Politik

Behörde muss Daten zur Pfizer-Impfzulassung deutlich schneller herausgeben

Die US-Lebensmittelbehörde FDA hätte sich mit der Veröffentlichung der Daten zum Corona-Impfstoff von Pfizer gern 75 Jahre Zeit gelassen. Doch ein Richter macht der Behörde nun Dampf.
13.01.2022 09:00
Lesezeit: 2 min

Eigentlich wollte die US-Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Dokumente, auf denen die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Pfizer basiert, erst im Verlauf der kommenden 75 Jahre vollständig öffentlich machen. Doch letzten Donnerstag hat ein Bundesrichter in Texas abgeordnet, dass die Behörde die Daten nun innerhalb von etwa acht Monaten veröffentlichen muss.

In dem Streit geht es um schätzungsweise 450.000 Seiten im Zusammenhang mit der Impfstoffzulassung, deren Veröffentlichung eine Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern angefordert hat. Das Gericht sagt, dass diese Anfrage "von überragender öffentlicher Bedeutung ist", zitiert Reuters US-Bezirksrichter Mark Pittman. (Ursprünglich schätzte man 329.000 Seiten, was einer Veröffentlichungsdauer von 55 Jahren entsprach.)

Die FDA ist verpflichtet, die Daten zu veröffentlichen, hat aber argumentiert, dass sie personell unterbesetzt sei und daher nur 500 Seiten pro Monat prüfen und freigeben könne. Richter Pittman erkennt an, dass der Antrag für die Behörde eine unangemessene Belastung darstellt, wies aber in seiner vierseitigen Verfügung den von der Behörde vorgeschlagenen Zeitplan entschieden zurück.

Anstatt 500 Seiten pro Monat zu produzieren, muss die Behörde nun 55.000 Seiten pro Monat aushändigen. Das bedeutet, dass alle Impfstoffdaten von Pfizer bis zum Ende des Sommers veröffentlicht werden sollten - und nicht erst im Jahr 2097. Allerdings wird die FDA wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die geforderten 55.000 Seiten pro Monat zu bearbeiten.

Pittman sieht in der Veröffentlichung eine Chance, Impfgegner von der Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes zu überzeugen. Er zitiert in seiner Anordnung den verstorbenen US-Senator John McCain, der sagte, dass eine übermäßige Geheimhaltung durch die Verwaltung "Verschwörungstheorien nährt und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Regierung schwächt".

Das Büro, das die Anfragen im Rahmen des Freedom of Information Act (FOIA) prüft, hat nur zehn Mitarbeiter, wie Suzann Burk, die Leiterin der FDA-Abteilung für Offenlegungs- und Aufsichtsmanagement, dem Gericht erklärte. Ein Mitarbeiter benötige acht Minuten pro Seite, um eine sorgfältige zeilen- und wortweise Überprüfung aller relevanten Unterlagen durchzuführen, bevor er sie als Antwort auf eine FOIA-Anfrage vorlegt.

Um die 55.000 Seiten pro Monat in nur acht Monaten zu produzieren, müssten die zehn Angestellten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche durcharbeiten, und würden es dennoch nicht ganz schaffen. Aber wie die Anwälte der Public Health und Medical Professionals for Transparency betonten, könnte die FDA einige weitere ihrer insgesamt 18.062 Mitarbeiter (Stand 2020) zur Bearbeitung der FOIA-Anfrage entsandt werden.

Bei den Klägern, die von Aaron Siri von Siri & Glimstad vertreten werden, handelt es sich um eine Gruppe von mehr als 200 Ärzten, Wissenschaftlern, Professoren und Gesundheitsexperten. Einige von ihnen sind Gegner von Lockdowns, Maskenvorschriften und den neuartigen Impfstoffen. Sie wollen alle Informationen, die sie von der FDA erhalten, auf ihrer Website veröffentlichen.

Richter Pittman schreibt in seiner Verfügung unter Berufung auf Äußerungen während der Anhörung am 14. Dezember, dass es "bei der Food and Drug Administration vielleicht kein wichtigeres Thema gibt [...] als die Pandemie, den Impfstoff von Pfizer, die Impfung aller Amerikaner". Er versicherte, dass der Impfstoff nicht "im Namen der Vereinigten Staaten überstürzt" wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Serielles Bauen: Wie Fertigmodule den Wohnungsmarkt verändern
21.07.2025

Serielles Bauen soll die Wohnungsnot in Deutschland lindern. Fertighäuser aus der Fabrik versprechen schnelle und kostengünstige...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimasteuer: Schleichende Enteignung der Hausbesitzer durch Heizkostenhammer steht bevor
21.07.2025

Wer heute nicht „grün“ heizt, wird ab 2027 wahrscheinlich ein massives Kostenproblem bekommen. Die Klimasteuer, die schon heute auf...

DWN
Technologie
Technologie Der gläserne Bürger wird Realität: Was die kommende EUID-App alles überwachen soll
20.07.2025

Bis 2030 soll jeder Bürger in der EU eine EUID-App als sogenannte digitale Brieftasche auf seinem Smartphone haben. Damit sollen die...

DWN
Panorama
Panorama Große Schere zwischen Arm und Reich belastet auch psychisch
20.07.2025

Superreiche werden immer reicher, während Millionen Menschen hungern – das belastet nicht nur finanziell. Eine neue Studie zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Personalbindung neu gedacht: Warum Freiwilligkeit stärker wirkt als Loyalität
20.07.2025

Kluge Personalbindung funktioniert nur ohne Zwang: Wer Mitarbeitende an sich ketten will, verliert die Besten – echte Loyalität gibt es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobshadowing: Einblicke und neue Perspektiven schaffen
20.07.2025

Im Rahmen von Job Shadowing können Interessierte von erfahrenen Mitarbeitern lernen und Einblicke in die Arbeitsabläufe innerhalb des...

DWN
Technologie
Technologie Drohnen: Warum Europa beim Luftraum ein Problem hat
20.07.2025

Spionagedrohnen überfliegen ungehindert Militärstützpunkte, kooperative Kampfdrohnen fehlen – und beim Einsatz ziviler Drohnen...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schlägt zurück: Chinas Tech-Gigant lässt Apple & Co. alt aussehen
20.07.2025

Totgesagt und sanktioniert – doch jetzt ist Huawei zurück an der Spitze. Mit eigener Chiptechnologie und ohne Android zeigt Chinas...