Politik

Coup-Serie in Westafrika: Offenbar Putschversuch in Guinea-Bissau gescheitert

Erneut ist es im westlichen Afrika beinahe zu einem politischen Umsturz gekommen.
02.02.2022 08:55
Aktualisiert: 02.02.2022 08:55
Lesezeit: 2 min
Coup-Serie in Westafrika: Offenbar Putschversuch in Guinea-Bissau gescheitert
Umaro Sissoco Embalo. (Foto: dpa) Foto: Frank Franklin Ii

Im westafrikanischen Staat Guinea-Bissau ist die Lage nach einem möglichen Umsturzversuch laut Präsident Umaro Sissoco Embalo unter Kontrolle. Nach seinen Angaben gab es am Dienstagabend einen fünfstündigen Schusswechsel. «Die Situation ist unter Kontrolle», bestätigte er in der Nacht zu Mittwoch. Die Hintergründe des möglichen Putschversuchs blieben jedoch vorerst unklar.

Embaló sprach von einem «gut vorbereiteten und organisierten Angriff» durch Soldaten, an dem auch «Personen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel» beteiligt gewesen sein könnten. Der Präsident warf den Verantwortlichen des nach seinen Worten gescheiterten Putschversuchs vor, sie hätten ihn und die Regierung töten wollen. «Sie wollten nicht nur einen Staatsstreich, sie wollten den Präsidenten der Republik, den Premierminister und die Minister umbringen», sagte er laut der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Weitere Hintergründe blieben jedoch am Mittwoch unklar.

Die Berichte über heftige Schusswechsel am Präsidentenpalast nährten nicht zuletzt bei der regionalen Staatengemeinschaft Ecowas Sorgen über einen Putsch. Auch UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich «zutiefst besorgt über die Nachricht von schweren Kämpfen» und forderte neben dem sofortigen Ende die Achtung der demokratischen Institutionen des Landes. Die Soldaten müssten zurück in ihre Kasernen gehen, Staatsstreiche seien «völlig inakzeptabel».

Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, teilte ebenfalls mit, er folge der Situation in Guinea-Bissau mit Sorge. In einer bei Twitter verbreiteten Stellungnahme forderte auch er das Militär auf, sich zurückzuziehen und die körperliche Unversehrtheit des Präsidenten und seiner Regierungsmitglieder sicherzustellen.

Guinea-Bissau liegt an der Atlantikküste. Nördlich grenzt die ehemalige portugiesische Kolonie an den Senegal, südlich an Guinea. In der Region riss das Militär bei Umstürzen jüngst in den Krisenstaaten Mali, Guinea und Burkina Faso die Macht an sich. Die AU suspendierte erst Anfang dieser Woche die Mitgliedschaft Burkina Fasos bis zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in dem Land mit seinen 21 Millionen Einwohnern. Meuternde Soldaten hatten dort den demokratisch gewählten Präsidenten Roch Marc Christian Kaboré am 24. Januar gestürzt und die Macht übernommen.

Burkina Faso befindet sich ebenso wie Mali vor allem wegen des zunehmenden islamistischen Terrors in der Sahelzone in einer schweren politischen Krise. Wegen einer Weigerung der malischen Militärjunta zur Abhaltung baldiger Neuwahlen hat die Staatengemeinschaft Ecowas strikte Sanktionen gegen den Krisenstaat verhängt.

In Mali hat die Bundeswehr ihren größten Auslandseinsatz. Sie ist dort mit gut 1350 Soldaten als Teil der EU-Ausbildungsmission EUTM sowie der UN-Friedensmission Minusma vertreten. Der französischen Ex-Kolonie mit ihren 20 Millionen Einwohnern machen seit Jahren islamistische Terrorgruppen zu schaffen. Auch langwierige Dürren und Hungersnöte plagen die Menschen dort.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...