Finanzen

Summe der Schulden mit negativen Renditen fällt auf 10 Billionen Dollar

Lesezeit: 3 min
14.03.2022 12:00
Der Umfang der Anleihen mit negativen Renditen ist zuletzt stark zurückgegangen. Weltweit sind es nur noch rund 10 Billionen Dollar, Tendenz weiter fallend.
Summe der Schulden mit negativen Renditen fällt auf 10 Billionen Dollar
Schulden mit negativen Renditen sind weltweit auf dem Rückzug. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der weltweite Bestand an Schuldtiteln mit negativen Renditen ist auf 10 Billionen Dollar gesunken, so wenig wie zuletzt im April 2020. Noch Mitte letzten Jahres hatte der Umfang an Schulden mit negativen Renditen bei rund 17 Billionen Dollar gelegen. Denn die Renditen sind in vielen Märkten auf den höchsten Stand seit Ausbruch der Corona-Krise gestiegen.

Die Renditen bei Staatsanleihen sind seit Anfang des Jahres weltweit gestiegen. Die zehnjährige Bundesrendite etwa könnte erstmals seit 2019 wieder über null steigen. Hintergrund ist die Erwartung der Anleger, dass die Zentralbanken im Kampf gegen die steigende Inflation ihre Leitzinsen anheben und die groß angelegten Wertpapierkäufe beenden werden.

In der Eurozone und in Japan wurden in den letzten Jahren viele Staatsanleihen mit Renditen unter Null gehandelt. Denn die massiven Wertpapierkäufe der Zentralbanken haben die Nachfrage nach diesen Anleihen so stark angefacht, dass Anleger negative Renditen hinnehmen müssen, dass sie also mit Sicherheit Geld verlieren, wenn sie die Papiere bis zur Fälligkeit halten. Neben Staatsanleihen wiesen auch einige Unternehmensanleihen negative Renditen auf.

Doch zuletzt sind die Renditen vieler Anleihen wieder in den positiven Bereich gestiegen. "Dies spiegelt den Wandel der Zeiten und die sich verändernde geldpolitische Landschaft wider", zitiert die Financial Times Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco US. "Der Rückgang der negativ verzinsten Anleihen ist ein Symbol für den Wunsch, zur Normalität zurückzukehren."

Der Wert von Schuldtiteln mit einer Rendite von unter Null war laut dem Bloomberg Fixed Income Index Ende 2020 bis auf 18,4 Billionen Dollar angestiegen. Nun lag der weltweite Gesamtumfang an negativ verzinsten Schuldtiteln zwischen dem 7. Januar und dem 12. Januar vorübergehend sogar wieder unterhalb der Marke von 10 Billionen Dollar.

Im Dezember begann der sprunghafte Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen, was eine große Rolle bei der Verringerung des weltweiten Bestands an negativ verzinsten Schuldtiteln spielte, auch wenn die US-Kreditkosten bei einigen kurzfristigen Schuldtiteln nur vorübergehend negativ wurden. Die wichtigsten Anleihemärkte der Welt neigen dazu, dem US-Vorbild zu folgen.

Die Renditen von Staatsanleihen sind auf den höchsten Stand seit Beginn der Corona-Krise geklettert, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve im Dezember angekündigt hatte, ihre Käufe von Staatsanleihen schneller zu reduzieren, und signalisierte, dass sie möglicherweise bereit ist, den Umfang ihrer Bilanz zu verringern, was die Renditen rund um den Globus in die Höhe trieb.

"Wir haben es mit einer Fed zu tun, die darauf brennt, ihre experimentellen geldpolitischen Instrumente abzubauen", so Kristina Hooper. Die US-Notenbank wolle - im Anschluss an die ebenfalls geplante Erhöhung der Leitzinsen - sogar noch in diesem Jahr damit beginnen, ihre Bilanz zu verkleinern, indem sie ihre Wertpapierkäufe stark zurückfährt und sogar Papiere abstößt.

Die Anleger haben auch auf die von der Europäischen Zentralbank im letzten Monat angekündigte Verringerung ihrer Wertpapierkäufe reagiert und damit begonnen, nun auf steigende Zinssätze in der Eurozone im laufenden Jahr zu wetten. Die zehnjährige Bundesrendite kletterte Anfang der Woche auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren, und die Kosten für längerfristige Bundesanleihen haben bereits ins Plus gedreht.

Selbst in Japan, wo die Zentralbank die Zinssätze auf absehbare Zeit bei minus 0,1 Prozent halten dürfte, sind die Kreditkosten zuletzt gestiegen. Die Renditen der siebenjährigen Staatsanleihen des Landes sind in dieser Woche zum ersten Mal seit April letzten Jahres über die Marke von 0 Prozent geklettert.

Insgesamt ist der weltweite Bestand an Schuldtiteln mit negativen Renditen seit Jahresbeginn um 2 Billionen Dollar gesunken. Der Anteil der Anleihen mit negativen Renditen am Bloomberg Global Aggregate Bond Index liegt jetzt nur noch bei etwa 18 Prozent, verglichen mit 30 Prozent vor einem Jahr.

Diese Entwicklung wird von einigen Anlegern als Beginn einer Rückkehr zur Normalität gesehen wird. "Man darf nicht vergessen, dass man beim Kauf von festverzinslichen Wertpapieren keine negativen Renditen erzielen sollte", sagt etwa Sonal Desai, Finanzchef für Anleihen bei der Investmentfirma Franklin Templeton.

Allerdings sind die Anleihemärkte noch weit entfernt von einer Rückkehr zur Normalität. Denn wenn man die zuletzt hohen Inflationsraten in Betracht zieht - in den USA etwa lag die Inflation im Dezember mit 7 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1982, so ergeben sich stark negative reale Renditen. Auch die reale Rendite für zehnjährige Bundesanleihen liegt derzeit unter minus 5 Prozent.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...