Deutschland

Ifo-Institut warnt vor Rückverlagerung von Produktion nach Deutschland

Wegen gestörter Lieferketten wird derzeit verstärkt über eine Rückverlagerung von Produktion nach Deutschland diskutiert. Doch das Ifo-Institut fürchtet Schäden.
20.01.2022 09:59
Lesezeit: 1 min

Die wegen gestörter globaler Lieferketten verstärkt diskutierte Rückverlagerung internationaler Produktion würde der deutschen Wirtschaft einer Studie zufolge mehr schaden als nutzen. Dadurch würde die deutsche Wirtschaftsleistung um fast zehn Prozent geschmälert, wie das Münchner Ifo-Institut in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie ermittelte.

"Wenn wir ausgelagerte Teile der Wertschöpfung nach Deutschland zurückholen, führt das dazu, dass weniger wettbewerbsstarke Tätigkeiten plötzlich große Anteile im Mix der deutschen Wertschöpfung gewinnen", sagte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach. "Die damit verbundene geringere Produktivität würde die Wirtschaftskraft schwächen."

Diese Ergebnisse basieren auf Berechnungen des Ifo-Handelsmodells. "Dabei wird angenommen, dass kein anderes Land eine ähnliche Strategie verfolgt oder Vergeltungszölle als Gegenreaktion erhebt", sagte Flach. "Die negativen Auswirkungen der Nationalisierung von Lieferketten könnten daher tendenziell noch höher ausfallen."

Bei einem globalen Trend hin zu stärker national ausgerichteten Lieferketten stünde für die deutsche Wirtschaft sehr viel auf dem Spiel, warnen die Münchner Forscher daher. "Die Produktion von deutschen Vorleistungen, die anschließend im Ausland weiterverarbeitet werden, trägt mit über 600 Milliarden US-Dollar zur deutschen Wertschöpfung bei", sagte Ifo-Forscher Andreas Baur.

Einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom vergangenen Herbst zufolge haben etwa 15 Prozent der Unternehmen vor, ihre Produktion oder zumindest Teile davon an neue Standorte zu verlagern. Die Wirtschaft leidet wegen der Corona-Pandemie unter gestörten Lieferketten.

Deutschlands wichtigster Handelspartner China etwa machte in den vergangenen Monaten immer wieder Schlagzeilen, da bei Neuinfektionen ganze Betriebe und Hafenanlagen geschlossen wurde. Dadurch fehlten hierzulande häufig wichtige Vorprodukte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland im freien Fall
02.12.2025

Die deutsche Industrie rutscht tiefer in die Krise, der BDI warnt vor einem historischen Tiefpunkt. BDI-Präsident Peter Leibinger...

DWN
Technologie
Technologie Deutsche Start-ups setzen auf Roboterküchen
02.12.2025

Kochroboter erobern Kantinen, Kliniken und Supermärkte. Zwei deutsche Start-ups wollen rund um die Uhr frisch kochen lassen und dabei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückkehr in den Arbeitsmarkt: Immer mehr Rentner gehen auf Jobsuche
02.12.2025

Die Aktivrente soll Arbeit im Ruhestand attraktiver machen. Auch wenn die Koalition sich noch über das Rentenpaket streitet, planen viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...