Von einem wundervollen Tag schwärmte der damals kommissarische Nasa-Chef Steve Jurczyk und sogar US-Präsident Joe Biden gratulierte: Am Freitag (18. Februar) vor einem Jahr landete der Rover „Perseverance“ (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen) nach einem riskanten Manöver sicher auf dem Mars. „Durchhaltevermögen bringt dich überall hin“, wurde damals auf dem offiziellen Twitter-Profil des Rovers kommentiert.
Seitdem haben der Roboter und sein mitgebrachter Hubschrauber schon mehrere Hürden zu überwinden gehabt, aber zur Freude von Raumfahrtfans und Wissenschaftlern weltweit auch schon zahlreiche Premieren erlebt und Rekorde purzeln lassen - und die Ziele bleiben hoch.
Der Rover werde seine Suche nach früherem mikrobiellen Leben auf dem Mars fortsetzen, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa gerade bei einer Pressekonferenz mit. „Die Forscher werden ihr Verständnis des Roten Planeten vertiefen, während der Rover das Delta untersucht, das sich vor Milliarden von Jahren im Jezero-Krater aus Sedimenten von einem früher dort existierenden Fluss formiert hat.“
Zudem geht - in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtagentur Esa - auch die Planung dazu weiter, wie „Perseverance“ eine Probe vom Mars zurück zur Erde schicken soll. Frühestens 2026 soll dazu ein „Sample Retrieval Lander“ zum Mars fliegen, von dem aus dann wiederum eine Rakete mit der Probe an Bord zurück in Richtung Erde starten soll - auch das wäre eine Premiere. Den fast 200 Millionen Dollar schweren Auftrag für diese Rakete hat die Nasa gerade dem Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin gegeben. „Diese bahnbrechende Unternehmung wird die Welt inspirieren“, jubelt Nasa-Chef Bill Nelson schonmal.
Proben hat „Perseverane“ schon entnommen - auch wenn sich das anfangs als nicht so einfach wie gedacht entpuppt hatte. Ein erster Bohrversuch war im August gescheitert, weil das Gestein nicht fest genug war und so nicht in das Probenröhrchen gefüllt werden konnte. Weitere Versuche an anderen Stellen klappten dann aber - und die Proben, die etwas dicker als ein Bleistift sind, wurden sicher im Rover verstaut.
Entwicklung und Bau des rund 2,5 Milliarden Dollar teuren Rovers, der im Juli 2020 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus gestartet und dann nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern auf dem Mars gelandet war, hatten acht Jahre gedauert. „Perseverance“ ist bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars gebracht hat - zuvor war zuletzt 2012 „Curiosity“ dort angekommen. An Bord hat der rund 1000 Kilogramm schwere „Perseverance“-Roboter von der Größe eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser und Mikrofone.
Neben den Bildern und Videos begeisterten vor allem die mit den Mikrofonen aufgenommenen Töne Wissenschaftler und Raumfahrtfans weltweit: „Perseverance“ schickte unter anderem Audio-Aufnahmen von seiner Landung, vom Ausprobieren seines Lasers und von einer Fahrt über den Mars - alles so noch nie dagewesenes Audio-Material.
Zum heimlichen Superstar der Mission hat sich aber ein ganz besonderer Passagier entwickelt: Der Einsatz des mitgereisten Mini-Hubschraubers „Ingenuity“ (auf Deutsch etwa: Einfallsreichtum) war eigentlich nur auf 30 Tage angelegt - und ist inzwischen auf unbestimmte Zeit verlängert worden.
Der Hubschrauber muss auf dem Mars extremen Bedingungen trotzen: Nachts fallen die Temperaturen auf bis zu minus 90 Grad Celsius, was für Batterien und Elektronik eine Herausforderung ist. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, müssen die Rotoren von „Ingenuity“ auf ein Vielfaches dessen beschleunigen, was Hubschrauber auf der Erde erreichen.
Der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere Helikopter hatte mit seinem ersten Start im April als erstes Luftfahrzeug einen Flug auf einem anderen Planeten absolviert - inzwischen sind es schon 19 Flüge. Insgesamt war der Mini-Heli mehr als eine halbe Stunde in der Luft, weit mehr als Wissenschaftler im voraus für möglich hielten. „Wenige dachten, dass wir einen Flug schaffen würden, noch weniger dachten, dass es fünf werden würden“, sagte der Chef des „Ingenuity“-Teams Teddy Tzanetos. „Dass wir es soweit schaffen würden, wie wir es geschafft haben, hat niemand geglaubt.“