Finanzen

Bank-Aktien brechen ein, RBI mit größtem Verlust seit 2008

Die drohenden Sanktionen gegen Russland belasten westliche Banken. Die Raiffeisen Bank steuert auf den größten Tagesverlust seit der Lehman-Pleite 2008 zu.
24.02.2022 13:40
Lesezeit: 2 min

Die geplanten westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs des Landes auf die Ukraine macht den europäischen Finanzwerten zu schaffen. Der europäische Banken-Index brach am Donnerstag um bis zu 6,1 Prozent ein, sein Pendant für die Finanzdienstleister rutschte zeitweise um 4,6 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Tief von 627,96 Punkten ab.

Die EU will russische Auslandsguthaben einfrieren und den Banken des Landes den Zugang zu den europäischen Finanzmärkten versperren. Einige Institute wie die Deutsche Bank verwiesen auf ihre Notfall-Pläne.

Die in Russland besonders stark engagierte österreichische Raiffeisen Bank betonte, dass ihre Banken in Russland und der Ukraine gut kapitalisiert seien. Außerdem habe man bereits im vergangenen Jahr Rückstellungen gebildet und sich verstärkt gegen Kursschwankungen des russischen Rubel und der ukrainischen Hrywnja abgesichert.

Bank RBI: Größter Tagesverlust seit Lehman

Die Ukraine-Krise macht der Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) zu schaffen. An der Wiener Börse steuerten die RBI-Aktien am Donnerstag mit einem Minus von fast 19 Prozent auf den größten Tagesverlust seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 zu. Das in der Ukraine und Russland tätige Geldhaus zählt zu den am stärksten betroffenen westlichen Banken. Das Institut rechnet nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mit weiteren Sanktionen. Inwiefern diese die RBI treffen würden, sei noch nicht abschätzbar, erklärte das Institut in einer schriftlichen Stellungnahme.

"Wir nehmen an, dass die Sanktionen zielgerichtet sein werden und nicht Personen und Unternehmen treffen, die an der Eskalation nicht beteiligt sind", teilte die Bank mit. Bis zuletzt habe man auf eine diplomatische Lösung gehofft, sich aber gleichzeitig auf verschiedene Szenarien, darunter auch einen militärischen Konflikt, vorbereitet. Oberste Priorität habe nun die Sicherheit der Mitarbeiter und Kunden, hieß es.

Grundsätzlich sieht die RBI, die in vielen Ländern Osteuropas tätig ist, ihre Tochterbanken in Russland und der Ukraine gut aufgestellt. "Unsere Banken sind gut kapitalisiert und finanzieren sich selbst", hieß es. Zudem seien bereits im Vorjahr Rückstellungen gebildet worden. Bankchef Johann Strobl bezifferte diese Anfang Februar bei der Jahrespressekonferenz mit 115 Millionen Euro. Zudem sei das Fremdwährungsrisiko mit einer höheren Absicherungsquote besichert und das Liquiditätsrisiko neu bewertet worden. Damals sagte der Manager, "das Schlimmste, was uns passieren könnte in der Ukraine, wären kriegerische Auseinandersetzungen". Einen Rückzug aus Russland, wo die RBI seit 1996 tätig ist, schloss er aus.

Für die österreichische Bank ist Russland der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt, der zuletzt einen Nettogewinn von 474 Millionen Euro abgeliefert hat. Das gesamte Exposure der RBI in Russland beläuft sich auf 22,85 Milliarden Euro. Mit einem Marktanteil von zwei Prozent ist die RBI im Vergleich zu den russischen Instituten eine sehr kleine Bank.

Die Tochterbank zählt vier Millionen Kunden, darunter viele Privatkunden in den großen Städten Moskau und St. Peterburg. Das Kreditvolumen beläuft sich auf über elf Milliarden Euro. In der Ukraine, wo das Kreditvolumen den Angaben der Bank zufolge bei rund 2,2 Milliarden Euro liegt, hatte die RBI zuletzt einen Gewinn von 122 Millionen Euro erzielt. Vor einigen Jahren wurde in der Ukraine die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit an Bord geholt, die nun einen Anteil von 30 Prozent hält.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...