Technologie

Sanktionen schmerzen Huawei - könnten für die Amerikaner aber nach hinten losgehen

Lesezeit: 2 min
03.05.2022 13:36  Aktualisiert: 03.05.2022 13:36
Am Beispiel des chinesischen Technologiekonzerns zeigt sich, dass die Verhängung von Sanktionen langfristig eine unbeabsichtigte Wirkung haben kann.
Sanktionen schmerzen Huawei - könnten für die Amerikaner aber nach hinten losgehen
Passanten laufen an einer Werbefassade von Huawei vorbei. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit starken Investitionen in Forschung und Entwicklung reagiert der chinesische Telekomriese Huawei auf die völkerrechtswidrigen Sanktionen der USA und geopolitische Krisen. „Wir glauben, dass wir nur durch Non-Stop-Innovation am Ball bleiben können“, sagte der Vorstandschef Ken Hu am vergangenen Dienstag auf einem Treffen mit Analysten am Konzernsitz im südchinesischen Schenzhen. „Wir tätigen sehr starke Investitionen in Forschung und Entwicklung.“

Nach dem Umsatzeinbruch 2021 stehe der Technologiekonzern in diesem Jahr vor „noch größeren Herausforderungen.“ Hu nannte das externe Umfeld, geopolitische Konflikte, die Corona-Pandemie, eine potenziell globale Inflation und Wechselkursschwankungen. Er kritisierte die Sanktionen der US-Regierung, die Huawei das Leben schwer machen.

„Wegen der unberechtigten Sanktionen gegen Huawei haben wir Schwierigkeiten, an bestimmte fortschrittliche Komponenten heranzukommen“, sagte Hu. „Deswegen sind wir nicht in der Lage, eine führende Position in bestimmten Technologien zu wahren.“ Der Konzern bleibe aber nicht einfach stehen, sondern konzentriere sich auf Entwicklungen in Systemtechnik, Konnektivität, Rechenleistung und Cloud-Technik. Auch wolle Huawei in der Autoindustrie eine größere Rolle spielen.

In den vergangenen fünf Jahren hatte der Konzern seine jährlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf zuletzt 142 Milliarden Yuan (umgerechnet 20 Milliarden Euro im Jahr 2021) fast verdoppelt. Das sind 22,4 Prozent seines Umsatzes. Damit steht Huawei weltweit in der Spitzengruppe. Mit 107.000 Mitarbeitern arbeite die Hälfte in Forschung und Entwicklung, berichtete Huawei.

Der Umsatzanteil der Investitionen in Innovation ist nach Angaben der Agentur Bloomberg bei Huawei fast doppelt so hoch ist wie bei der Google-Mutter Alphabet oder mehr als dreimal so viel wie bei Apple. „Alles, was wir uns heute vorstellen, ist wahrscheinlich viel zu konservativ und zu wenig für die Zukunft“, sagte Zhou Hong, Direktor des Huawei-Instituts für Forschung auf dem Analysten-Treffen. „Wir müssen der Zukunft mit kühnen Hypothesen und kühnen Vision begegnen und Vorsicht in den Wind schreiben.“

Huawei musste im vergangenen Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang um 28,6 Prozent auf rund 636,8 Milliarden Yuan (91,1 Milliarden Euro) verkraften. Als Gründe wurden die US-Sanktionen, die Pandemie und der Wegfall des Geschäfts durch den zuvor abgeschlossenen Ausbau des 5G-Netzwerkes in China genannt. Allerdings stieg der Gewinn um fast 76 Prozent auf rund 113,7 Milliarden Yuan.

Die US-Regierung hat völkerrechtswidrige Sanktionen gegen Huawei verhängt und dem Konzern den Zugang zu Chips aus internationaler Produktion gekappt, was vor allem das Smartphone-Geschäft belastet. Die USA werfen Huawei enge Verbindungen zu chinesischen Behörden vor und warnen vor einer angeblichen Gefahr von Spionage und Sabotage. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

„Halten am Smartphone-Geschäft in Europa fest“

Trotz der verheerenden Folgen der Sanktionen hält das Unternehmen an seinem Smartphone-Geschäft fest. „Wir werden weiterhin neue Smartphones in europäische Märkte bringen“, sagte Westeuropa-Chef William Tian Ende Februar am Rande der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona. Huawei war einst die Nummer zwei im Smartphone-Geschäft, der Marktanteil schrumpfte als Folge der Sanktionen insbesondere im Westen drastisch.

Das liegt unter anderem daran, dass Huawei keine Telefone mit Google-Diensten und superschnellem 5G-Datenfunk liefern kann. An einer eigenen 5G-Lösung werde gearbeitet, sagte Tian - und argumentierte zugleich, dass auch Huaweis 4G-Smartphones für den Alltag ausreichten. Durch das Fehlen der Google-Dienste musste Huawei unter anderem eine eigene Plattform zum App-Download aufbauen. „Es ist eine sehr schwere Zeit für Huawei, aber wir werden niemals aufgeben“, sagte der für das Elektronik-Geschäft zuständige Top-Manager Richard Yu. Das Unternehmen werde den „harten Winter“ überleben.

In Barcelona stellte Huawei den Plan vor, mit dem Zusammenspiel verschiedener Geräte im Geschäft mit Unternehmen zu punkten. Der Konzern enthüllte neue Modelle von Notebooks, Tablets, einen Desktop-Rechner sowie auch einen E-Ink-Reader und einen Laser-Drucker. Unter anderem auch Apple und Samsung setzen darauf, durch die Verzahnung verschiedener Geräte die Kunden an ihre Produktwelten zu binden. Bei Huawei klafft durch die Sanktionen aber eine Lücke in dem Konzept, wenn es um Smartphones geht. Westeuropa-Chef Tian spielte die Konsequenten für das Geschäft mit Unternehmen herunter, weil dort Laptops im Mittelpunkt stünden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...