Deutschland

Lieferprobleme halten an: Deutsche Exporteure bekommen den Herbstblues

Infolge der anhaltenden Lieferprobleme sind die Exporterwartungen im Oktober deutlich gefallen. Das Ifo-Institut meldet den schlechtesten Wert seit Februar.
26.10.2021 10:18
Aktualisiert: 26.10.2021 10:18
Lesezeit: 1 min
Lieferprobleme halten an: Deutsche Exporteure bekommen den Herbstblues
Züge mit Containern stehen auf den Gleisanlagen in Waltershof im Hamburger Hafen. Im Hintergrund sind die Containerbrücken der Terminals Eurogate zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Marcus Brandt

Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im Oktober angesichts von Materialengpässen deutlich verschlechtert. Das Barometer für ihre Exporterwartungen fiel um 7,5 auf 13,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit Februar 2021. "Die Lieferprobleme bei den Vorprodukten schlagen nun auf die Exporte der Industrie durch", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Entwicklung.

In der Elektrobranche haben die Exporterwartungen auf hohem Niveau nachgegeben. "Die Unternehmen rechnen jedoch weiterhin mit einem guten Auslandsgeschäft", sagte Fuest dazu. Einen deutlicheren Dämpfer musste hingegen die chemische Industrie verkraften. Die Zuwachsraten werden hier demnach deutlich kleiner ausfallen. Ähnliches gilt für die Automobilindustrie. In der Nahrungsmittel- und der Möbelindustrie wird eher mit einem konstanten Exportgeschäft gerechnet. Auf rückläufige Auslandsumsätze stellen sich die Textil- und Lederindustrie ein.

Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Mikrochips bremsen derzeit Produktion und Warenausfuhren. Dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zufolge können 42 Prozent der Unternehmen aufgrund von Materialmangel bestehende Aufträge nicht abarbeiten. Staus an großen Handelshäfen und fehlende Containerkapazitäten dämpfen zusätzlich. Erschwert werde die Situation noch durch hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten, wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kürzlich betonte.

Einige Unternehmen kommen trotz dieser Probleme gut zurecht. "Die Materialengpässe kriegen wir gut gelöst", sagte der Vorstandschef des Werkzeugmaschinen-Bauers DMG Mori, Christian Thönes, zu Reuters. "Wir haben ein breites und tiefes Lieferantennetzwerk." Darüber hinaus habe DMG vorgesorgt und die Lager gut gefüllt.

Die führenden Wirtschaftsinstitute haben wegen dieser Probleme ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr auf 2,4 Prozent gesenkt. Im Juni waren sie noch von 3,7 Prozent ausgegangen. Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dürfte bei der Vorlage der Regierungsprognose an diesem Mittwoch ähnlich vorgehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien The Line: Saudi Arabiens hochgestapelte Megacity quer durch die Wüste
26.12.2025

Eines der wohl ambitioniertesten und innovativsten Infrastrukturprojekte unserer Zeit ist The Line. Die von Saudi-Arabien geplante...

DWN
Finanzen
Finanzen Dotcom-Blase der 1990er: Wie Spekulationen den Markt auf den Kopf stellte
26.12.2025

Die späten 1990er Jahre waren geprägt von einem beispiellosen Börsenboom im Technologiesektor, der als Dotcom-Blase bekannt wurde....

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...