Politik

Unheilige Allianz? Klaus Schwab lobt China in höchsten Tönen

Seit Jahren bauen das Weltwirtschaftsforum unter Klaus Schwab und China ihre Beziehungen aus. Das Forum hat eine eindeutig positive Einstellung gegenüber China unter der Führung der Kommunistischen Partei, das eine Symbiose aus Sozialismus, Kapitalismus, sozialer Kontrolle und Überwachung darstellt.
02.02.2022 08:00
Lesezeit: 4 min

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) unter der Leitung von Klaus Schwab pflegt seit Jahren enge Beziehungen zur Regierung und zur Kommunistischen Partei Chinas. Schwab hat China in den vergangenen Jahren immer wieder gelobt. Er hat offenbar auch eine enge Beziehung zum chinesischen Präsidenten Xi Jinping aufgebaut. Dabei ist unklar, warum das WEF ausgerechnet zu einem Land, in dem Kapitalismus und Sozialismus (oder Kommunismus) Hand in Hand gehen, eine Vorbildfunktion zuzurechnen versucht.

Swisscham.org berichtet: „Am 16. April 2018 traf sich Präsident Xi Jinping mit dem Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, in der Großen Halle des Volkes. Xi Jinping erklärte, die Zusammenarbeit zwischen China und dem WEF habe sich fast mit dem Prozess der Reform und Öffnung Chinas synchronisiert. Beide Seiten sollten mit der Zeit Schritt halten, die Zusammenarbeit verbessern, gemeinsam nach neuen Triebkräften für das Weltwirtschaftswachstum suchen und realistische und praktikable Lösungen für die Bewältigung globaler Herausforderungen finden. Klaus Schwab erklärte, dass die großartige Rede von Präsident Xi Jinping auf der WEF-Jahrestagung im vergangenen Jahr unvergesslich war und von der heutigen Welt allgemein begrüßt wurde. Das WEF setzt sich für die Förderung der wirtschaftlichen Globalisierung und des Multilateralismus ein und lehnt Protektionismus und Unilateralismus ab. Das WEF ist stolz auf die Zusammenarbeit mit China in den letzten vier Jahrzehnten.“

Die chinesische Tageszeitung „China Daily“ wörtlich: „Das Weltwirtschaftsforum war ein wichtiger Unterstützer der Bemühungen Chinas, die globale Wirtschaftsordnung neu zu gestalten, um sie offener und multilateraler zu gestalten und Bedenken hinsichtlich des Widerstands gegen die Globalisierung besser auszuräumen. Klaus Schwab hat als Gründer und Vorstandsvorsitzender Chinas feste Überzeugung anerkannt, dass die wirtschaftliche Globalisierung das Potenzial hat, Menschen auf der ganzen Welt Wohlstand und Wohlstand zu bieten. Das Forum werde weiterhin Nationen wie China stärken, die sich bemühen, den gemeinsamen Traum von Weltfrieden, Glück, Gerechtigkeit, Gleichheit und Liebe zu verwirklichen, die über die Armut triumphieren.“

Am 21. Dezember 2018 führte „CGTN“ aus: „Der deutsche Ingenieur und Ökonom Klaus Schwab wurde auf einer Konferenz zum 40. Jahrestag der Reform- und Öffnungspolitik Chinas am Dienstag in Peking mit der ,China Reform Friendship Medal‘ ausgezeichnet. 1971 startete Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), das jährliche Treffen, an dem zahlreiche Führungskräfte aus Wirtschaft, Regierung und Zivilgesellschaft in der Schweizer Stadt Davos teilnehmen, um Lösungen für globale Herausforderungen zu erarbeiten. 1979 stattete Schwab China seinen ersten Besuch ab und begann, China in die jährlichen Treffen einzubeziehen, kurz nachdem China 1978 seine Reform- und Öffnungspolitik eingeleitet hatte. Schwab sagte, er sei erfreut über sein Engagement für China in den letzten vier Jahrzehnten. ,In den letzten 40 Jahren gab es viele Kritiker und Pessimisten, die immer prognostizierten, dass Chinas Wirtschaftswachstum ein Ende haben würde, aber sie erwiesen sich als falsch‘, sagte Schwab in Tianjin vor dem Sommer Davos 2018. ,Ich bleibe optimistisch‘, fügte er hinzu. Im April 2018 traf sich der chinesische Präsident Xi Jinping mit Schwab und sagte, Chinas Zusammenarbeit mit dem WEF sei mit dem Reform- und Öffnungsprozess des Landes zusammengefallen. ,Das WEF ist stolz auf die Zusammenarbeit mit China in den letzten 40 Jahren‘, sagte Schwab auf dem Treffen und fügte hinzu, dass das WEF bereit sei, die langfristige Zusammenarbeit mit China zu verbessern (…) 2007 richtete die das WEF außerdem das Jahrestreffen der ,New Champions oder Summer Davos‘ ein, das jährlich im chinesischen Dalian oder Tianjin stattfindet, um Teilnehmer von globalen Wachstumsunternehmen, der nächsten Generation von Weltmarktführern sowie Technologiepionieren zusammenzubringen.“

Das Magazin „Cicero“ berichtete am 23. Januar 2017: „Beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos präsentierte sich der chinesische Präsident Xi Jinping als Globalisierungsfreund. Medien machen ihn schon zum ,neuen Führer der freien Welt‘ (…) Klaus Schwab ist zur Tat geschritten. Er lud den Kommunisten Xi Jinping in die hässliche Stadt der herrlichen Berge. Chinas Staatspräsident empfahl der Welt sein Gebot der Stunde: Globalisierung! Weitermachen wie bisher! Unter Chinas Führung! (…) Die freie Welt – die Schweiz! – beklatscht den Herrscher der kommunistischen Weltmacht: China! (…) Kapitalismus ohne freie Bürger? Ist das der neue Fluchtort, der Sehnsuchtsort der globalisierten Kapitalisten? Eine Welt ohne freie Bürger bedeutet: keine störenden Bürger, vielmehr disziplinierte Bürger, fügsame Bürger – für die Wirtschaft, fürs Geschäft.“

Die Handelszeitung hatte am 15. Januar 2017 getitelt: „Die neue Supermacht China rückt am WEF in den Fokus.“

Die Zeitung „Global Times“, die das offizielle Propagandaorgan der Kommunistischen Partei Chinas ist, führte am 16. Dezember 2015 aus: „Der Wuzhen-Gipfel der Zweiten Weltinternetkonferenz (WIC) wird dazu beitragen, eine bessere gemeinsame Zukunft für die Welt zu gestalten, und China kann eine führende Rolle bei der internetbasierten vierten industriellen Revolution spielen, sagte der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, am Mittwoch. ,Die Weltinternetkonferenz ist wichtig, da wir alle die gemeinsame Verantwortung haben, das enorme Innovationspotential zum Nutzen der globalen Gesellschaft insgesamt zu nutzen‘, sagte Schwab während der Eröffnungsfeier des von China initiierten Gipfels. Die vierte industrielle Revolution oder Industrie 4.0 ist die Konvergenz intelligenter Technologien wie künstlicher Intelligenz, Robotik, 3D-Druck, Nanotechnologie, Materialwissenschaften, Energiespeicherung und Quantenwissenschaft mit dem Internet. Laut Schwab geht es nicht nur darum, Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln, sondern ganze Systeme zu verändern (…) Er sagte, er glaube, dass China, das Land mit der größten - und immer noch wachsenden - Anzahl von Internetnutzern, eine besonders führende, konstruktive Rolle beim Aufbau des globalen wissenschaftlichen und technologischen Systems spielen könne und sollte, wie es China gerade getan hatte jetzt in den globalen Klimaverhandlungen.“

China wird offenbar auch im Rahmen des „Great Reset“ eine wichtige Rolle spielen. Dabei ist das Land alles andere als vorbildlich. Human Rights Watch (HRW) berichtet: „Unter der Führung von Präsident Xi Jinping verschärfte die chinesische Einparteienregierung ihren Einfluss auf Bereiche der Gesellschaft, die sie als bedrohlich empfand, wie das Internet, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen. Sie stärkte die ideologische Kontrolle, insbesondere im Hochschulbereich, unter religiösen und ethnischen Minderheiten sowie innerhalb der Bürokratie. Es hat enorme Ressourcen für neue Technologien zur sozialen Kontrolle aufgewendet und sein Arsenal um künstliche Intelligenz, Biometrie und Big Data erweitert, um den Geist und das Verhalten von 1,4 Milliarden Menschen zu überwachen und zu formen. Die Zensur der Regierung geht jetzt weit über ihre Grenzen hinaus. Die Mischung aus typisch finanziellen Anreizen und Einschüchterung manipuliert den weltweiten Diskurs über China.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen APT Miner erfreut sich in letzter Zeit großer Beliebtheit im Internet und hilft Ihnen, bis zu 35.777 Euro pro Tag zu verdienen

Mit der zunehmenden Verbreitung sauberer Energien wie Solar- und Windenergie verändert sich auch die Art des Cloud-Minings still und...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag: Lohnt sich eine Sofortrente?
27.05.2025

Immer mehr Menschen sorgen sich darum, ob das aktuelle deutsche Rentensystem in Zukunft überhaupt noch tragbar ist. Fest steht: Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturflaute in Deutschland: Warum Verbraucher sparen und Firmen zögern
27.05.2025

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer historischen Durststrecke, während Verbraucher ihr Geld zusammenhalten und Unternehmen...

DWN
Politik
Politik Kanzler Merz nennt Waffen-Freigabe für Ukraine "notwendig"
27.05.2025

Soll die Ukraine mit deutschen Waffen Ziele in Russland angreifen dürfen? Olaf Scholz warnte stets vor den damit verbundenen Gefahren –...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs trotzt Wall-Street-Panik – Digitales Gold übernimmt das Ruder
27.05.2025

Der Bitcoin-Kurs erklimmt neue Rekorde – und das, obwohl die Aktienmärkte schwächeln. Institutionelle Investoren fluten den Markt,...

DWN
Politik
Politik USA sollen Deepseek-Gründer ins Visier nehmen – droht China der KI-Krieg?
27.05.2025

Peking warnt: Top-KI-Manager wie der Deepseek-Gründer könnten im Ausland von US-Behörden entführt werden. Droht ein gefährlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Selbstbestimmung im Alter: Warum Vollmachten so wichtig sind
27.05.2025

Die Vorsorgevollmacht ermöglicht ein hohes Maß an Selbstbestimmung im Alter, setzt aber volles Vertrauen zur Person voraus, die mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Flixtrain greift Deutsche Bahn an
27.05.2025

Flixtrain will den Schienenfernverkehr neu aufrollen – und investiert dafür Milliarden in Dutzende Hochgeschwindigkeitszüge. Der...

DWN
Panorama
Panorama Angeklagter im Solingen-Prozess gesteht Messerangriff
27.05.2025

Mitten in einem friedlichen Stadtfest griff ein Mann mit dem Messer wahllos Menschen an – drei starben. Jetzt steht der mutmaßliche...