Deutschland

Frankfurter Flughafen lädt so viel Luftfracht wie nie zuvor

Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen bleibt auch 2021 weit vom Vorkrisen-Niveau entfernt. Doch im Luftfracht-Geschäft verzeichnet man einen Rekordumschlag.
17.01.2022 11:55
Lesezeit: 3 min
Frankfurter Flughafen lädt so viel Luftfracht wie nie zuvor
Luftfrachtmaschine auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Der Frankfurter Flughafen ist im Jahr 2021 ein Stück aus seinem Corona-Tief herausgekommen. Mit 24,8 Millionen Passagieren zählte der Betreiberkonzern Fraport fast ein Drittel mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Dennoch blieb das Niveau aus der Zeit vor der Krise immer noch weit entfernt, wie der Konzernchef Stefan Schulte bei der Vorlage der Zahlen am Montag einräumte. Im Rekordjahr 2019 waren an Deutschlands größtem Airport fast 70,6 Millionen Fluggäste abgefertigt worden. Allerdings verzeichnete Fraport 2021 einen anderen Rekord: In Frankfurt wurde so viel Luftfracht umgeschlagen wie nie zuvor.

Eine genaue Prognose für 2022 wollte Schulte nicht abgeben. "Niemand kann heute konkret vorhersagen, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickeln wird." Nach seiner Einschätzung dürften die damit einhergehenden Reisebeschränkungen erneut vielfach uneinheitlich ausfallen und der Luftfahrtbranche weiterhin viel abfordern. Dennoch erwartet er ab dem Frühjahr eine deutlich anziehende Nachfrage.

An der Börse lösten die Nachrichten am Morgen keine klare Reaktion aus. Die Fraport-Aktie legte erst um bis zu 1,6 Prozent zu, drehte dann aber ins Minus, stand danach fast still und notierte zuletzt wieder rund 0,25 Prozent tiefer bei 64,16 Euro. Damit kam sie im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte, also nicht vom Fleck.

Nachdem die Pandemie den Passagierverkehr ab März 2020 für mehrere Monate weitgehend zum Stillstand gebracht hatte, ging es im abgelaufenen Jahr vor allem ab April wieder aufwärts. Im Zeitraum April bis Dezember habe sich die Zahl der Fluggäste im Vergleich zu 2020 verdreifacht, sagte Schulte. Dabei kam dem Flughafen die gestiegene Reisenachfrage im Sommer ebenso zugute wie im Herbst die Öffnung der USA für Reisende aus Europa.

In den Monaten Oktober bis Dezember zählte Fraport an seinem Heimatstandort immerhin gut halb so viele Passagiere wie im entsprechenden Zeitraum 2019 - kurz vor Ausbruch der Pandemie. Umgekehrt heißt das: Es waren immer noch rund 45 Prozent weniger.

Dabei hatte die Aussicht auf eine Wiederbelebung auf den Strecken nach Nordamerika den Fraport-Vorstand bereits im November zuversichtlicher gestimmt. Seither hatte Schulte für 2021 mit einem Passagieraufkommen im oberen Bereich der Prognose in Aussicht gestellt, die von "unter 20" bis zu 25 Millionen Fluggästen reichte. Mit 24,8 Millionen hat Fraport das obere Ende fast geschafft, obwohl die Omikron-Variante des Coronavirus inzwischen neue internationale Reisebeschränkungen nach sich gezogen hat.

Im Dezember zählte Fraport in Frankfurt 2,7 Millionen Passagiere und damit gut dreimal so viele wie ein Jahr zuvor, allerdings immer noch 44 Prozent weniger als im Dezember 2019. Mehr Verkehr auf den Interkontinentalstrecken und mehr Reisen über die Weihnachtsfeiertage hätten für eine Fortsetzung der Erholung gesorgt, schrieb Fraport.

Ein Rekordjahr gab es unterdessen im Cargo-Geschäft, das während der Pandemie einen regelrechten Boom erlebt. Im Gesamtjahr 2021 kam der Frankfurter Flughafen auf rund 2,3 Millionen Tonnen, fast 19 Prozent mehr als 2020 und knapp 9 Prozent mehr als 2019. "Getrieben ist dieses Wachstum insbesondere von der Luftfracht", hieß es. Das Luftpost-Aufkommen sei hingegen weiterhin von den fehlenden Beilade-Kapazitäten in Passagiermaschinen betroffen.

Im Passagiergeschäft an den Fraport-Flughäfen im Ausland fiel die Entwicklung im vergangenen Jahr unterschiedlich aus - auch weil die Pandemie die einzelnen Länder zu unterschiedlichen Zeitpunkten getroffen hatte. Außer dem Flughafen Xi'an in China hätten alle Standorte im Vergleich zu 2020 zulegt, hieß es. Im Sommer sei es vor allem an den Flughäfen in Urlaubsregionen stärker aufwärts gegangen. Im Vergleich zu 2019 gab es aber weiterhin teils deutliche Rückgänge.

So verzeichnete Fraport im slowenischen Ljubljana mit knapp 422 000 Fluggästen fast anderthalbmal so viele wie 2020, ab nicht einmal ein Viertel so viele wie 2019. An den brasilianischen Airports Fortaleza und Porto Alegre entwickelten sich die Zahlen ähnlich wie in Frankfurt: 8,8 Millionen Fluggäste entsprachen fast einem Drittel mehr als 2020 und gut halb so vielen wie 2019. Im peruanischen Lima lag das Aufkommen mit 10,8 Millionen Passagieren noch weniger als halb so hoch wie 2019. Im russischen St. Petersburg rückte das Passagieraufkommen mit 18 Millionen sogar bis auf acht Prozent an das Niveau von 2019 heran.

Aufwärts ging es auch an den Fraport-Flughäfen in Griechenland und der Türkei, die stark von Sommerurlaubern abhängen. Sowohl im türkischen Antalya als auch an den 14 Regional-Airports in Griechenland zählte Fraport im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Fluggäste wie 2020. In Antalya blieb das Aufkommen mit 22 Millionen Passagieren rund 38 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Die griechischen Flughäfen lagen mit 17,4 Millionen Passagieren noch 42 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

In Xi'an wurde die Erholung des Flugverkehrs Ende 2021 hingegen jäh unterbrochen. Grund war ein strikter Lockdown für die chinesische Stadt. Dadurch blieb der Airport bei den Passagierzahlen im Gesamtjahr sogar rund drei Prozent hinter 2020 zurück

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...