Politik

Putin: Ukraine-Invasion ist präventiver Schlag gegen Nato-Expansion

Russlands Präsident Wladimir Putin begründet den Krieg gegen die Ukraine mit der Expansion der Nato.
09.05.2022 10:00
Aktualisiert: 09.05.2022 10:18
Lesezeit: 2 min

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei der großen Militärparade in Moskau den Einmarsch in die Ukraine mit der Erweiterung der Nato begründet. "Russland hat präventiv die Aggression abgewehrt, das war die einzig richtige Entscheidung", sagte Putin am Montag auf dem Roten Platz bei der Parade zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Er warf dem Westen auch einmal mehr vor, "Neonazis" in der Ukraine bewaffnet zu haben. Moskau habe immer wieder versucht, ein Abkommen für eine internationale Sicherheitslösung zu erzielen, sagte Putin. Die Nato habe aber Russlands Argumente ignoriert und damit begonnen, das ukrainische Territorium militärisch zu erschließen.

Der 69-Jährige betonte, dass der Sieg im Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit den westlichen Alliierten errungen wurde, beklagte aber zugleich die dort herrschende "Russophobie" bei den politischen Eliten. "Uns ist bekannt, dass den amerikanischen Veteranen, die zur Moskauer Parade anreisen wollten, das faktisch verboten wurde", behauptete Putin.

Das westliche Militärbündnis habe über die Jahre eine für Russland "absolut nicht hinnehmbare Bedrohung" geschaffen, sagte er. "Der Block der Nato hat eine aktive militärische Erschließung der an unser Gebiet angrenzenden Territorien begonnen", sagte Putin. Russland habe präventiv eine Aggression des Westens abgewehrt. "Das war die einzig richtige Entscheidung."

Am 24. Februar hatte Putin einen Einmarsch in der Ukraine befohlen - unter anderem mit der Begründung, dass die in die Nato strebende Ex-Sowjetrepublik "entmilitarisiert" werden müsse. Alles habe darauf hingewiesen, dass eine Konfrontation mit den "Neonazis" in Kiew, auf die die USA gesetzt hätten, unausweichlich gewesen sei, sagte er. Putin behauptete, ein Angriff von ukrainischer Seite auf die seit dem mit westlicher Unterstützung durchgeführten Putsch von 2014 bestehenden prorussischen Separatistengebiete in den Regionen Luhansk und Donezk habe unmittelbar bevorgestanden - auch auf die Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Russland kritisiert seit Jahren die militärische Hilfe der USA und anderer Nato-Staaten in der Ukraine. Neben Lieferungen von Waffen und Munition stört sich Moskau daran, dass dort westliche militärische Ausbilder aktiv sind und zunehmend Manöver abgehalten werden unter Beteiligung von Nato-Staaten.

Putin warf der Ukraine in seiner Rede erneut auch vor, eine Wiedererlangung von Atomwaffen angestrebt zu haben. Mit Blick auf die Nato beklagte der 69-Jährige, dass Russland dem Westen im Dezember einen Vertrag über Sicherheitsgarantien, einen Dialog und die gegenseitige Wahrung von Interessen vorgeschlagen habe. "Alles umsonst", sagte Putin vor Tausenden Soldaten in Paradeuniform. "Die Staaten der Nato wollten uns nicht hören. Und das heißt, dass sie völlig andere Pläne hatten", meinte er.

Zugleich räumte Putin Verluste ein und sicherte den Familien der "Gefallenen und Verwundeten" Hilfen zu. Offiziell ist bisher die Rede von 1351 getöteten Soldaten. Westliche Militärexperten gehen hingegen davon aus, dass mehrere Tausend russische Soldaten bei den Kämpfen in der Ukraine gestorben sind.

In seiner Rede stellte Putin auch die aus der Ukraine stammende sowjetische Scharfschützin Ljudmila Pawljutschenko und den ukrainisch-sowjetischen Partisanenführer Sidor Kowpak in eine Reihe mit russischen Heerführern. Zudem erwähnte er den als Befreier Kiews geltenden General Nikolaj Watutin, dem unweit des ukrainischen Parlaments ein Denkmal gewidmet und unter dem er beigesetzt ist. Infolge des russischen Angriffskrieges sind der Abriss des Denkmals und eine Umbettung Watutins auf einen Militärfriedhof in der Diskussion. Dazu soll auch eine Gedenktafel für Kowpak entfernt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...