Finanzen

„Gefährliche Schuldenblase“: Wenn China fällt, bekommen wir eine globale Finanzkatastrophe

Lesezeit: 2 min
25.10.2021 10:46  Aktualisiert: 25.10.2021 10:46
Chinas Schuldenblase steht Analysten zufolge kurz vor einer Explosion. Sollte diese Hiobsbotschaft tatsächlich eintreten, würde dies unweigerlich zu einer globalen Finanzkatastrophe führen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Laut dem indischen Nachrichtensender „WION“ steht China inmitten der anhaltenden Krise des chinesischen Immobilienriesen Evergrande vor einer „gefährlichen Schuldenblase“. China soll Schulden in Höhe von vier Billionen US-Dollar angehäuft haben. Allerdings sollen die chinesischen Behörden die wahre Schuldensumme verbergen, indem sie die Höhe der Kreditaufnahme weitgehend verbergen. Die Kreditaufnahme ist für China deshalb so wichtig, weil dadurch der Wohnungs- und Infrastrukturboom angeheizt wird.

„„In China gibt es eine gefährliche Schuldenblase, es ist eine tickende Zeitbombe, die chinesische Beamte zu verbergen versucht haben. Chinas Gesamtverschuldung beträgt jetzt weit über 270 Prozent seines BIP. Chinas ausstehende Auslandsschulden erreichen im Jahr 2020 2,4 Billionen Dollar“, so die „WION“-Analystin Palki Sharma.

Der größte Kreditnehmer ist der chinesische Staat. „2018 veröffentlichte Standard and Poor's einen Bericht, der schätzte, dass die versteckten Staatsschulden weit über 4 Billionen US-Dollar betragen könnten. Und diese 4-Billionen-Dollar-Bombe scheint jetzt zu explodieren“, so Sharma.

Ökonomen befürchten, dass eine Implosion des übergroßen Bauunternehmens Evergrande möglicherweise nicht mehr aufzuhalten ist und eine Krise in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in eine ausgewachsene globale Finanzkatastrophe mündet, so der „Daily Express“.

Wie große die weltweite Ansteckungsgefahr aufgrund der Evergrande-Krise ist, schilderte das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einem Artikel vom 21. September 2021: „Bereits 2018 hat die chinesische Zentralbank in ihrem Bericht zur finanziellen Instabilität hervorgehoben, dass Unternehmen wie Evergrande ein systemisches Risiko für das Finanzsystem des Landes darstellen könnten. Evergrande hat ein riesiges Netz von Auftragnehmern und anderen Unternehmen in der Region, denen Geld vom Bauträger geschuldet wird. In den letzten Wochen haben sich die Befürchtungen einer Ansteckung verstärkt, da 128 Bankinstitute und 121 Nicht-Bankinstitute mit Evergrande zusammenhängen. Am Montag fiel der S&P 500 um 2,24 Prozent, der schlimmste Tag seit Mai, und der VIX, ein Index, der die S&P-Volatilität misst, erreichte 26,7 Prozent, den höchsten Anstieg seit Mai. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Rohstoffe, wenn die Nachfrage aufgrund des sich verlangsamenden Baus nachlässt, da die Metallpreise während des Handels am Montag eingebrochen sind.“

Einige Marktexperten sagen, dass eine sich verschärfende Liquiditätskrise bei Evergrande weitere Wellen in der Weltwirtschaft auslösen könnte, aber sie glauben, dass das Problem wahrscheinlich von der chinesischen Regierung eingedämmt wird und voraussichtlich keine unmittelbare Ansteckung auslösen wird.

EZB-Chefin Christine Lagarde hatte zuvor im Gespräch mit dem Sender „CNBC“ gesagt: „Wir beobachten das und ich hatte heute ein Briefing, weil ich denke, dass alle Finanzmärkte miteinander verbunden sind. Ich habe sehr lebhafte Erinnerungen an [die] jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten in China, die sich auf die ganze Welt ausgewirkt haben. Aber in Europa und insbesondere im Euroraum wäre das direkte Engagement begrenzt. Ich kann nicht für die USA sprechen.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...