Deutschland

Deutsche Exporte nach Russland brechen um 57,5 Prozent ein

Die deutschen Exporte nach Russland sind im März wegen der Sanktionen infolge des Kriegs gegen die Ukraine eingebrochen. Sie fielen auf 1,1 Milliarden Euro.
21.04.2022 11:22
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die deutschen Exporte nach Russland haben sich im März wegen der westlichen Sanktionen infolge des Kriegs gegen die Ukraine mehr als halbiert. Sie brachen um 57,5 Prozent zum Vorjahresmonat auf 1,1 Milliarden Euro ein, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. "Damit lag die Russische Föderation im März nur noch auf Rang zwölf der wichtigsten Bestimmungsländer für deutsche Exporte außerhalb der EU", hieß es dazu. Im Februar belegte sie noch Rang fünf. Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert, worauf der Westen scharfe Sanktionen verhängt hat. Diese sehen unter anderem Exportbeschränkungen vor.

Experten machen kein Ende der Abwärtsspirale aus, zumal die EU-Kommission im April nachgelegt und das mittlerweile fünfte Sanktionspaket geschnürt hat. Dieses sieht beispielsweise gezielte Ausfuhrverbote nach Russland in Milliardenhöhe vor - etwa für modernste Halbleiter, Präzisionsgeräte, Transportmittel und Chemikalien.

"Wir werden einen nachhaltigen Rückgang im Handel mit Russland sehen", sagte Ökonom Klaus-Jürgen Gern vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zu Reuters. "Die Probleme werden noch größer, weil russische Lkw und Schiffe nicht mehr in die EU dürfen. Der Handel, der jetzt noch stattfinden kann, wird dadurch drastisch behindert." Ein Umstieg auf EU-Transportunternehmen sei kaum möglich, weil diese überausgelastet seien und Fahrer fehlten – etwa aus der Ukraine.

"VIELE UNTERNEHMEN KÖNNEN WOANDERSHIN LIEFERN"

Die negativen Folgen für die deutsche Wirtschaft hält der Experte für begrenzt, zumal der Handel mit Russland schon in den vergangenen Jahren stark gesunken ist. "Die deutschen Exporteure können das derzeit verschmerzen", sagte Gern. "Sie haben sehr hohe Auftragsbestände und müssen nicht verzweifelt nach Absatzmärkten zu suchen. Viele Unternehmen können die Produktion auch woandershin liefern."

Insgesamt sind die deutschen Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Europäischen Union - sogenannte Drittstaaten - im März um 7,2 Prozent zum Vormonat Februar auf 52,8 Milliarden Euro gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2021 wuchsen sie jedoch um 3,2 Prozent.

Wichtigster Abnehmer für die deutschen Exporteure waren erneut die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 13,5 Milliarden Euro exportiert, ein Plus von 21,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die weltgrößte Volkswirtschaft wird nach Prognose des IWF in diesem Jahr mit 3,7 Prozent kräftig wachsen. In die Volksrepublik China wurden Waren im Wert von 10,2 Milliarden Euro exportiert und damit 1,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Ausfuhren nach Großbritannien nahmen um 0,3 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro ab.

Die Exportwirtschaft rechnet mit einem insgesamt schwierigen Jahr. "Der Ukraine-Krieg belastet den deutschen Außenhandel massiv", warnte kürzlich der Präsident des Branchenverbandes BGA, Dirk Jandura. "Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen sind bisher kaum absehbar." Ähnlich sieht das der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der zusätzlich auf die Corona-Welle in China hinweist. "Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine sowie die neuerlich verschärften Produktions- und Logistikstörungen in China erschüttern den Welthandel", betonte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...