Dem russischen Großmeister Sergej Karjakin droht ein Disziplinarverfahren des Internationalen Schachverbandes FIDE, weil er die Militäroperation seines Landes in der Ukraine unterstützt. In einem offenen Brief an Russlands Präsident Wladimir Putin, den er am Sonntag auf Twitter teilte, sagte der auf der Krim geborene Karjakin, er unterstütze voll und ganz dessen Bemühungen, "für die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine" zu kämpfen.
"Ich appelliere an Sie in dieser schwierigen Zeit, in der unser Land unter Ihrer Führung für die Sicherheit der friedlichen russischen Bevölkerung im Donbass und in der Volksrepublik Lugansk kämpft", schrieb der 32-Jährige. "Es kämpft für die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine mit ihrem herrschenden Regime, das für seine politischen Ziele und Ambitionen die Sicherheit ganz Europas und unseres Landes aufs Spiel gesetzt hat."
"Ich verfolge aufmerksam die laufende Sonderoperation in dem Land, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, in dem ich Schach spielen gelernt habe und in dem meine Verwandten noch leben. Seit acht langen Jahren warten wir voller Hoffnung auf Rettung vor dem zahllosen Beschuss und dem Verlust von Menschenleben, dem andauernden Völkermord durch das immer noch amtierende Kiewer Regime."
"Ich spreche Ihnen, unserem Oberbefehlshaber, meine volle Unterstützung beim Schutz der Interessen Russlands, unseres multinationalen russischen Volkes, bei der Beseitigung von Bedrohungen und der Herstellung des Friedens aus! Ich wünsche Ihnen die rasche Erfüllung aller Aufgaben, die unserer tapferen Armee zugewiesen sind."
Als Reaktion auf den Beitrag erklärte der Internationale Schachverband FIDE, dass seine Ethik- und Disziplinarkommission gegen Karjakin sowie gegen den russischen Großmeister Sergej Schipow ermitteln werde. Die FIDE, deren Präsident der ehemalige stellvertretende russische Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch ist, hat Russland und Weißrussland zudem von der Durchführung offizieller FIDE-Veranstaltungen ausgeschlossen.
Die russische und die weißrussische Hymne werden bei FIDE-Veranstaltungen verboten, und die Spieler aus den beiden Ländern dürfen ihre Nationalflaggen nicht mehr verwenden. Darüber hinaus wird der Schachdachverband Sponsoringverträge mit sanktionierten oder staatlich kontrollierten russischen oder weißrussischen Unternehmen beenden, "um die FIDE vor Reputations-, Finanz- und anderen möglichen Risiken zu schützen".