Finanzen

Finanzinvestor Cerberus verkauft Anteile an Deutscher Bank und Commerzbank

Der US-Investor Cerberus steigt teilweise aus den deutschen Banken aus - Beobachter halten einen Komplettausstieg für möglich.
11.01.2022 09:40
Aktualisiert: 11.01.2022 09:40
Lesezeit: 2 min

Der US-Finanzinvestor Cerberus wird sich Insidern zufolge über kurz oder lang komplett von der Deutschen Bank und der Commerzbank verabschieden. "Das ist wohl der Anfang vom Ende eines Investments, dass sich letztlich nicht ausgezahlt hat", sagte eine der mit der Situation vertrauten Personen. Cerberus hatte seine Anteile an den beiden Großbanken über Nacht deutlich reduziert - vier Jahre nach dem aufsehenerregenden Einstieg. Der Investor realisierte mit dem 443 Millionen Euro schweren Verkauf nach Reuters-Berechnungen rund 170 Millionen Verlust. Seine beiden Anteilspakete sind 450 Millionen Euro weniger wert als damals.

Weitere Paketverkäufe könnten schnell folgen: Cerberus hat sich nur auf eine Frist von 45 Tagen festgelegt, innerhalb der der Investor keine weiteren Bank-Aktien auf den Markt werfen will. Normal sind Haltefristen von mindestens 90 Tagen.

Der Teilrückzug gab den Aktien am Dienstag einen Dämpfer. Commerzbank-Titel büßten bis zum Nachmittag 4,9 Prozent ein, Deutsche-Bank-Aktien lagen ein Prozent im Minus. Cerberus hält nun noch knapp zwei Prozent an der Deutschen Bank und knapp drei Prozent an der Commerzbank.

Beide Großbanken haben in den vergangenen Jahren groß angelegte Umbaumaßnahmen eingeleitet, zu denen auch massive Stellenstreichungen gehören. Dadurch haben sich zwar auch ihre Aktienkurse erholt. Deutsche-Bank-Papiere liegen aber immer noch mehr als 20 Prozent unter dem Kursniveau, zu dem Cerberus gekauft haben dürfte. Bei Commerzbank-Aktien sind es sogar rund 30 Prozent.

Der Finanzinvestor war vor gut vier Jahren mit drei Prozent bei der Deutschen Bank und mit fünf Prozent an der Commerzbank eingestiegen. Ein ungewöhnlicher Schritt für einen Investor, der normalerweise ganze Unternehmen kauft. Cerberus setzte Insidern zufolge auf eine Bankenfusion - eine Wette, die allerdings nicht aufging. Weder kam der große Zusammenschluss zwischen den beiden Häusern zustande, auch wenn zeitweise darüber gesprochen wurde, noch gab es eine Fusion des einen oder anderen mit einer ausländischen Bank. Cerberus ließ Bitten um eine Stellungnahme unbeantwortet. Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich nicht äußern.

Auch Aktionärsschützer glauben nicht mehr an eine Fusion der beiden Großbanken. "Aus meiner Sicht hat Cerberus realisiert, dass es endgültig keine realistische Chance mehr gibt, dass eine Fusion zwischen Deutscher und Commerzbank realisiert werden kann", kommentierte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), den Rückzug. Dazu hätten der Erfolg der Sanierung der Deutschen Bank und die neue Strategie der Commerzbank beigetragen, aber auch die neue Bundesregierung, merkte der Anlegeranwalt an.

Deka-Bankanalyst Andreas Thomae sieht den Ausstieg nüchtern: "Cerberus hat sich opportunistisch bei steigenden Kursen von einem Teil seiner Investments getrennt." Strategieänderungen seien dadurch nicht zu erwarten. "Beide Banken sind auf einem guten Erholungspfad." Bei der Commerzbank hatte Cerberus dazu durchaus beigetragen: Der Großaktionär machte so lange Druck auf Bankchef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann, bis beide im Sommer 2020 im Streit um einen härteren Sanierungskurs gleichzeitig das Handtuch warfen. Zielkes Nachfolger Manfred Knof griff dann deutlich radikaler durch.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...