Finanzen

Chinesischer Staat stützt Evergrande, doch Finanzexperten sind skeptisch

Die chinesische Führung will Evergrande und andere Immobilienkonzerne finanziell stützen. Doch Finanzexperten zufolge ist ein Kollaps von Evergrande unabwendbar. Die Experten rechnen damit, dass die Insolvenz von Evergrande die nächst weltweite Krise auslösen wird.
20.01.2022 11:04
Aktualisiert: 20.01.2022 11:04
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Chinesischer Staat stützt Evergrande, doch Finanzexperten sind skeptisch
Passanten laufen in der Nähe des Hauptsitzes des Immobilienentwicklers Evergrande Group vorbei. (Foto: dpa) Foto: Ng Han Guan

In der Krise rund um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande sendet die Pekinger Führung Signale der Entspannung und schickt Staatsfirmen zum Rettungseinsatz. Umsätze und Kapitalflüsse am Immobilienmarkt kehrten immer mehr zur Normalität zurück, sagte Zentralbankvertreter Zou Lan am Dienstag. Die Volksrepublik setze bei der Immobilienfinanzierung auf Kontinuität und Stabilität. Unterdessen kündigte die staatlich kontrollierte Shanghai Pudong Development Bank eine fünf Milliarden Yuan (rund 690 Millionen Euro) schwere Anleihe für Bauprojekte an. Experten rechneten damit, dass weitere Geldhäuser dem Vorbild folgen und so die Immobilienfinanzierung auf breitere Basis gestellt werden soll, berichtet die „Financial Times“.

Finanzexperten zufolge wird das globale Finanzsystem komplett kollabieren. Die chinesische Immobilienfirma Evergrande werde dieses Ereignis mit ihrer Insolvenz einleiten. Die anstehende globale Finanzkrise werde die Finanzkrise 2008, die durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers eingeleitet wurde, in den Schatten stellen.

Chinesische Immobilienkonzerne stecken nach einem jahrelangen Boom gefolgt von regulatorischen Einschränkungen im Kreditgeschäft in massiven Liquiditätsengpässen. Schlagzeilen macht vor allem der Branchenriese Evergrande, der vergangene Woche mit einem Zahlungsaufschub für eine Yuan-Anleihe gerade noch einmal der Insolvenz entkommen war. Auch hier sprang jetzt eine staatliche Firma in die Bresche - wenn auch nur in einem kleinen Teilbereich: Der Minmetals International Trust übernahm sämtliche Vermögenswerte, die Evergrande in zwei Bauprojekten im Süden Chinas hält. Wie aus amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht, nimmt die Treuhandgesellschaft dafür zusammen rund 80 Millionen Yuan (etwa elf Millionen Euro) in die Hand. Minmetals erklärte den ungewöhnlichen Schritt unter anderem damit, Evergrande helfen und für Stabilität sorgen zu wollen.

Die Probleme bei Evergrande haben allerdings eine viel größere Dimension: Das einstige Vorzeige-Unternehmen der Branche steht mit rund 300 Milliarden Dollar vor allem bei chinesischen Kreditgebern in der Kreide. Es gab bereits Ausfälle, allerdings bisher nur bei Dollar-Anleihen.

Doch auch hier bemühen sich die chinesischen Behörden darum, die Wogen zu glätten. Der Markt gewöhne sich an Zahlungsausfälle bei einigen hoch verschuldeten Immobilienkonzerne, sagte Jin Xiandong von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission am Dienstag bei einer Konferenz. Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich das allgemein auf Auslandsanleihen chinesischer Unternehmen auswirken werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Wie der US-Präsident Putins Argumente übernimmt
20.10.2025

Donald Trump fordert ein Ende des Ukraine-Kriegs – durch Teilung des Donbass zugunsten Russlands. Damit übernimmt er offen die Argumente...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Cybersicherheit Lieferkette: Wenn der Angriff über den Partner kommt
20.10.2025

Ein einziger ungeschützter Zulieferer kann heute ganze Konzerne stilllegen. Cyberkriminelle greifen nicht mehr frontal an, sondern nutzen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen "Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint": Neue Bahnchefin mit großen Pläne
20.10.2025

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, will den Konzern komplett umbauen und die Qualität des bundeseigenen Unternehmens so...

DWN
Panorama
Panorama Filmreifer Coup: Dem Louvre werden Juwelen von "unschätzbarem" Wert gestohlen
20.10.2025

Der Einbruch in das Pariser Museum Louvre läuft so spektakulär ab wie das Szenario eines Gangsterfilms .In nur vier Minuten stehlen sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Honigetiketten künftig mit detaillierten Herkunftsangaben Pflicht
20.10.2025

Honigkäufer sollen künftig genauer erfahren, woher ihr Honig stammt. Laut einer Verordnung des Bundesernährungsministeriums müssen auf...

DWN
Politik
Politik Alle Rentenänderungen 2026 im Überblick: Neue Mütterrente, Aktivrente und Frühstartrente
20.10.2025

Das Jahr 2026 bringt weitreichende Änderungen des Rentensystems mit sich. Was sich alles ändert und wer davon profitieren kann, erfahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gebundenes Vermögen: Justizministerin Hubig plant neue Rechtsform für Unternehmen
20.10.2025

Eine neue Rechtsform soll Unternehmen helfen, nachhaltiger zu wirtschaften und Gewinne im Betrieb zu halten. Besonders für Mittelständler...

DWN
Politik
Politik US-Juristin warnt: Trump bedroht die Meinungsfreiheit in nie dagewesenem Ausmaß
19.10.2025

Die US-Juristin Nadine Strossen warnt vor einer beispiellosen Bedrohung der Meinungsfreiheit unter Donald Trump. Der Ex-Präsident greife...