Finanzen

EZB-Direktorin: Zu frühe Zinserhöhung könnte Aufschwung abwürgen

Vor allem aus Deutschland muss sich die EZB immer wieder Kritik anhören - vor allem, weil die Preise so schnell steigen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Eine führende Notenbankerin erklärt, warum der Preisanstieg höher erscheint als er eigentlich ist.
15.01.2022 11:26
Aktualisiert: 15.01.2022 11:26
Lesezeit: 1 min
EZB-Direktorin: Zu frühe Zinserhöhung könnte Aufschwung abwürgen
Explodierende Feuerwerksraketen umrahmen Augenblicke nach Mitternacht am am 01.01.2002) eine riesige Euro-Skulptur. (Foto: dpa) Foto: Boris_Roessler

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat die Geldpolitik der Notenbank verteidigt und vor schnellen Zinserhöhungen gewarnt. In den Prognosen sinke die Inflation mittelfristig sogar unter das EZB-Ziel von zwei Prozent, sagte die deutsche Volkswirtin der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). „Darum dürfen wir die Zinsen nicht zu früh erhöhen. Denn das könnte dazu führen, dass der Aufschwung abgewürgt wird.“ Die Währungshüter würden aber schnell und entschlossen reagieren, wenn sie zum Schluss kämen, dass sich die Inflation doch oberhalb der zwei Prozent festsetzen könnte.

Schnabel räumte ein, dass die Teuerungsrate höher ist als ursprünglich erwartet. Die EZB habe großes Verständnis dafür, dass viele Bürger besorgt seien, weil die inflationsbereinigten Löhne und Zinserträge gefallen seien. Allerdings argumentierte die Notenbankerin, dass die Inflation über einen längeren Zeitraum nicht so stark gestiegen ist: „Vergleicht man die Preise heute mit denen vor zwei Jahren, so betrug die jährliche Inflation in Deutschland im Dezember lediglich 2,5 Prozent. Denn im ersten Jahr der Pandemie sind die Preise sogar gefallen.“

Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die deutschen Verbraucherpreise im Dezember um 5,3 Prozent. Damit erreichte die Teuerungsrate den höchsten Stand seit Juni 1992. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor. Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer ultralockeren Geldpolitik die Teuerung anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...