Deutschland

IW-Institut erwartet wegen Ukraine-Krise deutlich höhere Inflation

Das IW-Institut erwartet, dass die Ukraine-Krise die deutsche Inflation auf über 6 Prozent treiben wird. Denn die Gas dürfte sich stark verteuern.
24.02.2022 11:29
Lesezeit: 1 min

Durch die Eskalation der Ukraine-Krise droht laut IW-Institut im Zuge höherer Gaspreise wieder eine deutlich steigende Inflation in Deutschland. Die Jahresteuerung könnte auf bis zu 6,1 Prozent klettern, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Donnerstag zu Modellsimulationen. Denn Deutschland beziehe mehr als die Hälfte der Erdgasimporte aus Russland, das die Ukraine angreift. Auch wenn die Bundesrepublik kurzfristig einen Stopp der Gaslieferungen überstehen könnte, würden die Preise für Gas in die Höhe schnellen.

Das IW untersuchte Auswirkungen einer solchen Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft und die Verbraucher. Im Januar war die Inflation noch auf 4,9 Prozent gesunken, nachdem sie im Dezember mit 5,3 Prozent den höchsten Wert seit fast 30 Jahren erreicht hatte.

Im ersten IW-Szenario bleibt der Gaspreis 2022 auf dem Niveau aus dem vierten Quartal 2021. Dann würde die Inflationsrate auf 4,3 Prozent steigen und 2023 nochmals auf 4,5 Prozent nach oben gehen. "Die Verbraucher, aber auch die Unternehmen, hätten also noch weniger im Portemonnaie als ohnehin schon", erklärte das Institut. Der private Konsum würde dadurch geringer ausfallen, was sich auch beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) bemerkbar machen würdet: 2022 fiele das BIP um 0,2 Prozent und 2023 um 0,7 Prozent geringer aus.

Das zweite Szenario der Forscher geht wegen gravierender Liefereinschränkungen von noch höheren Preisen aus: Hier wird mit einem Anstieg der Gaspreise um weitere 50 Prozent gerechnet. In diese Fall würde die Inflationsrate in diesem Jahr auf 6,1 Prozent und 2023 auf fünf Prozent klettern. Das BIP würde dem IW zufolge im nächsten Jahr sogar 1,4 Prozent geringer ausfallen.

Wegen der Corona-Pandemie und der ohnehin schleppenden Erholung würde eine weitere Eskalation der Ukraine-Krise den Weg zur wirtschaftlichen Normalität weiter erschweren. "Der Konflikt bringt schwindendes Vertrauen von Investoren, möglicherweise Handelssanktionen oder Produktionsausfälle mit sich", sagte IW-Studienautorin Galina Kolev. Ko-Autor Thomas Obst ergänzte, die wirtschaftlichen Folgen eines militärischen Konflikts seien kaum abzuschätzen. "Die bedeutende Rolle von Energiesicherheit hin zur Klimaneutralität für die deutsche Wirtschaft steht vor einem Scheideweg."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...