Unternehmen

Discounter fährt zur See: Lidl gründet eigene Reederei

Startet der Discounter in Deutschland einen neuen Trend?
05.05.2022 09:08
Lesezeit: 1 min

Lidl, einer der führenden Discounter im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel, überrascht mit einer neuen Geschäftsidee. Das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Neckarsulm rüstet auf aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe aus Fernost und nimmt nun buchstäblich das Ruder selbst in die Hand.

Wie die Pariser Marktbeobachtungsfirma „Alphaliner“ berichtet, will der zur Schwarz-Gruppe gehörende Discounter im Frühsommer mit vier Containerschiffen an den Start gehen. Diesbezüglich hat der Aldi-Konkurrent bereits die Reederei „Tailwind Shipping Lines“ ins Leben gerufen. Das gehe aus dem Register des europäischen Markenamtes hervor. Hierbei plane die Lidl-Reederei zwei Frachter von den Charterreedereien „Tamke“ (mit Sitz in Jork bei Buxtehude) und der Hamburger „Peter Döhle Schifffahrt“ zu chartern. Die beiden Schiffe haben eine Stellplatzkapazität von jeweils 4.957 TEU (sprich 4.957 Container). Zusätzlich soll noch das vor neun Jahren gebaute 3.868-TEU-Schiff „Mercur Ocean“ bereedert und das Containerschiff „Talassa“ gekauft werden. Letzteres hat mit einer Stellkapazität von 5.527 TEU den größten Transportraum der vier Schiffe, der insgesamt 19.309 TEU ausmacht.

Erstmal wurden die Frachter laut „Alphaliner“ für 48 Monate gechartert, danach soll ein erstes Fazit gezogen und über ein weiteres Vorgehen entschieden werden. Die Pariser Beratungsfirma vermutet einstweilen, dass die Schiffe auf den Routen Asien-Europa eingesetzt werden.

Insgesamt soll Lidl Brancheninsidern zufolge ein Transportvolumen von 400 bis 500 Container pro Woche haben (was bedeutet, dass es theoretisch mit seinen vier Schiffen fast seinen gesamten Bedarf selbst transportieren könnte). Lidl selbst hält sich dazu allerdings bedeckt. Lidl-Logistikchef Wolf Tiedemann wies Anfang des Monats lediglich darauf hin, dass es das Ziel des Discounters sei, das gestiegene Volumen unterschiedlicher Produktionsstätten langfristig flexibler zu steuern. Konkret: die Warenverfügbarkeit in den Filialen zu sichern. Das neue Reeder-Geschäftsfeld soll neben Transportdienstleistungen zur See auch Speditions-, Verpackungs- und Lagertätigkeiten umfassen, zur Sicherung der Lieferketten und der Warenverfügbarkeit in den Filialen.

Das deutsche Discounterunternehmen Lidl betreibt rund 11.200 Filialen in mittlerweile 32 Ländern. Gründer Dieter Schwarz (81) gehört mit einem Vermögen von über 30 Milliarden Euro zu den drei reichsten Deutschen. So wie Lidl haben bereits Einzelhandelsunternehmen wie Ikea, Walmart und Home Depot aufgrund der globalen Lieferkettenkrise während der Pandemie eigene Schiffe gechartert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Handelsadern unter Beschuss: Wem gehören die Häfen der Welt?
02.08.2025

Im globalen Machtpoker um maritime Infrastruktur blockiert China die milliardenschwere Übernahme von CK Hutchinson-Terminals durch...

DWN
Panorama
Panorama Sommerferien 2025: Wer früher startet, erlebt mehr Sonne – wer später reist, profitiert anders
02.08.2025

Sommerferien sind heiß ersehnt – doch wann ist der beste Zeitpunkt für den Urlaub? Früh oder spät starten, Sonne oder Schnäppchen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lebensversicherung verkaufen: Wie Sie die Lebensversicherung zu Geld machen können
02.08.2025

Bei einem Verkauf der Lebensversicherung erhält man in aller Regel mehr Geld als bei einer Kündigung des Vertrags. Während der...

DWN
Technologie
Technologie LinkedIn ist das professionelle soziale Netzwerk: Doch etwas ist im Wandel
02.08.2025

LinkedIn galt lange als letzte seriöse Bastion im Netz – ein Ort für Karrieren, Netzwerkpflege und Fachlichkeit. Doch jetzt häufen...

DWN
Finanzen
Finanzen Warum nur 1 von 25 Aktien echten Wohlstand schafft
02.08.2025

Nur vier Prozent der Aktien schaffen es, den Markt nachhaltig zu schlagen – der Rest vernichtet langfristig Vermögen. Was Anleger jetzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien-Crowdfunding-Falle: Anleger warnt vor Reinvest24
02.08.2025

Ein Investor schlägt Alarm: Zinsen bleiben aus, Geld verschwindet, Auskünfte gibt es keine. Der Fall der Plattform Reinvest24 zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrermangel in Europa: Fast die Hälfte der europäischen Lkw-Fahrer steht kurz vor der Pensionierung
02.08.2025

Europa droht eine stille Krise, die alle trifft: Hunderttausende Lkw-Fahrer gehen bald in Rente – doch kaum jemand will nachrücken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chef des Superfonds Eifo zur chinesischen Windkraft-Offensive: „Ich bin besorgt“
02.08.2025

Chinas Windkraftkonzerne drängen mit Macht auf globale Märkte – und bedrohen nun auch Europas Energiewende. In Lateinamerika, Afrika...