Deutschland

Schäuble fordert Stopp russischer Gas-Importe, nimmt Merkel in Schutz

Wolfgang Schäuble spricht sich für einen Stopp russischer Gas-Importe aus. Zudem verteidigt er seine frühere Chefin Angela Merkel gegen Kritik an ihrer Russlandpolitik.
26.03.2022 08:41
Lesezeit: 1 min

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat sich für einen Stopp russischer Lieferungen von Gas und Öl an Deutschland ausgesprochen. «Es wird bitter, aber ich denke, wir müssen schnellstmöglich auf russische Gas- und Öllieferungen verzichten. Wir dürfen nicht immer der Bremser im westlichen Bündnis sein», sagte er gegenüber der Welt am Sonntag.

Die atlantische Solidarität, die Deutschland genießen durfte, sei keine einseitige Sache, so der der CDU-Politiker weiter. «Wir dürfen nicht zurückzucken, wenn es für uns unangenehm wird.» Kremlchef Wladimir Putin müsse wissen: «Für unsere Art zu leben, für unsere Freiheit, sind wir bereit, auch substanzielle Opfer zu bringen.»

Schäuble, der früher auch Finanzminister unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war, nahm seine frühere Chefin gegen Kritik an ihrer Russland-Politik zumindest teilweise in Schutz.

«Ich habe es zu meinen Lebzeiten nicht mehr für möglich gehalten, in eine derartige Krise mit Russland zu kommen», sagte der 79-jährige CDU-Mann. Schon seit den 70er Jahren sei das Bewusstsein für brenzlige Lagen geschwunden. «Deswegen ist es nicht ganz gerecht, Angela Merkels Rolle in der deutsch-russischen Energiepartnerschaft nun zu kritisieren.»

Es sei aber ein Fehler gewesen, dass trotz der Besetzung der Krim durch die Russen im Jahr 2014 die Gaspipeline Nord Stream 2 auf den Weg gebracht worden sei.

«Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich diesen Pipeline-Bau für falsch gehalten habe. Es war auch falsch, dass wir einem Verkauf der deutschen Gasspeicher an Gazprom zugestimmt haben.» Die Deutschen hätten merken müssen, dass die Speicher im vergangenen Herbst halbleer waren. «Aus heutiger Sicht stank das zum Himmel.»

Schäuble hält die Kritik des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an der Rolle der Deutschen für zu einfach. «Trotzdem kommt einem Selenskyjs Argumentation zu simpel vor.» Bei den Deutschen habe nicht nur der Handel sondern mindestens genauso die realpolitische Einsicht eine Rolle gespielt: «Russland ist der große Elefant im Raum. Selbst wenn wir nichts mit ihm zu tun haben wollen: Ignorieren oder gar aus Europa herausdrängen können wir ihn nicht.»

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