Deutschland

Hyperinflation ergreift den Erdgas-Markt

Lesezeit: 2 min
22.12.2021 12:03  Aktualisiert: 22.12.2021 12:03
Die Preise für Erdgas explodieren. Auf die Deutschen kommt ein sehr teurer Winter zu.
Hyperinflation ergreift den Erdgas-Markt
Die Entwicklung des TTF Gas-Index mit Blick auf die vergangenen Jahre. (Grafik: Tradingeconomics)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Preise für Erdgas steigen unkontrolliert. Inzwischen muss mit hyperinflationären Entwicklungen in dem Markt gerechnet werden.

Wie aus Daten von Tradingeconomics hervorgeht, haben sich die Preise im europäischen Handel (maßgeblich ist die niederländische TTF Gas-Benchmark für den Terminmarkt) seit Jahresbeginn mit einer Steigerung von 822 Prozent in etwa verachtfacht.

Der Anstieg ist dramatisch: So lagen die Erdgaspreise vor genau einem Jahr noch bei rund 18 Euro je Megawattstunde. Am Mittwoch notierten sie bei 176 Euro, nachdem sie am Vortag sogar die Marke von 180 Euro gerissen hatten - eine Verzehnfachung seit Ende Dezember 2020.

Der Blog Gabot.de berichtet mit Blick auf eine Untersuchung des Bundesverbandes der Energie-Abnehmer (VEA), wie sich die Preisanstiege auf dem Großhandelsmarkt bei den Preisen auf lokaler Ebene auswirken werden:

Der Vergleich umfasst 50 große Netzgebiete in Deutschland, die einen erheblichen Teil des deutschen Gasnetzes abdecken. Hierbei kam heraus, dass sich innerhalb der letzten sechs Monate der Erdgaspreis im Durchschnitt um 66,7% verteuert hat.

VEA-Hauptgeschäftsführer Volker Stuke betrachtet diese Entwicklung mit Sorge: „Viele Unternehmen mit einem hohen Erdgasverbrauch stehen durch diesen historischen Anstieg aktuell mit dem Rücken zur Wand. Selbst wenn man Erdgas zu den günstigsten Bedingungen einkauft, führt eine solch anhaltende Preisentwicklung gerade im energieintensiven Mittelstand zu einer massiven Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation.“

Gleichzeitig zeigen sich im Vergleich auch weiterhin teils große Preisunterschiede zwischen einzelnen Netzgebieten. So sind bei Dortmund Netz, wesernetz Bremen sowie im Netzgebiet der Stadtwerke Rostock Preissteigerungen von über 70% zu beobachten. Die Preissteigerung bei Netze BW betrug dagegen 62,1%. Allen Preisen gemein ist jedoch der massive Preisanstieg.

Zu denken gibt, dass die angesichts von Lieferengpässen ohnehin sehr hohen Preise für Erdgas noch künstlich durch allerlei Klima-Steuern und -abgaben der Staaten angeschoben werden. Besonders die Deutschen zahlen im europäischen Vergleich kräftig: sie tragen nicht nur die massiven Mehrkosten mit, die sich aus den ausufernden Preisen im europäischen Handel mit Emissionszertifikaten ergeben, sondern schultern auch noch eine zu Jahresbeginn eingeführte Sondersteuer auf das lebenswichtige Naturgas CO2 in Höhe von 25 Euro je Tonne.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...