Deutschland

Stürmische Zeiten: Deutschland droht der wirtschaftliche Untergang

Die Situation in der Ukraine kommt ökonomisch zur Unzeit. Deutschlands Wirtschaftsanalysten befürchten das Schlimmste.
26.02.2022 12:38
Aktualisiert: 26.02.2022 12:38
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Ukraine-Krieg als zweite große Schockwelle nach der Pandemie wird nach Auffassung von Experten die deutsche Konjunktur bremsen, zunächst aber kaum Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Arbeitslosigkeit habe sich zuletzt kontinuierlich nach unten entwickelt. „Die Arbeitslosenquote bewegt sich momentan auf ein Allzeittief zu“, sagt Deutsche-Bank-Volkswirt Marc Schattenberg.

Es sei zu erwarten, dass der Fachkräftemangel etwaige Effekte der Krise aufsauge. Schattenberg erwartet aber auch wegen der Wirtschaftssanktionen eine leichte Wachstumsdelle. „Das Bruttoinlandsprodukt könnte um 0,5 Punkte geringer ausfallen, schlimmstenfalls um einen Prozentpunkt.“ Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe erwartet bei einem moderaten Szenario einen Negativeffekt von 0,3 Punkten für Deutschland.

Allerdings: Im schlimmsten Szenario, das eine vollständige Aufgabe der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland und damit auch ein Ende der Energielieferungen beinhaltet, würde Deutschland nach ihrer Ansicht in eine tiefe Rezession rutschen. „Die Russland-Krise wirft zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt einen Schatten auf Deutschland“, erklärt die Volkswirtin. Auch KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sagt: „Noch ist die deutsche Wirtschaft belastet durch Arbeitsausfälle durch Omikron, hohe Energie- und Rohstoffpreise und weiter andauernde Lieferkettenprobleme.“

Das Statistische Bundesamt berichtet: „Zwischen Russland und Deutschland werden primär Rohstoffe, Fahrzeuge und Maschinen gehandelt. Deutschland importierte 2021 vor allem Erdöl und Erdgas im Wert von 19,4 Milliarden Euro – das war ein Zuwachs um 49,5 % und machte 59 % aller Einfuhren aus Russland aus. Außerdem lieferte Russland vor allem Metalle (4,5 Milliarden Euro, +72,1 % gegenüber 2020), Mineralöl- und Kokerei-erzeugnisse (2,8 Milliarden Euro, +23,0 %) sowie Kohle (2,2 Milliarden Euro, +153,0 %) nach Deutschland. Dagegen exportierte Deutschland im Jahr 2021 vor allem Maschinen (5,8 Milliarden Euro, +5,7 %), Kraftwagen und Kraftwagenteile (4,4 Milliarden Euro, +31,8 %) sowie chemische Erzeugnisse (3,0 Milliarden Euro, +19,7 %) nach Russland. Russland zählt mit einem Anteil von 2,3 % am deutschen Außenhandel insgesamt zu den 15 wichtigsten Handelspartnern Deutschlands im Jahr 2021. Außerhalb der Europäischen Union war Russland 2021 für Deutschland der viertwichtigste Importpartner sowie der fünftwichtigste Abnehmer deutscher Waren.“

Die „New York Times“ berichtet, dass weitere EU-Sanktionen gegen Russland nur dann umsetzbar seien, wenn Europa große wirtschaftliche Schäden in Kauf nimmt. Deshalb seien einige EU-Staaten vehemente Gegner von weiteren scharfen Sanktionen.

Der englischsprachige Dienst von „Reuters“ meldet, dass EU-Sanktionen gegen Russland dazu führen werden, dass Russland sich beim Handel in Richtung China orientiert.

„Wir können die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Invasion noch nicht absehen , aber sie dürften schwerwiegend sein“, sagte Peter Adrian, der Vorsitzende des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), dem englischsprachigen Dienst der „Deutschen Welle“.

Deutschland ist mit Direktinvestitionen in Höhe von rund 25 Milliarden Euro einer der bedeutendsten Auslandsinvestoren Russlands. Nach Angaben der Auslandshandelskammer Moskau sind derzeit 3.651 deutsche Unternehmen in Russland aktiv. Im Jahr 2019 beschäftigten diese Unternehmen mehr als 277.000 Mitarbeiter.

Anders sieht es in der Ukraine aus. Während dort schätzungsweise 2.000 deutsche Unternehmen aktiv sind und rund 50.000 Menschen beschäftigen, beliefen sich die deutschen Direktinvestitionen laut der Bundesbank im Jahr 2019 auf rund 3,6 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...

DWN
Finanzen
Finanzen Millionen PayPal-Zugangsdaten im Umlauf – das sollten Nutzer jetzt tun
21.08.2025

Millionen PayPal-Zugangsdaten sollen im Darknet zum Verkauf stehen – zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob es sich um aktuelle Daten...

DWN
Panorama
Panorama Streit um neue Praxisgebühr: Ärzte, Gewerkschaften und Politik in Alarmbereitschaft
21.08.2025

Die Forderung nach einer neuen Praxisgebühr entfacht heftige Debatten zwischen Arbeitgebern, Ärzten, Gewerkschaften und Politik. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Südkorea folgt China in die Arktis: Fünfjahresplan für die nördliche Seeroute
21.08.2025

Südkorea will in die Arktis – mit einem Fünfjahresplan für die Nördliche Seeroute. Während China und Russland bereits Milliarden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohnfortzahlung Krankheit: IW fordert drastische Reformen
21.08.2025

Immer mehr Krankschreibungen treiben die Kosten für Arbeitgeber in die Höhe. Allein 2024 stiegen die Ausgaben auf 82 Milliarden Euro. Nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umsatzeinbruch: Gastgewerbe rutscht tiefer in die Krise und verliert weitere Kunden
21.08.2025

Gastronomie in der Krise: Für immer mehr Menschen wird das Essengehen zum Luxus – und immer mehr Restaurants gehen pleite. Deutsche...

DWN
Politik
Politik Russland-Experten: „Die Kämpfe werden weitergehen“
21.08.2025

Die Spekulationen über ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj nehmen zu. Doch Russland-Experten warnen: Verhandlungen sind nur ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie: Maschinenbauer Trumpf will vom Rüstungsboom profitieren
20.08.2025

Auch der schwäbische Maschinenbauer Trumpf steht vorm Einstieg in das Rüstungsgeschäft: Der Laserspezialist gibt bekannt, seine...