Regierungen müssen aus Sicht einer Allianz von Verbänden aus der Logistik-, Handels- und Transportbranche die seit rund eineinhalb Jahren geltenden Corona-Restriktionen sofort beenden. Ansonsten drohe nichts Geringeres als ein Zusammenbruch der weltumspannenden Lieferketten, zitiert die Financial Times aus einem offenen Brandbrief der Allianz an die Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Die seit nun fast zwei Jahren andauernden Corona-Restriktionen im Reiseverkehr, der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Zusammenleben hätten einen „enorm schädlichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Arbeiter in den Logistikbranchen“, zitiert die FT aus dem Brief. Die „Misshandlung“ der Arbeiter hätte die ohnehin „bröckelnden“ Lieferketten noch verschärft, heißt es weiter. Wenn jetzt nicht der größte Teil der Maßnahmen zurückgenommen werde, könnten die globalen Lieferketten für lebenswichtige Güter wie Arzneimittel, Treibstoffe oder Nahrungsmittel nicht länger aufrechterhalten werden und noch vor Weihnachten zusammenbrechen.
Die Schließung von Fabriken, Abstandsregeln und Impf-Restriktionen im grenzüberschreitenden Verkehr hätten die bereits zu beobachtende Überlastung des Seehandels, den massiven Anstieg der Energiepreise und den jüngst in Großbritannien aufgetretenen Treibstoffmangel verursacht oder dazu beigetragen. „Alle Transportbranchen sind zudem von einer Knappheit an Arbeitern betroffen und sie rechnen damit, dass Millionen Arbeiter ihren Beruf wegen der schlechten Behandlung während der Pandemie aufgeben werden - was den Druck auf die Lieferketten noch weiter verstärkt“, heißt es in dem Brief.
Willie Walsh, der Generaldirektor der International Air Transport Association - einer der Unterzeichner des Briefs - sagte, die Branche hoffe darauf, dass der „gesunde Menschenverstand“ siegen werde. „Aber trotz all der guten Arbeit hinter den Kulissen und den verfügbaren Daten und der Expertise, beeinflusst die Politik die Entscheidungen und nicht die richtige Wissenschaft.“
Der Generalsekretär der International Road Transport Union, Umberto de Pretto, sagte: „Was benötigt wird ist eine politische Entscheidung. Wollen Sie eine Erholung der Wirtschaft - ja oder nein? Wenn ja, dann muss sich die Politik jetzt dringend dieses Problems annehmen.“
In der Vergangenheit hatten zahlreiche Verbände und Branchen vor den schädlichen Folgewirkungen der staatlich verordneten Corona-Maßnahmen gewarnt - in Deutschland beispielsweise Vertreter des Einzelhandels und mittelständischer Unternehmen. Auch der globale Luftfahrtverband IATA warf der Politik zuletzt vor, mit „überzogenen“ Maßnahmen die Krise in der Luftfahrt unnötig zu verlängern.