Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet, dass Führungskräfte des ostrussischen Militärs und der vietnamesischen Armee sich jüngst bei einem virtuellen Treffen zu einem gemeinsamen Militärmanöver verabredet haben, wie Radio Free Asia berichtet. Dabei sollen sich die beiden Parteien nicht nur über Datum und Austragungsort des Manövers verständigt, sondern auch Angelegenheiten medizinischer und logistischer Unterstützung diskutiert haben, erklärte die russische Nachrichtenagentur, ohne genauere Erklärungen abzugeben.
Oberst Ivan Taraev, Vorsitzender der Abteilung des für internationale Militärkooperation des ostrussischen Militärs, wurde damit zitiert, dass das gemeinsame Manöver "die praktischen Fähigkeiten der Kommandanten und Mitarbeiter im Hinblick auf die Organisation von Kampfübungen sowie Truppenverwaltung in taktisch schwierigen Situationen" verbessern und zur Entwicklung "unkonventioneller Lösungen" bei der Erfüllung von militärischen Aufgaben beitragen solle. Der Name des Manövers habe ebenfalls zur Debatte gestanden. Der erste öffentlich kundgegebene Vorschlag: "Continental Alliance 2022" – "Kontinentale Allianz 2022".
Nachdem die Pläne für das vietnamesisch-russische Manöver für internationale Kritik sorgten, äußerte sich kürzlich auch der Sprecher des vietnamesischen Außenministeriums, Le Thi Thu Hang, zu der Angelegenheit. Laut der Hanoi Times soll Hang lediglich bestätigt haben, dass Vietnam Kooperationsmaßnahmen im Verteidigungsbereich mit anderen Ländern in Erwägung ziehe. Dazu würde neben Austauschaktivitäten auch gemeinsame Militärmanöver gehören, die laut Hang "Freundschaft, Solidarität, Vertrauen und gegenseitiges Verständnis für Frieden, Zusammenarbeit und Entwicklung in der Region und Welt" stärken sollen.
Welchem Ziel das gemeinsame Militärmanöver letztlich auch dienen soll – es beschwört eine geschichtsträchtige Allianz. So gehörte die Sowjetunion damals zu den ersten Staaten, welche die sozialistische Demokratische Republik Vietnam anerkannte. Der kommunistische Revolutionär und Politiker Hồ Chí Minh hatte in den 1920er Jahren in Moskau studiert, gemeinsam mit anderen Mitgliedern der kommunistischen Partei Indochinas. Und im Vietnamkrieg schließlich belieferte die Sowjetunion die vietnamesische Armee mit Waffen. 2001 war Wladimir Putin dann der erste russische Präsident nach dem Niedergang der Sowjetunion, der laut Putin "größten geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts, der Vietnam einen Besuch abstattete.
Gerade in den USA begegnet man den militärischen Aktivitäten Russlands in Ostasien mit Skepsis bis hin zu offener Empörung. So setzen Kritiker das russisch-vietnamesische Militärmanöver mit einem gemeinsamen Gipfel der US-Amerikaner mit dem Verband Südostasiatischer Nationen Mitte Mai in Washington in Verbindung, an dem auch Vietnam teilnehmen soll. Charlie Thayer, Professor an der New South Wales University in Australien und Vietnam-Experte betonte gegenüber Radio Free Asia: "Wie wird der vietnamesische Staatschef Biden in die Augen sehen können angesichts der klaren Haltung der USA zum Ukraine-Krieg und zur russischen Invasion?
So gehe man nicht mit "der Supermacht der Welt" um, spitzt Thayer seine Kritik zu. In Moskau und Hanoi wird man die Angelegenheit sicherlich anders bewerten. Jedenfalls steht nun infolge des gemeinsamen Militärmanöver Russlands und Vietnams eine Frage im Raum: Stellt Putin nach der Ukraine nun auch die Machtfrage im südostasiatischen Raum gestellt?
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