Deutschland

IG Metall ruft zu Warnstreiks bei Airbus und Premium Aerotec auf

Lesezeit: 2 min
01.12.2021 14:30
Der Streit um den Umbau der Produktion von Flugzeugteilen bei Airbus spitzt sich zu.
IG Metall ruft zu Warnstreiks bei Airbus und Premium Aerotec auf
Teilnehmer einer Kundgebung zu einem bundesweiten Aktionstag der IG Metall. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Streit um den Umbau der Produktion von Flugzeugteilen bei Airbus spitzt sich zu. Die IG Metall rief am Mittwoch zu Warnstreiks bei Airbus und Premium Aerotec auf. Geplant sei unter anderem eine Protestaktion am Donnerstag vor der Aufsichtsratssitzung in Hamburg, teilte die Gewerkschaft mit. Zudem werde eine Online-Kundgebung für Freitag vorbereitet. „Der Geduldsfaden wird sehr stark strapaziert, bei vielen Kollegen ist er gerissen“, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Daniel Friedrich. Die jüngste Verhandlung habe gezeigt, dass Airbus die Eskalation suche. Die Geschäftsführung habe Vereinbarungen zum weiteren Vorgehen zurückgenommen und sei nicht bereit, ein faires Zukunftspaket für alle Beschäftigte und Standorte abzuschließen.

Airbus-Chef Guillaume Faury warb in einem Brief an die Belegschaft um Geduld. In der Einzelteilfertigung habe das Unternehmen ernstzunehmende Wettbewerbsprobleme und arbeite daran, die bestmögliche Lösung für die Zukunft der betroffenen Standorte und alle beteiligten Mitarbeiter zu finden. „Die Situation ist komplex, braucht einige Zeit und muss im Dialog mit allen Interessengruppen bewältigt werden.“

Ein Konzern-Sprecher verwies darauf, dass Airbus Investitionen an den deutschen Sektionsmontage-Standorten und bei Airbus Operations von fast zwei Milliarden Euro bis 2025 zugesagt habe. Für die Einzelteile-Fertigung sei der Verkauf der beste Weg für die Belegschaft. „Mit einem starken Partner hätte die Einzelteilfertigung größere Wachstumschancen am Markt als bisher innerhalb von Airbus, denn heute ist dies ein Verlustgeschäft. Wir bedauern sehr, dass nach einigen Monaten der Verhandlungen inklusive Arbeitsgruppen dazu noch keine Einigung erzielt werden konnte.“

Airbus will Teile der Zuliefer-Tochter Premium Aerotec verkaufen. In der Einzelteilfertigung arbeiten vor allem in Augsburg und Varel bei Bremen etwa 3500 Menschen. Airbus zählt sie nicht mehr zum Kerngeschäft. Der Flugzeugbauer hat dem Sprecher zufolge zugesichert, 25,1 Prozent an einem neuen Gemeinschaftsunternehmen zu halten und den Investor nach strengen Kriterien auszuwählen, die vorab mit Betriebsräten und IG Metall besprochen würden. Bislang sei aber ein derartiger Investor nicht in Sicht, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Friedrich. „Wir haben im Moment große Zweifel, dass die Investorenlösung funktionieren kann.“

Die Gewerkschaft droht zudem mit einer weiteren Eskalation. Für eine Lösung bleibe vor Weihnachten nicht mehr viel Zeit, sagte Friedrich. Er sprach von einem Zeitraum bis Mitte Dezember. „Sollten wir nicht zeitnah zu einer Lösung kommen, laufen wir auf einen Großkonflikt zu.“ Airbus-Konzernbetriebsratschef Holger Junge sagte, statt einer Spaltung brauche es Perspektiven für die Beschäftigten. „Wir wollen, dass an allen heutigen Standorten von Airbus und Premium Aerotec die Arbeitsanteile abgesichert werden und dass wir an den Zukunftsprogrammen in gleichem Umfang beteiligt werden.“

Die Gewerkschaft fordert einen Sozialtarifvertrag, in dem die Bedingungen für die von der Umstrukturierung betroffenen Beschäftigten geregelt werden. Dazu gehöre eine Abfindung von drei Bruttomonatsgehältern je Beschäftigungsjahr bei einem Sockelbetrag von 25.000 Euro, sollten die Beschäftigten ihren Job verlieren, eine Härtefallregelung für IG Metall-Mitglieder sowie Qualifizierungsmaßnahmen bei Fortzahlung der Bezüge. Diese Regelung solle eine Laufzeit von zwölf Jahren haben. Nach Gewerkschaftsangaben sieht Airbus bei einem Verbleib der Einzelteilfertigung 750 Arbeitsplätze in Gefahr.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...