Finanzen

Dax im Rückwärtsgang, Rätselraten um neue Sanktionen

Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten vorsichtig gestimmt.
24.03.2022 12:40
Lesezeit: 2 min

"Konstant hohe Ölpreis-Notierungen und die Möglichkeit neuer Sanktionen für Russland schüren Sorgen um den Gesundheitszustand der Wirtschaft", beschrieb Timo Emden von Emden Research die Stimmung auf dem Parkett. Der Dax verlor 0,4 Prozent auf 14.218 Zähler, der EuroStoxx50 gab um 0,5 Prozent nach.

Gespannt blickten die Investoren auf das Gipfeltreffen der Nato, der EU und der G7-Staaten, das am Morgen in Brüssel begonnen hatte. Anleger rätselten vor allem, ob es doch noch zu einem europäischen Boykott russischer Energie-Importe kommen könnte. Dies steht nach Angaben der Bundesregierung zwar nicht auf der Agenda. Allerdings könnte die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Gas und Öl nur noch gegen Rubel zu verkaufen, Lieferungen unmöglich machen.

Der Preis für das US-Öl WTI, der am Mittwoch deutlich angezogen war, notierte kaum verändert bei 121,70 Dollar je Fass. Der europäische Erdgas-Future verteuerte sich um bis zu acht Prozent auf 122 Euro je Megawattstunde.

RUBEL AUF ERHOLUNGSKURS

Nach Einschätzung von Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht ist ein Embargo seitens der EU zwar wieder ein Stück näher gerückt. Dass US-Präsident Joe Biden die EU auf dem Gipfel schon kurzfristig dafür gewinnen könne, sei jedoch eher unwahrscheinlich.

Vor allem die EU ist stark abhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen und zögert deswegen bislang mit einem Energie-Boykott. Die deutsche Regierung hat mehrfach erklärt, diesen Schritt nicht gehen zu wollen. Der Rubel blieb auf Erholungskurs. Der Dollar notierte zur russischen Währung mehr als 2 Prozent schwächer bei 95,50 Rubel.

An der Moskauer Börse, die nach einer knapp einmonatigen Handelspause wieder öffnete, sorgten die hohen Rohölpreise für ein Kursfeuerwerk bei den Energiewerten. Die Titel des Energiekonzerns Gazprom und der Ölkonzerne Rosneft und Lukoil sprangen zeitweise um rund 20 Prozent nach oben. Rund 20 Prozent abwärts ging es hingegen für die Aktien der Fluggesellschaft Aeroflot. Der Großteil des europäischen Luftraumes ist für russische Maschinen gesperrt.

Der Moskauer Aktienindex kletterte um bis zu 11,8 Prozent in die Höhe. Gehandelt werden durften nur 33 Wertpapiere für einen begrenzten Zeitraum. Leerverkäufe waren verboten. Die Zentralbank hatte nach den Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge des Einmarsches russischer Soldaten in der Ukraine den Handel ausgesetzt.

DAIMLER TRUCK NACH ZAHLEN IM AUFWIND

Am deutschen Aktienmarkt ragten besonders die Titel von Daimler Truck heraus, die erst seit dieser Woche im Dax notiert sind. Der Lkw-Bauer rechnet trotz des Krieges in der Ukraine mit deutlichem Wachstum im laufenden Jahr - die Titel legten in der Spitze um 9,1 Prozent auf 26,21 Euro zu.

Die Aktien von HeidelbergCement kamen dagegen trotz einer Erhöhung der Dividende auf keinen grünen Zweig. Sie fielen um 2,4 Prozent. Händlern zufolge belasteten die Aussagen zum erwarteten Geschäftsverlauf in diesem Jahr. Das Unternehmen erklärte, es rechne aufgrund der hohen Energiekosten mit negativen Effekten, die sich auch in der Bilanz niederschlagen dürften. Den Ausblick für 2022 bestätigte HeidelCement dennoch.

An der Pariser Börse gingen Renault auf eine Berg- und Talfahrt, nachdem der Autobauer nun doch nicht in Russland aktiv bleiben will. Zuletzt notierten die Titel 2,4 Prozent schwächer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...