Deutschland

Neue Regeln: Weite Landstriche werden künftig mit Windrad-Parks zugepflastert

Die grünen Minister Habeck und Lemke opfern den Natur- und Artenschutz in Deutschland dem massiven Ausbau der Windkraft-Kapazitäten. Der Verschandelung weiter Landstriche insbesondere in Norddeutschland steht nichts mehr im Wege.
04.04.2022 11:00
Aktualisiert: 04.04.2022 11:44
Lesezeit: 1 min

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) wollen mit bundesweit einheitlichen Vorgaben für Artenschutz und Windenergie den Ausbau der Windkraft an Land massiv beschleunigen. Sie stellten am Montag in Berlin gemeinsame Eckpunkte für die Prüfung und Bewertung vor, inwieweit ein Windrad für eine festgelegte Liste von derzeit 16 Brutvogelarten eine Gefährdung darstellt. Artenschutzrechtliche Ausnahmen für die Genehmigung von Windkraft an Land sollen zudem einfacher werden. Auch der Ersatz bestehender Windräder durch leistungsstärkere Anlagen werde erleichtert. Darüber hinaus sollen Windräder auch in Landschaftsschutzgebieten grundsätzlich zulässig sein, bis das geplante Flächenziel für Windenergie an Land in Höhe von zwei Prozent der Bundesfläche erfüllt sei.

Im Klartetxt bedeutet dies: Vorfahrt für den Ausbau von Windparks gegenüber dem Arten-, Landschafts- und Naturschutz.

"Die Bremsklötze sind weg", sagte Lemke. Ein beschleunigter Ausbau der Windenergie sei möglich. Gleichwohl würden angeblich hohe Schutzstandards für Vögel gewahrt, die europarechtlich geboten seien, behauptete die Ministerin. Die Bundesregierung gehe beide Krisen, das Artensterben und die "Klimakrise", gemeinsam an, so die gelernte Agraringenieurin Lemke. Noch im Frühjahr solle das Gesetzgebungsverfahren anlaufen.

Habeck unterstrich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, beim Ausbau der Erneuerbaren Energie sei Eile geboten. "Wir haben das vorgezogen", sagte er mit Blick auf frühere Planungen, die Gesetzesänderungen erst vor dem Sommer vorzulegen. "Artenschutz und Windkraft vertragen sich, wenn man es gut macht", behauptete Habeck. "Heute ist es gelungen, den Knoten durchzuschlagen." Damit seien Artenschutz und Windkraft in Zukunft Alliierte und nicht Gegner, so der gelernte Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Habeck.

Bemerkenswert ist, dass die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Windparks auf den Menschen bei den Planungen der Minister offenbar überhaupt keine Rolle spielen. Im vergangenen Jahr hatte ein Gerichtsurteil in Frankreich erstmals die von Windrädern ausgehenden Belastungen höchstrichterlich festgestellt.

Lesen Sie dazu: Bahnbrechendes Urteil: Gericht stellt erstmals gesundheitsschädliche Wirkung von Windrädern fest

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama E-Patientenakte soll bald deutschlandweit starten
10.04.2025

In drei Pilotregionen läuft sie bereits. Bald soll die E-Patientenakte auch bundesweit verfügbar sein. Was Patientinnen und Patienten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boom verpasst? Die Öl- und Gasindustrie in Trumps zweiter Amtszeit
10.04.2025

Die Öl- und Gasindustrie erwartete, dass Donald Trump eine „Goldene Gans“ für die Branche sein würde – doch stattdessen sehen sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...