Politik

Wer sich nicht dreimal impfen lässt, verliert den „Grünen Pass“

Israel war das erste Land, welches einen Corona-Pass einführte. Seitdem werden nicht mehr nur ungeimpfte Bürger diskriminiert - die Regierung droht nun auch zweifach Geimpften.
08.10.2021 14:56
Aktualisiert: 08.10.2021 14:56
Lesezeit: 1 min
Wer sich nicht dreimal impfen lässt, verliert den „Grünen Pass“
Ein israelischer Mann hält ein Smartphone in der Hand, auf dem der sogenannte "Grüne Pass" abgebildet ist. (Foto: dpa) Foto: Ilia Yefimovich

Wegen hoher Infektionszahlen erhöht Israels Regierung in der Corona-Krise den Druck auf zweifach Geimpfte: Von vergangenem Sonntag an sollte der sogenannte Grüne Pass, der den Zugang zum öffentlichen Leben reglementiert und ungeimpfte Bürger diskriminiert, nur noch bis zu sechs Monate nach der zweiten Impfung gelten. Nach diesem Zeitraum ist eine dritte Spritze als Auffrischung notwendig. Wegen technischer Probleme bei der Erneuerung des Grünen Passes teilte das Gesundheitsministerium allerdings am Sonntag mit, die Gültigkeit des alten Passes werde doch noch um einige Tage verlängert.

Auch wer positiv auf Corona getestet wurde, muss spätestens sechs Monate danach noch eine Impfung erhalten. Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums könnten von der neuen Regelung mehr als eine Million Menschen betroffen sein.

Der Grüne Pass gilt in Israel für fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens: Alle Personen ab drei Jahren müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind, wenn sie Sport- oder Kulturveranstaltungen, Fitnessstudios, Museen, Restaurants, Universitäten oder Konferenzen besuchen wollen. Kinder bis zwölf Jahre können kostenlos getestet werden. Ab zwölf Jahre müssen die Kosten selbst übernommen werden.

Rund 61 Prozent der rund 9,4 Millionen Einwohner sind laut Gesundheitsministerium zweifach geimpft, rund 37 Prozent dreifach. Voraussetzung für die dritte Spritze ist, dass die zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Israel hat Ende Juli als erstes Land weltweit damit angefangen, dritte Impfungen zu vergeben. Hintergrund der Entscheidung sind Zahlen des Gesundheitsministeriums, wonach die Effektivität der Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat.

Scharfe Kritik an der neuen Regelung kam vom israelischen Lehrerverband. Ab diesen Sonntag erhalten Lehrer ohne den Grünen Pass, die sich nicht auf das Coronavirus testen lassen wollen, Berufsverbot. Die Lehrer dürfen dann auch nicht online unterrichten und erhalten kein Gehalt. "Es geht um rund 50 Prozent der Lehrer, das sind rund 80 000", sagte Ran Eres, Vorsitzender des Lehrerverbandes.

Der Verband fordert eine zweimonatige Übergangsfrist für die Lehrer, um die dritte Impfung zu erhalten. Die Regierung habe die neuen Vorgaben zu kurzfristig mitgeteilt, kritisierte Eres. Regelmäßiges Testen sei auch nicht praktikabel für die Lehrer. Der Verband behalte sich vor, die Regelung vor Gericht anzufechten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...