In der deutschen Luftfahrt herrscht wegen der Pandemie weiter Flaute. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die globale Nachfrage um 58 Prozent hinter dem Vorkrisenjahr 2019 zurückgeblieben war, hat in den ersten Monaten dieses Jahres die neue Corona-Variante Omikron zu weiteren Flugstreichungen geführt, wie der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am vergangenen Donnerstag berichtete. Kurzfristig wurde für Januar und Februar im Verkehr von und nach Deutschland die eigentlich geplante Sitzkapazität noch einmal um mehr als ein Drittel reduziert.
Im vergangenen Jahr transportierten die deutschen Fluggesellschaften laut BDL 52,5 Millionen Passagiere und damit 68 Prozent weniger als 2019. An den deutschen Flughäfen wurden 78,6 Millionen Passagiere gezählt und damit 69 Prozent weniger als vor der Pandemie. Dass sich der deutsche Luftverkehr insgesamt langsamer erholte als in anderen europäischen Staaten, liegt dem Verband zufolge am schwachen innerdeutschen Verkehr mit nur noch rund einem Viertel der vor der Krise angebotenen Flüge. Die Reisenden hätten in Deutschland eher das Auto genommen, während in den meisten anderen Staaten wie Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei die Inlandsflüge bereits zwischen 68 und 77 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichten.
Im Interkontinental-Geschäft habe Deutschland als Transferland seit 2010 an Bedeutung verloren, weil insbesondere nach Afrika und Asien die Passagierströme über die stark ausgebauten Drehkreuze in Arabien und der Türkei zugenommen hätten. Neben der gezielten Industriepolitik der Staaten sorgten auch geringere soziale, ökologische und verbraucherpolitische Standards für eine regelrechte Sogwirkung, erklärte BDL-Präsident Peter Gerber. Die Wertschöpfung werde ohne positiven Effekt für die Umwelt verlagert.
Damit sind die von der Politik vorangetriebenen Maßnahmen für den Klimaschutz nicht nur wirkungslos, sondern schaden der europäischen Luftfahrt massiv.
Gerber verlangte Öffnungsperspektiven, die jetzt entwickelt werden müssten. Auflagen sollten schrittweise zurückgenommen werden, weil Impfungen und Tests eine sichere Mobilität ermöglichten. "Wir brauchen praktikable und europaweit einheitliche Reiseregeln, das heißt konkret weniger Bürokratie in den Abläufen", sagte der Lufthansa-Manager laut einer Mitteilung.