Finanzen

USA haben Sanktionen gegen russischen Bankensektor vorbereitet

Laut Insidern haben die USA Sanktionen gegen Russlands Bankensektor vorbereitet. Sie sollen umgesetzt werden, sobald Russland in der Ukraine einmarschiert.
21.02.2022 18:00
Aktualisiert: 21.02.2022 18:00
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung hat Insidern zufolge ein Sanktionspaket gegen Russland vorbereitet, das auf den Bankensektor abzielt. Geplant sei unter anderem, US-Geldhäusern die Abwicklung von Transaktionen für große russische Banken zu verbieten, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von drei mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Ziel der Maßnahmen sei es, der russischen Wirtschaft zu schaden.

Die Sanktionen sollen den Angaben zufolge im Falle einer russischen Invasion der Ukraine umgesetzt werden. Beim russischen Finanzministerium war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Die US-Regierung hatte zwar schon mitteilt, dass Sanktionen gegen den Bankensektor Teil eines möglichen Maßnahmenpakets seien könnten. Pläne, das Korrespondenzbanken-Netzwerk zu beschneiden, das den internationalen Geldströmen zugrunde liegt, waren aber bislang nicht bekannt.

Den Insidern zufolge wird die USA auch ihr mächtigstes Sanktionsinstrument einsetzen und russische Staatsbürger und Unternehmen auf die Liste der Specially Designated Nationals (SDN) setzen. Damit würden diese vom US-Bankensystem ausgeschlossen. Ihre Vermögenswerte in den USA würden dann eingefroren, auch würde ihnen der Handel mit Amerikanern untersagt, sagten die mit den Plänen vertrauten Personen. Das Weiße Haus und das US-Finanzministerium lehnten eine Stellungnahme ab.

Den Kreisen zufolge könnte das Maßnahmenbündel noch bis zur letzten Minute angepasst werden. Unklar seien die konkreten Ziele. Allerdings gingen die Insider davon aus, dass russische Banken, darunter die VTB Bank, die Sberbank, VEB, sowie die Gazprombank möglich Ziele sein könnten. Bei den Instituten war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Experten zufolge hätten auf das Korrespondenzbanken-Netzwerk abzielende Schritte zwar weniger Schlagkraft als eine Platzierung auf die SDN-Liste. Dennoch hätte ein solcher Schritt erhebliche Auswirkungen für die Institute, denen damit Transaktionen in Dollar, der weltweiten Leitwährung, erschwert würden.

Nach früheren Informationen von Insidern hatten die führenden russischen Banken zwar vor einigen Jahren untereinander Korrespondenzbankkonten eröffnet. Das erlaubt ihnen, im Inland Dollar zu transferieren. Vorausgesetzt ist dabei allerdings, dass mindestens ein großes Institut von Sanktionen ausgenommen ist.

BANKEN IMPORTIEREN FREMDWÄHRUNG

Die russische Ratingagentur ACRA schätzt, dass die Geldhäuser des Landes im Dezember Banknoten in Fremdwährung im Wert von fünf Milliarden Dollar importiert haben, verglichen mit 2,65 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der Dollar dominiert üblicherweise diese Importe. Mit dem Schritt bereiteten sich die Institute auf den Fall vor, dass Sanktionen verhängt werden und eine erhöhte Fremdwährungsnachfrage auslösten. Die Fremdwährungsimporte liegen damit aber immer noch deutlich unter der Marke von 18 Milliarden Dollar von Ende 2014. Damals, nach der Annexion derHalbinsel Krim, hatte sich der Rubel im freien Fall befunden.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sagte am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will", die von EU und USA geplanten Finanzsanktionen zielten darauf ab, dass "Russland im Prinzip abgeschnitten wird von den internationalen Finanzmärkten".

EU-Parlamentsvize Othmar Karas wurde am Sonntagabend im Sender ORF zu möglichen Sanktionen der EU konkreter. Die Maßnahmen, die auf jeden Fall kommen würden, seien ein sofortiger Stop von Nord Stream 2, sei das Verbot am internationalen Zahlungsverkehr teilzunehmen. Karas nannte auch das Einfrieren von Vermögenswerten. "Dieser Katalog scheint mir klar zu sein, und er wird von der Europäischen Union geschlossen umgesetzt werden", sagte er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strategische Aktienauswahl: Diese 4 Kriterien führen zu langfristigem Anlageerfolg
29.12.2025

Die richtige Aktienauswahl entscheidet langfristig über Erfolg oder Misserfolg an den Märkten. Doch welche grundlegenden Kriterien sind...

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...