Deutschland

Erneute Preisanstiege? Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien kann deutsche Industrie treffen

Russland hat seine Drohungen wahrgemacht und Gaslieferungen an Polen und Bulgarien eingestellt – für deutsche Unternehmen könnte es jetzt deshalb brenzlig werden.
27.04.2022 17:16
Lesezeit: 1 min
Erneute Preisanstiege? Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien kann deutsche Industrie treffen
Besonders energieintensive Industrien wie die Stahlindustrie versetzt das Szenario eines russischen Gaslieferstopps in Unruhe. Mit dem Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien dürften diese Industrien nun die Vorstufe eines totalen Lieferstopps erleben. (Foto: dpa)

Das Lieferembargo von russischem Gas für Polen und Bulgarien betrifft Deutschland der Einschätzung des Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, zufolge zwar vorerst nicht. Doch im Hinblick auf die deutsche Industrie würde sich die Lage laut Adrian anders gestalten: "Trotzdem kann ein russischer Gas-Lieferstopp für Polen und Bulgarien über einen weiteren Preisanstieg auch deutsche Unternehmen zusätzlich in Schwierigkeiten bringen."

Die Entwicklung würde vor allem die energieintensive Industrie in einer ohnehin schon vor Kriegsbeginn angespannten Situation treffen, wie der DIHK-Chef ausführt: "Denn die Energiepreise waren schon 2021 das größte Geschäftsrisiko bei Industrieunternehmen." Über die stark vernetzten Produktions- und Logistikketten sei davon letztlich die Wirtschaft in Deutschland in ihrer ganzen Breite negativ beeinflusst. "Die Betriebe können darauf kurzfristig kaum mit eigenen betrieblichen Maßnahmen reagieren", mahnt Adrian.

Denn die Rückmeldungen aus den Unternehmen zeigten, dass maximal zwei Prozent des Gaseinsatzes durch zusätzliche Effizienzmaßnahmen schnell eingespart werden können. Wichtig sei daher jetzt, dass das Paket der Bundesregierung branchenübergreifend den besonders energieintensiven Unternehmen offenstehe. Die Bundesregierung sieht den russischen Gas-Lieferstopp für Polen und Bulgarien zwar mit Sorge, schätzt den Gas-Fluss nach Deutschland derzeit aber als stabil ein.

Wirtschaftsforscher am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln beteuerten jüngst, sie würden die "abwartende Haltung" der Bundesregierung im Hinblick auf ein Gas-Embargo gegen Russland verstehen. In Anbetracht der derzeitigen Umstände stellt sich jedoch die Frage, ob Moskau der Bundesregierung bei anhaltenden Waffenlieferungen in die Ukraine nicht zuvorkommt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...