Deutschland

Ölpreis nähert sich 100 Dollar - höchster Stand seit 2014

Die Ölpreise steigen weiter. In der Folge ist Sprit so teuer wie noch nie. Auch Heizöl und Gas werden teurer. Für diese Entwicklung gibt es drei Gründe.
14.02.2022 16:23
Aktualisiert: 14.02.2022 16:23
Lesezeit: 2 min
Ölpreis nähert sich 100 Dollar - höchster Stand seit 2014
Auch wegen dem hohen Ölpreis ist Sprit derzeit so teuer wie noch nie. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Getrieben von Konjunktur, Knappheit und Ukraine-Krise steuert der Ölpreis zügig Richtung 100 Dollar und zieht die Kosten für Sprit und Heizöl mit nach oben. Am Montag wurde ein Fass (159 Liter) der für Europa wichtigen Nordseesorte Brent mit bis zu 96 US-Dollar gehandelt. Das ist das höchste Niveau seit dem Herbst 2014.

Sprit ist sogar so teuer wie noch nie. Superbenzin der Sorte E10 kostete im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Sonntags laut ADAC 1,739 Euro pro Liter. Bei Diesel waren es 1,655 Euro. Beides sind Höchststände.

Auch beim Heizöl macht sich der Anstieg weiter bemerkbar: Das Infoportal Heizoel24 gab den Durchschnittspreis bei einer Liefermenge von 3000 Litern am Montagvormittag mit 93,50 Euro für 100 Liter an. Das ist nur knapp unter den Spitzenwerten aus den Jahren 2007 und 2012.

Treiber der Entwicklung ist vor allem der Ölpreis. Alleine seit Jahresbeginn ist er laut Fachleuten der Dekabank um etwa 25 Prozent gestiegen, auf Jahressicht sogar um 50 Prozent. Experten nennen vor allem drei Gründe dafür, zwei eher längerfristige und einen kurzzeitig wirkenden: Der Preistreiber auf kurze Sicht sind die Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze. Die Erdölpreise reagieren immer stärker auf die Entwicklung, denn Russland ist einer der größten Ölförderer der Welt.

«Falls es zu einer militärischen Eskalation kommt, sind weitreichende Sanktionen des Westens gegen Russland zu erwarten», sagt Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Sollten diese Sanktionen den Energiesektor betreffen, könnten auch die Rohöllieferungen beeinträchtigt werden. Gleiches gilt für Erdgas, das im Preis zuletzt ebenfalls stark gestiegen ist. Laut Fritsch ist Russland der größte Erdgasexporteur der Welt. Auch Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht vom ADAC erwartet im Falle einer Invasion noch einmal deutlich steigende Preise bei Öl und Sprit.

Die beiden längerfristigen Treiber des Ölpreises sind Angebot und Nachfrage. So herrscht auf dem Markt generelle Angebotsknappheit - vor allem weil der von Russland und Saudi-Arabien angeführte mächtige Ölverbund Opec+ seit Monaten seine Förderziele nicht einhält. Zu den Gründen dafür gehören Produktionsengpässe in kleineren Opec-Ländern wie Angola, aber auch in größeren Staaten wie dem Irak.

Dem steht eine steigende Nachfrage gegenüber. Auch wenn die Corona-Pandemie anhält, sind viele Beschränkungen des Wirtschaftslebens zurückgenommen worden. In einigen Ländern haben die Virus-Wellen ihren Höhepunkt bereits überschritten. Auch ADAC-Experte Albrecht spricht von der Hoffnung auf eine anziehende Konjunktur und weltwirtschaftliche Erholung als Treiber des Ölpreises.

In einer Sache, die regelmäßig als Horrorszenario vorkommt, kann Albrecht allerdings beruhigen. «Ein Spritpreis von zwei Euro je Liter ist in weiter Ferne», betont er. «Damit kann man mittelfristig nicht ernsthaft rechnen, denn dafür müsste der Ölpreis in Dimensionen von um die 150 Dollar pro Fass klettern.»

Hintergrund dafür ist, dass große Teile des Spritpreises an der Zapfsäule nicht direkt vom Ölpreis abhängen. Steuern, Kosten für den Vertrieb oder die CO2-Bepreisung machen zusammen sehr viel mehr aus als der Preis des Rohstoffs. Dadurch kommen die Schwankungen des volatilen Ölpreises nur deutlich gedämpft an der Tankstelle an. Zudem sind die Aussichten für Dieselfahrer derzeit etwas besser. Dieser Kraftstoff ist im Winter wegen seiner Ähnlichkeit zum Heizöl typischerweise etwas teurer. Mit dem nahenden Frühling sinkt dieser Effekt allerdings.

Für die Autofahrer sei die aktuelle Situation natürlich trotzdem schmerzhaft, betont Albrecht. Wer sparen will, sollte laut ADAC bewusst günstige Tankstellen auswählen und in den Abendstunden tanken, wenn der Sprit in der Regel billiger ist. Zudem könnten deutlich mehr Autofahrer das günstigere Super E10 anstelle von E5 nutzen, als das derzeit tun. Zudem fordert der Verkehrsclub, die Anhebung der Entfernungspauschale auf 38 Cent pro Kilometer vorzuziehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...