Tausende Beschäftigte von Bosch haben nach Gewerkschaftsangaben am vergangenen Freitag gegen den Abbau von Arbeitsplätzen protestiert. Allein im badischen Bühl waren es rund 3000 Menschen, teilte die IG Metall mit.
Vor dem Werk des Autozulieferers in München demonstrierten annähernd 600 Menschen gegen die Schließung des Standorts. Nach Angaben der IG Metall gingen zudem im thüringischen Arnstadt etwa 300 Bosch-Mitarbeiter auf die Straße.
Der baden-württembergische IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger erklärte, Verlagerungen in Billiglohnländer nähmen zu - nicht nur bei Bosch. Bosch-Geschäftsführerin Filiz Albrecht äußerte Verständnis für die Sorge um die Arbeitsplätze. Bosch sei sich seiner unternehmerischen Verantwortung bewusst.
Bereits vor einigen Monaten hatte die IG Metall gewarnt, dass Autobauer zunehmend Arbeitsplätze nach Osteuropa verlagern. Zuvor würden die Beschäftigten an den deutschen Standorten „ausgequetscht.“ „Wir erleben schon jetzt, dass Standorte noch einmal richtig ausgepresst werden mit neuen Schichtsystemen und Wochenendarbeit. Die Leute werden nicht weiter qualifiziert, sie sollen einfach fallengelassen werden, weil bereits feststeht, dass der Standort in zwei, drei Jahren dichtgemacht wird", sagte ein Gewerkschafter damals.
Die Autoindustrie muss den von der Politik vorgeschriebenen raschen Übergang vom Benzin- und Dieselauto zum Elektroauto schaffen, um die sogenannten Klimavorgaben der EU einzuhalten. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Bosch Mobility Solutions, Frank Sell, kritisierte: „Bosch spaltet die Belegschaft in Gewinner und Verlierer des Strukturwandels.“
In Bühl sollen nach Unternehmensangaben bis 2025 rund 700 Vollzeitstellen sozialverträglich abgebaut werden, weniger als die Hälfte soll nach Osteuropa verlagert werden. In München mit rund 265 Beschäftigten wird Bosch zufolge über das Verlagern der industriellen Fertigung an andere Standorte gesprochen. In Arnstadt will die Robert Bosch Elektronik Thüringen GmbH ihre Tätigkeit einstellen, weil es bald keine Aufträge mehr gibt. Betroffen sind 100 der zusammen 160 Stellen am Standort, wie das Unternehmen mitgeteilt hatte.
Beschwichtigung bei VW
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess hat gegenüber den Beschäftigten erneut betont, keinen Stellenabbau in Form eines zusätzlichen Sparprogramms in den kommenden Jahren anzupeilen. „Es sollte keiner Angst haben“, sagte er Anfang November in einer internen Runde, zu der die Belegschaft Fragen einreichen konnte. Sollte der Eindruck entstanden sein, es gehe um gezielte Kürzungen, dann sei das „nicht das Ziel“ gewesen. „Wir sind ein soziales Unternehmen“, so Diess. „Wir haben eine Arbeitsplatzsicherung ausgesprochen bis 2029.“
Der Vorstandschef musste sich jüngst deutliche Kritik vor allem von Betriebsratschefin Daniela Cavallo anhören, nachdem eine Zahl von angeblich bis zu 30.000 gefährdeten Stellen die Runde gemacht hatte, welche im Zuge der Fokussierung auf Elektroautos wegfallen könnten. Bestehende Programme, die den Aufbau neuer bei gleichzeitigem Wegfall älterer Jobs vorsehen, seien „in der Umsetzung“, sagte Diess. Darüber hinaus gelte: „Es gibt keinen Plan, 30 000 Mitarbeiter abzubauen.“
Angst solle nicht entstehen, erklärte Diess. „Aber ich glaube schon: Wir brauchen einen Ruck, um diese neue Welt zu erkennen und uns diesem Wettbewerb zu stellen.“ Wolfsburg könne bei entsprechender Vorbereitung dem US-Rivalen Tesla mit dessen neuer Fabrik bei Berlin standhalten. „Aber wir müssen uns neu erfinden, wir brauchen einen Aufbruch.“ Alle Standorte würden an der Elektrifizierung beteiligt. Der Betriebsrat fordert für das Stammwerk Wolfsburg mindestens ein weiteres E-Modell vor dem 2026 startenden Trinity.