Inmitten historisch schlechter Umfragewerte und negativer Schlagzeilen tritt die Kommunikationsdirektorin von US-Vizepräsidentin Kamala Harris ab. Harris' Büro teilte am Donnerstag (Ortszeit) auf Anfrage mit, Ashley Etienne, die seit dem Amtsantritt der Vizepräsidentin auf diesem Posten arbeitet, werde das Team im Dezember verlassen, um sich "anderen Aufgaben zu widmen".
Der Wechsel fällt in unruhige Zeiten für Harris: Die Stellvertreterin von US-Präsident Joe Biden hat seit Monaten ebenso wie der Präsident mit sinkenden Zustimmungswerten zu kämpfen. Zuletzt häuften sich zudem Medienberichte über Frust und Dysfunktionalität in Harris' Team. Biden und Harris gelten in einigen Umfragen inzwischen als das unbeliebteste Regierungspaar der USA überhaupt.
Insgesamt verliefen die ersten Monate im Amt für die Demokratin katastrophal. Die 57-Jährige war zu Beginn von linken Medien frenetisch bejubelt worden als die erste Frau und erste Schwarze im Vizepräsidenten-Amt der USA. Es gelang ihr bisher jedoch nicht, ein eigenes Profil zu entwickeln. In den ersten Wochen der neuen Regierung kam Harris inhaltlich zunächst so gut wie gar nicht vor. Biden betraute sie schließlich mit mehreren hoch komplexen Themen, darunter die Eindämmung illegaler Migration. Harris konnte hier bislang jedoch nicht punkten, sondern machte stattdessen einzelne Patzer und blieb insgesamt wenig sichtbar.
In einem Interview mit dem Fernsehsender ABC bemühte sich Harris am Donnerstag, Darstellungen über Frust bei ihr und ihrem Umfeld zu zerstreuen. Sie hielt dagegen, die Regierung habe viel erreicht. Auf die Nachfrage, ob sie sich falsch eingesetzt oder unausgelastet fühle, reagierte Harris mit einem zögerlichen Lachen und sagte: "Nein, das tue ich nicht. Ich freue mich sehr über das, was wir erreicht haben." Ihr sei aber klar, dass noch viel zu tun sei.
Bidens Umfragewerte fallen weiter
Immer weniger Amerikaner sind einer Umfrage zufolge mit der Arbeit von US-Präsident Joe Biden zufrieden. Von rund 1000 telefonisch befragten Personen waren nur 41 Prozent der Meinung, dass Biden insgesamt einen guten Job macht, 53 Prozent stellten ihm ein schlechtes Zeugnis aus, wie am Sonntag aus der Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC hervorging. Bidens Zustimmungswerte sind damit in drei aufeinanderfolgenden Umfragen gefallen. Im April, rund drei Monate nach seinem Amtsantritt, hatten noch 52 Prozent der Befragten erklärt, er mache einen guten Job.
Bidens Popularität war zuletzt infolge des chaotischen Abzugs aus Afghanistan, der von ihm verfügten Impf- und Maskenzwänge und der massiv angestiegenen Inflationsrate in den USA gesunken. Zudem tun sich seine Demokraten angesichts knapper Mehrheiten im Kongress sehr schwer damit, ihre politischen Vorhaben auch umzusetzen.
In der Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC ist die Zustimmung für Bidens Management der Corona-Pandemie von 64 Prozent im April auf inzwischen 47 Prozent gesunken. In Bezug auf Bidens Wirtschaftspolitik stellen ihm demnach noch 39 Prozent der Befragten ein gutes Zeugnis aus, 55 Prozent äußern sich unzufrieden.