Merkel verwies darauf, dass die Nord Stream 2-Pipeline durch die Ostsee für den kommerziellen Betrieb noch nicht genehmigt sei.

Mehr zum Thema: Ohne Genehmigung kann Nord Stream 2 den Gasmangel im Winter nicht lindern

Putin erklärte, die russischen Gaslieferungen nach Europa könnten in diesem Jahr auf einen Rekordwert steigen. Russland sei bereit, zur Stabilisierung der Lage der weltweiten Gasmärkte beizutragen. Russland sei für Europa und Asien ein zuverlässiger Lieferant. Kunden in Europa hätten mit der Hinwendung zu den Spotmärkten Fehler gemacht.

Die Gaspreise sind in den vergangenen Monaten explodiert. Der Brennstoff ist knapp und die Speicher sind nicht so stark gefüllt wie im vergangenen Jahr. Zudem gehen viele Lieferungen von Flüssiggas nach Asien, wo die Gaslieferanten noch höhere Preise als in Europa erzielen können.

Mehr zum Thema: Russland hält Verträge ein: Europas Energiekrise ist hausgemacht

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...