Wirtschaft

Analyst Rickards: Chinas Corona-Politik wird Lieferketten zusammenbrechen lassen

Dem Analysten James Rickards zufolge führt kein Weg mehr an einem Zusammenbruch der globalen Lieferketten vorbei. Die gängige Erzählung, wonach sich bald alles normalisieren werde, entspreche nicht der Wahrheit.
26.01.2022 14:13
Aktualisiert: 26.01.2022 14:13
Lesezeit: 2 min
Analyst Rickards: Chinas Corona-Politik wird Lieferketten zusammenbrechen lassen
Xi Jinping, Präsident von China und Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), spricht während der Eröffnung einer Studiensitzung an der Parteischule des Zentralkomitees der KPCh. (Foto: dpa)

„Der Zusammenbruch globaler Lieferketten ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Ob es darum geht, Lebensmittel in Ihrem Supermarkt zu finden, ein neues Auto zu kaufen oder Geräte wie Geschirrspüler und Kühlschränke zu kaufen, Waren sind knapp. Außerdem dauern die Lieferungen ewig und die Auswahl ist begrenzt (…) Die Lieferkette ist ein komplexes dynamisches System. Wenn ein komplexes System zusammenbricht, können Sie nach bestimmten Ursachen suchen, aber das ist normalerweise Zeitverschwendung. Systeme brechen intern zusammen, weil sie zu groß und zu stark miteinander verbunden sind und zu viel Energie benötigen, um weiterzumachen“, so der Analyst James Rickards in einem Beitrag.

Im Frühjahr 2020 spürten die Menschen weltweit, wie sich ein Zusammenbruch der Lieferketten auf ihren Alltag auswirken würde. Damals waren Desinfektionsmittel und Papierwaren Mangelware. Diese akute Mangel wurde durch das Horten diverser Produkte ausgelöst. Die Engpässe waren real, aber auf bestimmte Produkte beschränkt. Doch Rickards zufolge wird sich dieser Mangel in naher Zukunft auf zahlreiche andere Produkte erstrecken. In den USA sei dieser Prozess bereits spürbar. In zahlreichen Einzelhandelsgeschäften und Supermärkten gebe es einen Mangel an Grundnahrungsmittel.

Rickards wörtlich: „Viele Artikel sind verfügbar, aber viele nicht. Es kommt von Zeit zu Zeit zu Fehlbeständen bestimmter Waren. Aber Sie können sicher sein, dass etwas fehlen wird und einige der Regale leer sein werden. Dennoch gibt es ein Narrativ, wonach die Krise vorübergehend ist, dass Schritte unternommen werden, um Engpässe und Rückstände abzubauen, und dass sich die Dinge bald wieder normalisieren werden. Die Erzählung macht die Pandemie und die Zahl der Arbeiter, die mit Corona nach Hause kommen, für den Mangel verantwortlich. Es heißt, dass sich die Dinge aufklären werden, wenn das Virus unter Kontrolle ist. Das ist die Erzählung, aber es ist nicht die Realität. Der Beweis ist, dass die Krise in der Lieferkette gerade erst beginnt. Es wird uns jahrelang begleiten und enorme negative wirtschaftliche Auswirkungen haben. Niemand bezweifelt, dass die Pandemie, insbesondere die Omicron-Variante, große Auswirkungen hatte und dazu führte, dass Millionen krank wurden und arbeitslos wurden (…) Aber sie sind nicht die Hauptursache für das Chaos in der Lieferkette. Selbst wenn die Geschäfte voll besetzt wären, gäbe es immer noch Engpässe und Verzögerungen aufgrund von Mangel an Lkw-Fahrern, verspäteten Containerfrachtsendungen aus Asien, Produktionsverzögerungen aufgrund fehlender Vorleistungen, Energieknappheit und vielen anderen Hindernissen.“

Es sei alles miteinander verbunden und alles breche auf einmal zusammen. Das „fröhliche Gerede“ über eine „vorübergehende“ Krise in der Lieferkette sei eine Lüge. Die Krise werde noch Jahre andauern mit absehbaren negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum.

Ein weiterer Faktor, der die globalen Lieferketten beeinträchtigen wird, sei die Null-Corona-Politik Chinas. Aufgrund eines einzigen Corona-Falls kann ein gesamtes Stadtviertel oder eine gesamte Stadt komplett lahmgelegt werden. „In der Provinz Henan, dem Zentrum der chinesischen Elektronikproduktion, kam es gerade zu einem neuen Lockdown. China hat auch den Hafen von Ningbo gesperrt, der nach Shanghai der zweitgrößte Hafen Chinas und einer der größten der Welt ist. Peking hat auch verlangt, dass die Besatzungen ankommender Schiffe auf dem Schiff bleiben müssen und nicht für normale Ruhe- und Erholungszwecke an Land dürfen. Da diese Besatzungen oft sechs Monate oder länger auf See verbringen, beginnen Schiffsbetreiber, Reisen zu planen, die China meiden. Das bedeutet, dass selbst wenn Waren produziert werden, diese aufgrund von Schiffs- und Besatzungsmangel nicht unbedingt verschifft werden können. Die Situation wird schlimmer, nicht besser, und wird sich noch mehr verschlechtern, wenn wir uns auf die Olympischen Spiele in Peking und die Feiertage zum Mondneujahr in China zubewegen“, so Rickards.

Die „Fabrik der Welt“ habe beschlossen, ihre Aktivitäten in den kommenden Monaten einzustellen. Aus Anlegersicht bedeutet das, dass sich diese Entwicklung auf den Märkten in höheren Kosten, niedrigeren Erträgen und letztendlich auch niedrigeren Aktienkursen niederschlagen werde. Die Realität der globalen Lieferketten könnte die Aktienmarktblase zum platzen bringen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Regierung plant weiter die Energiewende mit einer Grüngasquote: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...