Stanisław Żaryn, Sprecher des polnischen Geheimdienstkoordinators Mariusz Kamiński, berichtet, der Militärische Abschirmdienst Polens (SKW) habe einen russischen Staatsbürger identifiziert, der "nachrichtendienstliche Aktivitäten zum Nachteil Polens" durchgeführt habe. Gegen den russischen Staatsbürger wurde Anklage erhoben. Auf Beschluss des Gerichts wurde er zudem vorübergehend inhaftiert.
Drei Männer verhaftet: Verdacht auf Militärspionage in Polen
Die von der SKW gesammelten Beweise deuten laut Żaryn darauf hin, dass der Mann im Auftrag des russischen Geheimdienstes Informationen über die militärische Bereitschaft der polnischen Streitkräfte und der NATO-Truppen gesammelt habe. Nach Angaben der polnischen Regierung handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen russischen Staatsbürger, der seit 18 Jahren in Polen lebt. In Polen habe er eine geschäftliche Tätigkeit ausgeübt. Während der Ermittlungen sei umfangreiches Beweismaterial gesichert worden, das man nun auswerten wolle. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft habe das Gericht eine Untersuchungshaft von drei Monaten beschlossen.
Darüber hinaus wurden auch zwei weißrussische Staatsbürger inhaftiert, denen, auf Grundlage vom SKW in einem anderen Fall gesammelter Beweise, vorgeworfen wird, in Polen für den weißrussischen Geheimdienst spioniert zu haben. Die Inhaftierten hätten, so Żaryn, auf dem Territorium Polens Operationen durchgeführt, die darauf abzielten, "Einrichtungen von entscheidender und strategischer Bedeutung für die polnische Verteidigung" ausfindig zu machen. Beide Ermittlungen sind derzeit noch im Gange.
Chef des russischen Geheimdienstes spionierte als Diplomat den Westen aus
Erst Ende März hatte Polen 45 russische Diplomaten ausgewiesen, die ebenfalls der Spionage verdächtigt wurden. "Wir sind dabei, das Netz russischer Spione in unserem Land mit aller Konsequenz und Entschlossenheit zu zerschlagen.", kommentierte Kamiński die Vorgänge auf Twitter. Russischen Geheimdienst-Eliten, den sogenannten "Siloviki" (zu deutsch: "starke Männer"), wird seitens Geheimdienst-Experten ein großer Einfluss auf die Politik Moskaus nachgesagt.
Und auch russische Spionage unter dem Mantel der Diplomatie würde in der jüngeren Geschichte kein Novum darstellen. So arbeitete unter anderem Sergei Naryschkin, derzeit Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, nach außen hin als Diplomat in Brüssel, während seine eigentliche Tätigkeit darin bestand, Agenten für den KGB zu rekrutieren sowie Wissenschaftsspionage und Technologiediebstahl für die Sowjetunion zu betreiben – bis ein Kollege ihn verriet.